Kairo. . Wegen den gewaltsamen Unruhen in Ägypten flüchten Hunderte Touristen und Einheimische aus dem Land. Luftlinien reagieren auf das nächtliche Ausgehverbot. Reiseveranstalter bieten inzwischen kostenlose Stornierungen an.

Angesichts der gewaltsamen Unruhen in Ägypten flüchten Hunderte Touristen und Einheimische aus dem Land. Zwischen 1500 und 2000 Menschen kamen am Samstag am Flughafen von Kairo zusammen, die meisten von ihnen ohne Reservierungen. Deutsche Reiseveranstalter bieten angesichts der verschärften Reisehinweise des Auswärtigen Amtes zu Ägypten gebührenfreie Umbuchungen und Stornierungen an. Mehrere Fluggesellschaften sagten am Samstag Verbindungen in das Land ab.

Das Tourismusunternehmen TUI teilte mit, Urlauber, die bis einschließlich 3. Februar anreisen wollten, könnten wegen der Proteste und landesweiten nächtlichen Ausgangssperre gebührenfrei umbuchen. Zudem seien alle Ausflüge in die Hauptstadt Kairo bis zu diesem Zeitpunkt abgesagt worden. Urlaub am Roten Meer hingegen könne ohne Beeinträchtigung stattfinden, erklärte ein Sprecher.

Für den Sturz von Präsident Husni Mubarak haben unterdessen Tausende Ägypter am Samstag ihr Leben aufs Spiel gesetzt. In der Innenstadt von Kairo kletterten Demonstranten auf gepanzerte Fahrzeuge der Sicherheitskräfte. Als am Nachmittag eine Menschenmenge das Innenministerium zu stürmen versuchte, eröffnete die Polizei das Feuer. Dabei wurden mindestens drei Menschen getötet.

Plünderer zerstören Mumien in Museum

Nach bisherigem Stand von Samstagabend sind bei den Protesten in Ägypten in den vergangenen zwei Tagen mindestens 62 Menschen getötet worden. Das teilten ägyptische Sicherheitsbeamte mit. Mindestens 2000 weitere seien bei den Demonstrationen und teilweise gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizisten verletzt worden.

Aus Angst vor Plünderungen haben Einwohner in Kairo am Samstag ihre Häuser verbarrikadiert und bewaffnete Nachbarschaftswachen organisiert. Obwohl in der Hauptstadt Soldaten im Einsatz waren, zogen nach Berichten von Augenzeugen Jugendgangs durch die Straßen und plünderten Supermärkte und Geschäfte. In wohlhabenden Vierteln wurde in Wohnungen und Häuser eingebrochen. In der Innenstadt und mehreren Außenbezirken waren Schüsse zu hören.

Plünderer haben im weltberühmten Ägyptischen Museum in Kairo zwei Mumien zerstört. Das Museum, das neben anderen unwiederbringlichen Artefakten die goldene Maske des Königs Tutenchamun aus dem 14. vorchristlichen Jahrhundert beherbergt, wurde in der Nacht zum Samstag aber nicht nur von Vandalen bedroht, sondern auch vom Feuer in der benachbarten Zentrale der Regierungspartei NDP. Die Parteizentrale war im Lauf der Demonstrationen am Vortag in Brand gesteckt worden; das Feuer war auch am Samstag noch nicht endgültig gelöscht.

Österreich spricht Reisewarnung aus, Deutschland nicht

Das Auswärtige Amt in Berlin hat unterdessen nach wie vor keine dezidierte Reisewarnung für Ägypten ausgesprochen. Konkrete Reisewarnungen gibt es derzeit nur für fünf Länder, darunter Somalia, Afghanistan und der Irak. Der CDU-Tourismusexperte Jürgen Klimke hat das Auswärtige Amt dafür kritisiert: „Es ist nicht einzusehen, warum Touristen aus Österreich oder Luxemburg formal davor gewarnt werden, eine Reise nach Ägypten anzutreten, jene aus Deutschland aber nicht“, sagte Klimke der „Berliner Morgenpost“ (Sonntagausgabe). Offenbar sei bislang versäumt worden, hier EU-weit zu einer gemeinsamen Abstimmung zu finden. Er werde das Auswärtige Amt jetzt auffordern, bis zur nächsten Sitzung des Gremiums einen „Sofortbericht“ zur EU-weiten Abstimmung der Reisewarnung anzufertigen, sagte der Bundestagsabgeordnete, der Mitglied des Auswärtigen Ausschusses ist.

