Essen. . Mit Sarah Knappiks Ausstieg verliert das Dschungelcamp von RTL sein Zugpferd. Die Bochumerin hinterlässt ein emotionales Chaos: Tränen, Aussprachen, Misstrauen - die perfekte Seifenoper. Rainer Langhans musste ebenfalls das Camp verlassen.
Der 25. Januar 2011 – Merken Sie sich dieses Datum unbedingt! Es könnte sein, dass Ihre Enkel Sie eines Tages fragen, was Sie an diesem Tag gemacht haben. Die Mondlandung, das Kennedy-Attentat, der Unfalltod von Lady Di - in diese illustre Reihe kann nun der quasi-freiwillige Auszug von Sarah Knappik aus dem Dschungelcamp aufgenommen werden. Es bedeutet das Ende der höchst erfolgreichen Sarah-Knappik-Show, die fast zwei Wochen lang für Rekordquoten bei RTL sorgte.
Angeblich plant der Kölner Sender bis einschließlich Samstag stattdessen eine Sendung namens “Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!” zu senden, wobei die Erfolgsaussichten hier recht vage sind. Zumal auch noch auf die spirituelle Weisheit von Rainer Langhans verzichtet werden muss, den die Zuschauer am Dienstag aus dem Camp wählten.
Director’s Cut der Montagsfolge
Um sich gebührend von der 24-jährigen aus Bochum zu verabschieden, verlängerte RTL die Sendung am Dienstag um 40 Minuten. Erstaunlicherweise hat n-tv nicht live aus dem Dschungel berichtet – wie es die Größe des Ereignisses eigentlich geboten hätte – sondern zeigte stattdessen vermutlich mal wieder eine Hitler-Dokumentation. Die zusätzlichen Sendeminuten wurden dazu genutzt, um dem Zuschauer einen Director’s Cut der Seifenoper des Vortages zu präsentieren. Ähnlich wie “Apocalypse Now” lief auch das Dschungel-GZSZ erst in seiner Langfassung zur absoluten Höchstform auf. Hier einige Punkte, die RTL nicht in die hektisch zusammengeschnittene Sendung vom Montag einbringen konnte:
1. Weitere Vorwürfe: Alkoholismus, sexuelle Perversion, Aggressivität – Sarah Knappik hatte als Camp-Hobbypsychologin ja bereits gut vorgelegt. Doch gab es noch einen weiteren Aspekt, den sie nicht unangesprochen lassen konnte, nämlich die angeblich unterdrückte Homosexualität von Jay Khan. In ihrer gewohnt rhetorisch geschliffenen Art stellte die 24-Jährige diese Diagnose: “Jay ist jemand, der in Medienwelt als schwul drinsteht.” Ein Befund, den seine neue große Liebe Indira Weis natürlich nicht gerne hörte, schließlich läuft es zwischen den beiden mindestens seit vier Tagen echt gut, Hochzeit und Kinder sind bestimmt schon geplant. Deswegen wollte die ehemalige “Bro’Sis”-Sängerin auch nicht klein beigeben und attestierte Knappik einen “Projektionsfehler”. Die Bochumerin sähe nur das, was sie sehen wolle. Wer möchte da noch behaupten, bei dem Dschungelcamp handele es sich um Unterschichten-TV?
Sarah weint im Dschungel
Mathieu Carrière als Jesus
2. Innerliche Zerrissenheit: Der arme Peer Kusmagk ist nach der Abwahl von Rainer Langhans das einzig verbleibende Mitglied von “Team Sarah”. Anfänglich noch in einer symbiotischen Beziehung mit seinem Übervater Mathieu Carrière, ist der Abnabelungsprozess nun beendet. Folgender Dialog zeigt, wie selbstständig Kusmagk inzwischen geworden ist: “Mein Vater ist so alt wie du Mathieu, der hätte so etwas nie gemacht. Der hat nämlich Stil”, sagte der 35-Jährige über Carrières Lästereien bezüglich Sarah Knappik. Mathieu Carrière zeigte sich schwer beeindruckt: “Ich bin erschüttert.” Wenn es so weiter geht, steht zu befürchten, dass sich Mathieu Carrière noch vor Ablauf des Camps wieder als Jesus geriert und sich ein Kreuz aus abgefallenen Ästen schreinert.
3. Reflexion: “Ich habe da leider keine Lust zu.” Dies war Knappiks Gemütszustand noch am Ende des turbulenten Montags, als sie um eine Aussprache gebeten wurde. Doch über Nacht reifte in ihr die Erkenntnis, dass sie “nicht länger mit Schauspielern zusammen” im Camp leben konnte. Vermutlich dachte sie noch vor zwei Wochen, dass Katy Karrenbauer ähnlich wie Ingrid van Bergen tatsächlich im Knast saß und Mathieu Carrière sich beruflich vor irgendwelchen Gerichtsgebäuden kreuzigen lässt. Wie dem auch sei, sie kam zu der Entscheidung, dass es ihr alles zu viel geworden sei. Somit sprach sie die magischen Worte “Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!” und ihr scheinbar endloses Martyrium hatte ein abruptes Ende.
Menschliche und räumliche Abgründe
Neben diesen ganzen menschlichen Abgründen fällt es schwer, wieder ins Tagesgeschäft einzusteigen. Doch zumindest die Überleitung ist einfach, denn auch dort ging es um Abgründe, allerdings um räumliche. Das “Pärchen” Indira Weis und Jay Khan musste gemeinsam zur Dschungelprüfung antreten, die diesmal aus einem Kletterparcours bestand. Sonst ein beliebtes Motivationstraining für gelangweilte Sparkassen-Filialleiter, die in Wochenendkursen in der Eifel ein “Survivaltraining light” absolvieren.
Hierbei waren Dschungel-Ken und -Barbie mit einem Magnetband an der Hüfte verbunden, sozusagen als temporäre siamesische Zwillinge. Mit Schlägern ausgestattet mussten sie in der Höhe aufgehängte Sterne abschlagen und am Ende des Parcours gemeinsam einen blinden Sprung in die Tiefe wagen. Jeder Paartherapeut hätte wohl angesichts dieser vertrauensbildenden Maßnahme frohlockt. Sieben von acht Sternen haben die beiden dabei erspielt.
“Goodbye, Ciao Ciao, Auf Wiedersehen!“
Doch dies ist natürlich nur eine Randnotiz angesichts des endgültigen Abschieds von Sarah Knappik. Zumindest ist er solange endgültig, bis sie von Talkshow zu Talkshow gereicht wird, um von ihren Erfahrungen im Dschungel zu berichten. Doch bis dahin ist es Zeit, sich von “Sarah K. – Superstar” zu verabschieden, die zwei Wochen lang für Schlagzeilen sorgte, die sich praktisch von selbst schrieben. Dementsprechend ist Folgendes festzuhalten: “Goodbye, Ciao Ciao, Auf Wiedersehen! – Die Zeit mit Dir war wunderschön.”