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Die unangefochtene Nummer eins der Trash-TV-Sendungen ging in ihre fünfte Runde. Und erneut wurde bei “Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!” die Ekelgrenze mehrfach erreicht. In der ersten Prüfung bekamen zwei Promis Tiere in den Mund gesteckt.

Freitagabend war es wieder soweit: Die unangefochtene Nummer eins der Trash-TV-Sendungen ging in ihre fünfte Runde. “Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!” nennt es RTL, wie immer leicht euphemistisch. Denn man muss den elf Kandidaten gegenüber schon sehr wohlwollend sein, wenn man sie allesamt als Stars bezeichnen möchte. Wie immer moderiert vom Duo Infernale Sonja Zietlow und Dirk Bach, dauerte es auch nicht lange, bis sie Parallelen zu der derzeitigen Flutkatastrophe in Australien zogen: “Die Kandidaten haben diesmal auch ein besonders schlechtes Jahr erwischt.” “Stimmt, sonst wären sie ja nicht hier.”

Ein Blick auf die Kandidaten offenbart aber, dass hinter der Aussage durchaus ein Funken Wahrheit steckt:

Rainer Langhans. Das “Kommune1”-Urgestein ist das Leben in einer ungewaschenen Menge gewohnt. In vergangenen Monaten machte jedoch die Parodie von ihm, die für einen Online-Schuhversand wirbt, mehr Schlagzeilen als der 69-jährige selbst.

Gitta Saxx. Das “Playmate das Jahrhunderts”, wobei leider das Jahrhundert nicht überliefert ist. Verkauft momentan eine eigene Pflegelinie bei einem Teleshopping-Sender, die jedoch besser zu wirken scheint als die von Uschi Glas.

Thomas Rupprath. Der frühere Schwimmstar hat seine chlorreichen Zeiten hinter sich gelassen und wirkte eingangs wie die Schmalspurversion von Don Johnson.

Jay Kahn. Einstiges Mitglied der mäßig erfolgreichen Boygroup “US 5”. Überzeugte mit philosophischen Weisheiten wie “was passieren wird, das wird sich ergeben”.

Matthieu Carrière. Der Schauspieler ist in den vergangenen Jahren eher dadurch aufgefallen, dass er sich vor einem Gericht hat ans Kreuz hängen lassen, um auf die angeblich fehlenden Rechte von Vätern hinzuweisen.

Katy Karrenbauer. Bekannt geworden als Walter im TV-Frauenknast “Hinter Gittern”, möchte die Schauspielerin im Camp abwechslungshalber ihre weibliche Seite präsentieren. Jedoch nur in langen Hosen, da sie ihre Beine nicht mag.

Frank “Froonck” Matthée. Als “Frank, der Weddingplanner” hatte er einst die zweifelhafte Ehre, die potenziellen Teilnehmer einer sechsten Staffel des Dschungel-Camps – Gülcan & Sebastian Kamps – vor den Traualtar zu begleiten.

Sarah Knappik. Finalistin von “Germany’s Next Topmodel” und Vollblut-Ruhrpottlerin. Mit ihrem Kasernenhof-Ton ist die Bochumerin heiße Kandidatin auf die Zicken-Nachfolge von Giulia Siegel und Caroline Beil.

Indira Weis. Nach dem einstigen Dschungelkönig Ross Antony bereits das zweite ehemalige Mitglied der Pro7-Castingband “Bro’Sis”, es fehlen also nur noch vier. Das angebliche Lausemädchen von Jörg Kachelmann hat rechtzeitig vor der Sendung noch die Hüllen für den Playboy fallen lassen.

Eva Jacob. Die jüngste der “Jacob Sisters” überzeugte zunächst mit einem Traum in Rosa als Nachthemd und erfüllte anschließend sämtliche Klischees, als sie einen Stoffpudel als ihr Luxusgut mit in das Camp nahm.

Peer Kusmagk. O-Ton Zietlow und Bach über den Moderator und Schauspieler: “Ein Mann wie die Pension Schlüter.” “Aber die kennt doch Keiner.” “Eben.”

Betrachtet man die Lebensläufe der elf Teilnehmer des Dschungel-Camps, fällt auf, dass Begriffe wie “ehemalig”, “einstig” oder “früher” der kleinste gemeinsame Nenner zu seien scheinen. Doch dass sich der Ruhm dieser “Prominenten” mittlerweile mehr auf Baumarkt-Eröffnungen, Stadtteilfeste und Tele-Shopping beschränkt, ist geradezu Voraussetzung für den Erfolg der Show. Das Dschungel-Camp ist sozusagen die Rache des Zuschauers an der Unterhaltungsbranche und ihrer Opfer. RTL fördert diesen Voyeurismus, indem der Sender auf einen einfachen Tausch setzt: ein wenig mediale Präsenz und eine nicht unerhebliche Summe Bargeld für die Aufgabe des letzten Restes an Selbstachtung. Dies funktioniert umso besser, je mehr sich der Promi seinem Schicksal fügt. Sechszehn Tage müssen die Kandidaten die Demütigungen maximal aushalten, bis einer von ihnen zum neuen Dschungel-König oder -Königin gekürt wird. Danach folgt die übliche Vermaktungs-Maschine – Talkshows, CD oder Buch, mehr Talkshows – um anschließend wieder in der Versenkung zu verschwinden, jedoch hoffentlich mit mehr Geld bzw. weniger Schulden als zuvor.

Rainer Langhans wanderte gedankenverloren durch das Camp

Doch trotz der an sich entwürdigenden Situation haben Indira Weis und Matthieu Carrière, die beiden Auserwählten für die erste Prüfung namens “Dschungel-Zahnarzt”, ihre Aufgabe mit überraschend viel Anstand erfüllt. Zumindest soviel Anstand wie man haben kann, wenn man sich fünf verschiedene Tierarten – vom blauen Flusskrebs über die Rhinozeros-Kakerlake bis hin zur Stabheuschrecke –in den Mund stecken und für 20 Sekunden darin behalten muss. Obwohl dabei mehrfach die Ekelgrenze erreicht wurde, sowohl bei den Kandidaten als auch beim Zuschauer, erspielten die beiden zehn von elf möglichen Sternen. Diese wurden dann gegen Essen getauscht, was aber die nächsten Reibereien mit sich brachte. Denn die Vegetarier-/Veganer-Fraktion (Knappik und Langhans) sieht sich neun Fleischessern gegenüber, die für die beiden ungern auf ihr Hähnchen verzichten wollen.

Aber immerhin wurde Alt-Hippie Rainer Langhans durch die Querelen zum ersten Mal wach. Vorher wanderte er nur gedankenverloren durch das Camp, was die Zuschauer auch direkt mit einer Nominierung für die nächste Dschungel-Prüfung quittierten. Dabei wird er in einen Sarg mit mehreren Tausend Insekten eingesperrt. Man darf gespannt sein, ob sich die Tiere an den vom Pazifist Langhans gewünschten Waffenstillstand (“Ich tue ihnen nichts und sie mir dann auch nicht“) halten.