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In Ägypten haben die Veranstalter der REWE Touristik ITS, Jahn Reisen und Tjaereborg nach eigenen Angaben Tagesausflüge nach Kairo bis einschließlich 4. Februar abgesagt. Bei Nilkreuzfahrten würden geplante Anschlussaufenthalte in Kairo durch das Rote Meer ersetzt, hieß es. Die REWE Touristik hat nach eigenen Angaben derzeit 3100 Gäste in Ägypten.

Nach Angaben des Auswärtigen Amtes in Berlin sollte von nicht unbedingt notwendigen Reisen nach Kairo, Alexandria und Suez derzeit Abstand genommen werden. Reisenden in Ägypten werde dringend empfohlen, Menschenansammlungen und Demonstrationen weiträumig zu meiden und die örtliche Medienberichterstattung aufmerksam zu verfolgen.

Luftlinien reagieren auf nächtliches Ausgehverbot

Die israelische Fluggesellschaft El Al holte am Samstag mit einem Sonderflug rund 200 Israelis aus Ägypten zurück. Unter ihnen seien Dutzende Touristen und Angehörige von Diplomaten, erklärte ein Gewährsmann. Die diplomatischen Vertreter Israels sollen demnach vorerst in Ägypten bleiben. El Al bietet mit Rücksicht auf strenggläubige Juden am Sabbat keine regelmäßigen Flugverbindungen.

Die Lufthansa strich am Samstag ihre beiden Verbindungen nach Kairo. Air Berlin sagte einen Flug in die ägyptische Hauptstadt ab. Die US-Fluggesellschaft Delta Airlines erklärte, alle Verbindungen von und nach Kairo würden bis auf weiteres gecancelt. Die polnische LOT sagte einen für Samstagabend geplanten Flug von Warschau nach Kairo und den Rückflug am Sonntag ab.

