St. Goarshausen. . Am gekenterten Chemietanker „Waldhof“ auf dem Rhein besteht Explosionsgefahr in mindestens einem der Schwefelsäuretanks. Bergungsspezialisten zufolge würde der Funke „eines knisternden Wollpullovers“ genügen, um eine Explosion auszulösen.
Am auf dem Rhein gekenterten Chemietanker „Waldhof“ besteht Explosionsgefahr in mindestens einem der Schwefelsäuretanks. Erste Ergebnisse hätten gezeigt, dass sich Flusswasser im hintersten der sieben Tanks des Schiffes befinde. In Verbindung mit der geladenen Schwefelsäure habe sich Wasserstoffgas gebildet, sagte ein Sprecher des Wasser- und Schifffahrtsamtes (WSA) am Donnerstag auf dapd-Anfrage.
Das Wasserstoffgas befindet sich in einem abgeschlossen Tank. Den Bergungsspezialisten zufolge würde der Funke „eines knisternden Wollpullovers“ genügen, um eine Explosion auszulösen. Auch eine Kollision mit einem Schiff oder ein Bewegen des Tankers wäre gefährlich. Um Gefahren bei der Probenentnahme zu mindern, kommt ein spezielles Bohrverfahren mit ständiger Kühlung zum Einsatz. Die Spezialisten beabsichtigten, den Wasserstoff mit deutlich dichterem Stickstoff in den Tanks zu binden und so „herauszupressen“. Beim Entweichen des Wasserstoffs aus den Tanks ist er dem Sprecher zufolge völlig ungefährlich, da das leichte Gas sofort nach oben steigt und sich verflüchtigt.
BASF-Experten helfen
Zu einer Probe aus einem weiteren Tank liegen nach Angaben der Einsatzleitung am Donnerstagabend noch keine Ergebnisse vor. Am Donnerstag wurden weitere Proben entnommen. Bis Freitagabend sollen Proben aus allen Tanks entnommen worden sein. Untersucht wird neben der Explosionsgefahr, ob die Säure durch Kontakt mit Flusswasser möglicherweise zu aggressiv für ein späteres Abpumpen geworden ist. Wann mit einem möglichen Abpumpen begonnen werden könne, werde „je nach Lage“ spontan von den Spezialisten entschieden. Unter diesen befinden sich auch Experten des Ludwigshafener Chemiekonzerns BASF, in dessen Auftrag der Tanker auf seiner Unglücksfahrt unterwegs war.
Während des Anbohrens der Tanks am Freitag (28. Januar) soll weiter die rechtsrheinische Schienentrasse ab etwa 14 Uhr gesperrt werden. Betroffen sind erneut Verbindungen der Deutschen Bahn und des Regionalbahnbetreibers VIAS. Auch die Bundesstraßen 9 (ab 13 Uhr) und 42 (ab 12 Uhr) sollen am Freitagmittag wieder voll gesperrt werden.
Konzept für geordnete Weiterfahrt
Am Freitagmorgen ab etwa 8 Uhr soll die Schifffahrt stromaufwärts wieder für rund fünf Stunden freigegeben werden. Die festliegenden Schiffe, die sich seit dem Unglück vor rund zwei Wochen in der Gegenrichtung stauen, werden vom Wasser- und Schifffahrtsamt erfasst. Zu diesem Zweck war am Mittwochabend ein Fragebogen herausgegeben worden, in denen technische Daten über die einzelnen Schiffe und ihre Ladung gesammelt werden. Unter anderem anhand dieser Daten soll ein Konzept erstellt werden, wie die Schiffe nach der Bergung geordnet und ohne Zeitverzug ihre Weiterfahrt aufnehmen können. Für die Rheinschiffer wurde ein Infotelefon eingerichtet, die Nummern wurden auf der Internetseite des WSA veröffentlicht.
Bei einer am Mittwoch stromabwärts bei Boppard gefundenen Wasserleiche handelt es sich nach Angaben der Einsatzleitung nicht um eines der zwei vermissten Besatzungsmitglieder. Die 110 Meter lange „Waldhof“ war am 13. Januar nahe dem Loreleyfelsen gekentert und liegt auf der Seite. Zwei der vier Bootsmänner konnten nach der Havarie verletzt an Land gebracht werden. Die Ursache des Unglücks ist noch unklar. Der Tanker ist mit insgesamt mit knapp 2.400 Tonnen Schwefelsäure beladen. (dapd)