Essen. . Irgendein “Star” verlässt das Dschungelcamp freiwillig, doch keiner weiß, wer. So lautet der Zwischenstand im australischen Camp. Und das mutiert immer mehr zur inszenierten Seifenoper.

Montagabend war der Zeitpunkt, an dem das Dschungelcamp endgültig zu einer teuer produzierten Seifenoper wurde. Sämtliche essentiellen Zutaten waren vorhanden: Intrigen, Sex, Skurrilität, Gewalt, Konfrontation und ein dramatischer Cliffhanger. Dröseln wir die Gemengelage mal in umgekehrter Reihenfolge auf.

Dramatischer Cliffhanger: Das dynamische Duo Dirk Bach und Sonja Zietlow wollte gerade ins Camp schreiten, um das Ergebnis der Telefonabstimmung zu verkünden. Doch dann kam alles anders. “Sekunden vorher”, so Zietlow, habe einer der Stars – angesichts von acht Millionen Zuschauern täglich ist der Titel fast passend – verkündet, das Camp freiwillig verlassen zu wollen. Um wen es sich handelt, wurde jedoch nicht bekannt gegeben. Stattdessen wurde auf die folgende Sondersendung “Extra” verwiesen. Welch eine glückliche Fügung des Schicksals, also Zufall für den Kölner Sender, dass sich die bislang kontroverseste Sendung von “Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!” just dann ereignete, als RTL im Anschluss ein Dschungel-Spezial im Programm hatte. Hier wurde zwar viel über Bachs schaurig-schöne Kostüme, die psychologische Betreuung vor Ort und den Dauerbrenner Sarah Knappik gesprochen, aber nicht gesagt, wer denn nun gehen müsse.

Konfrontation: In den Hauptrollen das “blonde Gift” (Sarah Knappik) und der “Herzensbrecher” (Jay Khan). Also eine typische Seifenoper-Rollenverteilung. Es fing damit an, dass sich das blonde Gift gegen den Vorwurf der Undankbarkeit wehrte. “Ich sage Danke nur dann, wenn es von Herzen kommt.” Das brachte den Herzensbrecher zur Weißglut: “Du hast keinem die Möglichkeit gegeben, dich zu mögen.” Der leicht ergraute Patriarch (Mathieu Carrière) schlug sich auf die Seite des Herzensbrechers und wetterte gegen das blonde Gift: “Bitte, tu uns und dir einen Gefallen und verlasse das Camp!” Dann tauschten der Patriarch, der Herzensbrecher und das blonde Gift noch ein paar Nettigkeiten aus (“asozial”, “Interessiert mich einen Scheiß!”, “psychisch gestört” und “Du bist sehr gefährlich.”). In den Nebenrollen: die Geliebte des Herzensbrechers (Indira Weis) und der Halbbruder, der zwischen den Stühlen sitzt (Peer Kusmagk). Um der Chronistenpflicht zu genügen: die Geliebte trat zur Dschungelprüfung “Raus aus den Mulden“ an – die Prüfung, die das blonde Gift aus Angst um ihre Modelkarriere ablehnte – und erspielte dabei sieben von acht Sternen.

Gewalt: Der Patriarch, der Herzensbrecher und seine Geliebte zogen sich nach der Eskalation der Gefühle in ihre Finca (das Telefonhäuschen) zurück. Zu ihnen gesellten sich die tumbe Sportskanone (Thomas Rupprath) und die auffallend wortkarge böse Schwiegermutter (Katy Karrenbauer). Sie verlangten, dass das blonde Gift entfernt werde, sonst würden sie das Land verlassen. Das blonde Gift suchte die Aussprache, was die tumbe Sportskanone jedoch unterband. “Warum schubst du mich?”, fragte das blonde Gift. “Ich fasse dich so an, wie ich es für richtig halte”, antwortete die tumbe Sportskanone und schmiss das blonde Gift vor die Tür der Finca.

Skurrilität: Bei soviel Dramatik braucht eine Seifenoper auch eine gewisse Auflockerung. Diese kam in Form des verschrobenen Großonkels (Rainer Langhans). Der verschrobene Großonkel fragte den Rest des Ensembles, ob er es mit dem Abwasch wie zuhause halten könne. Dort reiche es ihm nämlich aus, wenn er seinen Teller und sein Besteck sauber lecke. Der verschrobene Großonkel erntete zwar seltsame Blicke von der anderen Darstellern, doch versicherten sie ihm, dass dies in Ordnung sei. Vermutlich plant der Patriarch zwar insgeheim schon die Einweisung des verschrobenen Großonkels in ein Pflegeheim, doch muss RTL sich ja noch Entwicklungsmöglichkeiten für die nächsten Episoden der Seifenoper lassen.

Sex: Zwischen dem Herzensbrecher und seiner Geliebten knistert es gewaltig, zumindest so sehr, wie es in einer Seifenoper knistern kann. Leidenschaftliche Filmküsse, ein bisschen Gefummel bis der Regisseur “Cut!” ruft und viele bedeutungsschwangere Blicke. Doch das ungetrübte Glück ist natürlich nur von kurzer Dauer. Das blonde Gift möchte sich zwischen den Herzensbrecher und seine Geliebte drängen. So behauptet das blonde Gift, der Herzensbrecher hätte ihr schon ein unmoralisches Angebot gemacht, bevor es zu der Liaison zwischen ihm und seiner Geliebten gekommen sei. “Jay hat mich vor der Sendung zuhause besucht und gesagt, wir sollen auf Katie Price und Peter André machen.” Ein kurzer Exkurs: das Busenmodel Katie Price und der gescheiterte Musiker Peter André lernten sich bei der englischen Version der Dschungel-Seifenoper kennen. Dann die typische Soap-Beziehung: Hochzeit, Kinder, Streit, Affären, Scheidung, Medien-Schlammschlacht. Doch dies wollte das blonde Gift nicht: “Liebe vortäuschen, das kann ich nicht.” Von dieser skandalösen Offenbarung zeigte sich vor allem der zwischen-den-Stühlen-sitzende Halbbruder schwer beeindruckt: “Wenn das stimmt, dann ändert das alles!”

Intrigen: Natürlich die Domäne des blonden Gifts. Bei dem unentschlossenen Halbbruder wetterte sie über alles und jeden. Die böse Schwiegermutter (Katy Karrenbauer) “spiele nur die Rolle der Camp-Mutti”. Außerdem habe die Schwiegermutter ein Alkoholproblem. Selbiges attestierte sie dem Patriarch, der daneben auch ein sexuelles Problem habe (“Er guckt mir immer auf die Füße.”). Über ihren Intimfeind, den Herzensbrecher, sagte sie, er sei “hochagressiv” und der “falscheste von allen Kandidaten”. Wenig schmeichelhafte Worte fand das blonde Gift auch für die Geliebte des Herzensbrechers. Sie mache für Geld alles und würde für “jeden die Beine breit machen”. Der Halbbruder stimmte dem blonden Gift insoweit zu, als dass ihm die Romanze zwischen dem Herzensbrecher und seiner Geliebten auch “arg inszeniert” vorkomme. Diese Zustimmung ärgerte den Herzensbrecher, der den Halbbruder bislang stets für loyal hielt. Welch Emotionen, welch Drama!