Unruhen in Arabien

Am Freitag: Die Demonstranten beteten am Mittag vor der bedrohlichen Kulisse der kampfbereiten Polizisten.
Am Freitag: Die Demonstranten beteten am Mittag vor der bedrohlichen Kulisse der kampfbereiten Polizisten. © AFP
Unter den Demonstranten war auch der Friedensnobelpreisträger Mohamed ElBaradei.
Unter den Demonstranten war auch der Friedensnobelpreisträger Mohamed ElBaradei. © AFP
Ziel der Demonstranten ist die Abdankung des ägyptischen Königs Hosni Mubarak.
Ziel der Demonstranten ist die Abdankung des ägyptischen Königs Hosni Mubarak. © AFP
Nach dem Freitagsgebet gingen die protestierenden Menschen auf die Straße.
Nach dem Freitagsgebet gingen die protestierenden Menschen auf die Straße. © AFP
Die Polizei ging mit Wasserwerfern...
Die Polizei ging mit Wasserwerfern... © AFP
und Tränengas gegen die Menschen vor.
und Tränengas gegen die Menschen vor. © AFP
Die ägyptische Polizei ging mit aller Härte gegen die Protestierenden vor.
Die ägyptische Polizei ging mit aller Härte gegen die Protestierenden vor. © AFP
Die ägyptische Polizei ging mit aller Härte gegen die Protestierenden vor.
Die ägyptische Polizei ging mit aller Härte gegen die Protestierenden vor. © AFP
Die ägyptische Polizei ging mit aller Härte gegen die Protestierenden vor.
Die ägyptische Polizei ging mit aller Härte gegen die Protestierenden vor. © AFP
Die ägyptische Polizei ging mit aller Härte gegen die Protestierenden vor.
Die ägyptische Polizei ging mit aller Härte gegen die Protestierenden vor. © AFP
Die ägyptische Polizei ging mit aller Härte gegen die Protestierenden vor.
Die ägyptische Polizei ging mit aller Härte gegen die Protestierenden vor. © AFP
Die ägyptische Polizei ging mit aller Härte gegen die Protestierenden vor.
Die ägyptische Polizei ging mit aller Härte gegen die Protestierenden vor. © AFP
Die ägyptische Polizei ging mit aller Härte gegen die Protestierenden vor.
Die ägyptische Polizei ging mit aller Härte gegen die Protestierenden vor. © AFP
Die ägyptische Polizei ging mit aller Härte gegen die Protestierenden vor.
Die ägyptische Polizei ging mit aller Härte gegen die Protestierenden vor. © AFP
Auch Mohamed ElBaradei (Bildmitte) hielt sich nach der gewaltsamen Auseinandersetzung in einer Moschee auf.
Auch Mohamed ElBaradei (Bildmitte) hielt sich nach der gewaltsamen Auseinandersetzung in einer Moschee auf. © AFP
Viele Demonstranten gerieten in die Tränengaswolken...
Viele Demonstranten gerieten in die Tränengaswolken... © AFP
...und litten unter der Wirkung der Waffe.
...und litten unter der Wirkung der Waffe. © AFP
Ziel der Proteste ist die Absetzung des ägyptischen Königs Hosni Mubarak.
Ziel der Proteste ist die Absetzung des ägyptischen Königs Hosni Mubarak. © REUTERS
Auch in Tunesien gingen Menschen auf die Straße, um ihre Solidarität mit der ägyptischen Bevölkerung zu demonstrieren.
Auch in Tunesien gingen Menschen auf die Straße, um ihre Solidarität mit der ägyptischen Bevölkerung zu demonstrieren. © REUTERS
Auch in Tunesien gingen Menschen auf die Straße, um ihre Solidarität mit der ägyptischen Bevölkerung zu demonstrieren.
Auch in Tunesien gingen Menschen auf die Straße, um ihre Solidarität mit der ägyptischen Bevölkerung zu demonstrieren. © REUTERS
Auch in Tunesien gingen Menschen auf die Straße, um ihre Solidarität mit der ägyptischen Bevölkerung zu demonstrieren.
Auch in Tunesien gingen Menschen auf die Straße, um ihre Solidarität mit der ägyptischen Bevölkerung zu demonstrieren. © REUTERS
Auch in Tunesien gingen Menschen auf die Straße, um ihre Solidarität mit der ägyptischen Bevölkerung zu demonstrieren.
Auch in Tunesien gingen Menschen auf die Straße, um ihre Solidarität mit der ägyptischen Bevölkerung zu demonstrieren. © REUTERS
Auch in Tunesien gingen Menschen auf die Straße, um ihre Solidarität mit der ägyptischen Bevölkerung zu demonstrieren.
Auch in Tunesien gingen Menschen auf die Straße, um ihre Solidarität mit der ägyptischen Bevölkerung zu demonstrieren. © REUTERS
Auch in Tunesien gingen Menschen auf die Straße, um ihre Solidarität mit der ägyptischen Bevölkerung zu demonstrieren.
Auch in Tunesien gingen Menschen auf die Straße, um ihre Solidarität mit der ägyptischen Bevölkerung zu demonstrieren. © REUTERS
Auch in Tunesien gingen Menschen auf die Straße, um ihre Solidarität mit der ägyptischen Bevölkerung zu demonstrieren.
Auch in Tunesien gingen Menschen auf die Straße, um ihre Solidarität mit der ägyptischen Bevölkerung zu demonstrieren. © REUTERS
Vor der ägyptischen Botschaft in Ankara formierten sich Sympathisanten der Aufständischen.
Vor der ägyptischen Botschaft in Ankara formierten sich Sympathisanten der Aufständischen. © AFP
Vor der ägyptischen Botschaft in Ankara formierten sich Sympathisanten der Aufständischen.
Vor der ägyptischen Botschaft in Ankara formierten sich Sympathisanten der Aufständischen. © AFP
Vor der ägyptischen Botschaft in Ankara formierten sich Sympathisanten der Aufständischen.
Vor der ägyptischen Botschaft in Ankara formierten sich Sympathisanten der Aufständischen. © AFP
A dozen members of a pro-Islamic human rights group and a leftist party hold a joint protest in show of solidarity with protestors in Egypt, outside the Egyptian embassy in Ankara, on January 28, 2011. The April 6 Facebook group set up by young Egyptians to protest at high prices in 2008 this week brought tens of thousands onto the streets for anti-regime rallies despite draconian restrictions. The banner reads: ' Yesterday Tunisia, today Egypt'. AFP PHOTO/ADEM ALTAN
A dozen members of a pro-Islamic human rights group and a leftist party hold a joint protest in show of solidarity with protestors in Egypt, outside the Egyptian embassy in Ankara, on January 28, 2011. The April 6 Facebook group set up by young Egyptians to protest at high prices in 2008 this week brought tens of thousands onto the streets for anti-regime rallies despite draconian restrictions. The banner reads: ' Yesterday Tunisia, today Egypt'. AFP PHOTO/ADEM ALTAN © AFP
Donnerstag: Die Proteste der ägyptischen Bevölkerung gingen am Donnerstag trotz Verbotes weiter.
Donnerstag: Die Proteste der ägyptischen Bevölkerung gingen am Donnerstag trotz Verbotes weiter. © AFP
Die Proteste der ägyptischen Bevölkerung gingen am Donnerstag trotz Verbotes weiter.
Die Proteste der ägyptischen Bevölkerung gingen am Donnerstag trotz Verbotes weiter. © AFP
Die Proteste der ägyptischen Bevölkerung gingen am Donnerstag trotz Verbotes weiter.
Die Proteste der ägyptischen Bevölkerung gingen am Donnerstag trotz Verbotes weiter. © AFP
Die Proteste der ägyptischen Bevölkerung gingen am Donnerstag trotz Verbotes weiter.
Die Proteste der ägyptischen Bevölkerung gingen am Donnerstag trotz Verbotes weiter. © AFP
Die Proteste der ägyptischen Bevölkerung gingen am Donnerstag trotz Verbotes weiter.
Die Proteste der ägyptischen Bevölkerung gingen am Donnerstag trotz Verbotes weiter. © AFP
Die Proteste der ägyptischen Bevölkerung gingen am Donnerstag trotz Verbotes weiter.
Die Proteste der ägyptischen Bevölkerung gingen am Donnerstag trotz Verbotes weiter. © AFP
Mohamed ElBaradei kam ins Land, um die Demonstranten zu unterstützen.
Mohamed ElBaradei kam ins Land, um die Demonstranten zu unterstützen. © REUTERS
Auch in Sanaa im Jemen lehnten sich die Menschen gegen ihre Regierung auf.
Auch in Sanaa im Jemen lehnten sich die Menschen gegen ihre Regierung auf. © REUTERS
Auch in Sanaa im Jemen lehnten sich die Menschen gegen ihre Regierung auf.
Auch in Sanaa im Jemen lehnten sich die Menschen gegen ihre Regierung auf. © REUTERS
Auch in Sanaa im Jemen lehnten sich die Menschen gegen ihre Regierung auf.
Auch in Sanaa im Jemen lehnten sich die Menschen gegen ihre Regierung auf. © REUTERS
Auch in Sanaa im Jemen lehnten sich die Menschen gegen ihre Regierung auf.
Auch in Sanaa im Jemen lehnten sich die Menschen gegen ihre Regierung auf. © AFP
Auch in Sanaa im Jemen lehnten sich die Menschen gegen ihre Regierung auf.
Auch in Sanaa im Jemen lehnten sich die Menschen gegen ihre Regierung auf. © AFP
Auch in Sanaa im Jemen lehnten sich die Menschen gegen ihre Regierung auf.
Auch in Sanaa im Jemen lehnten sich die Menschen gegen ihre Regierung auf. © REUTERS
Die Unruhen haben sich über weite Teile des arabischen Raums ausgebreitet.
Die Unruhen haben sich über weite Teile des arabischen Raums ausgebreitet. © AFP
Die Unruhen haben sich über weite Teile des arabischen Raums ausgebreitet.
Die Unruhen haben sich über weite Teile des arabischen Raums ausgebreitet. © REUTERS
Die Unruhen haben sich über weite Teile des arabischen Raums ausgebreitet.
Die Unruhen haben sich über weite Teile des arabischen Raums ausgebreitet. © REUTERS
Die Unruhen haben sich über weite Teile des arabischen Raums ausgebreitet.
Die Unruhen haben sich über weite Teile des arabischen Raums ausgebreitet. © AFP
Die Unruhen haben sich über weite Teile des arabischen Raums ausgebreitet.
Die Unruhen haben sich über weite Teile des arabischen Raums ausgebreitet. © AFP
Die Unruhen haben sich über weite Teile des arabischen Raums ausgebreitet.
Die Unruhen haben sich über weite Teile des arabischen Raums ausgebreitet. © REUTERS
Die Unruhen haben sich über weite Teile des arabischen Raums ausgebreitet.
Die Unruhen haben sich über weite Teile des arabischen Raums ausgebreitet. © AFP
Die Unruhen haben sich über weite Teile des arabischen Raums ausgebreitet.
Die Unruhen haben sich über weite Teile des arabischen Raums ausgebreitet. © REUTERS
Die Unruhen haben sich über weite Teile des arabischen Raums ausgebreitet.
Die Unruhen haben sich über weite Teile des arabischen Raums ausgebreitet. © AFP
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British Airways verlegte die Abflugzeiten, damit ihre Jets nicht während des nächtlichen Ausgehverbots in Kairo landen. Außerdem sollte eine Chartermaschine nach Ägypten geschickt werden, um Reisende auszufliegen, die das Land verlassen wollten. Die Fluggesellschaft British Midlands International, eine Lufthansa-Tochter, erklärte, eine ihrer Maschinen sei in der Luft auf dem Weg nach Kairo umgekehrt, weil sie nicht rechtzeitig vor dem Ausgehverbot hätte landen und die Passagiere deswegen den Flughafen nicht hätten verlassen können.

Das Außenministerium in Warschau berichtete, mehrere polnische Touristen hätten sich mit Mietwagen in ägyptische Städte aufgemacht, in denen es zu Protesten gegen die Regierung komme. Ein solches Verhalten sei überaus verantwortungslos, sagte Ministeriumssprecher Marcin Bosacki. (dapd)