Moskau. . Bei einer Explosion am internationalen Flughafen von Moskau sind mindestens 35 Menschen getötet worden. 180 weitere sind verletzt, darunter ein Deutscher. Der russische Präsident Medwedew sprach von einem Terrorakt.

Die Zahl der Toten bei dem Terroranschlag auf den Moskauer Flughafen Domodedowo ist auf 35 gestiegen. Das teilte ein Sprecherin des Flughafens am Montag mit. Präsident Dmitri Medwedew sprach von einem Terrorakt. Der Anschlag wurde in einem internationalen Terminal verübt. Es ist der dritte Anschlag mit vielen Toten auf das russische Verkehrsnetz in wenig mehr als einem Jahr. Nach Meldungen der amtlichen Nachrichtenagentur RIA Nowosti könnte es sich um die Tat eines Selbstmordattentäters gehandelt haben. 180 Menschen wurden verletzt.

Bei dem Anschlag ist auch mindestens ein Deutscher verletzt worden. Das teilte das Auswärtige Amt in Berlin auf Anfrage der Nachrichtenagentur dapd mit. Ob noch weitere Bundesbürger betroffen sind, war den Angaben zufolge noch unklar. Über den Zustand des Mannes und die Schwere seiner Verletzungen konnte das Auswärtige Amt zunächst keine Angaben machen. Nach Angaben russischer Behörden wurden zwei Briten bei der heftigen Detonation im internationalen Terminal des Airports getötet. Ein Franzose und ein Italiener wurden verletzt ins Krankenhaus gebracht.

Anschlag in Moskau

Trauer und Entsetzen über den feigen Mordanschlag auf dem Moskauer Flughafen. Blumen wurden abgelegt ...
Trauer und Entsetzen über den feigen Mordanschlag auf dem Moskauer Flughafen. Blumen wurden abgelegt ... © REUTERS
... als Zeichen des Mitgefühls mit den Opfern ...
... als Zeichen des Mitgefühls mit den Opfern ... © REUTERS
... und ihren Angehörigen, so dieser Witwe eines der bislang 35 Toten bei einer ersten Trauerfeier auf dem Flughafen ...
... und ihren Angehörigen, so dieser Witwe eines der bislang 35 Toten bei einer ersten Trauerfeier auf dem Flughafen ... © REUTERS
... auf dem inzwischen die Sicherheitsvorkehrungen so wie überall in Russland verschärft wurden ...
... auf dem inzwischen die Sicherheitsvorkehrungen so wie überall in Russland verschärft wurden ... © REUTERS
... rund 180 Verletzte wurden in die Krankenhäuser transportiert ...
... rund 180 Verletzte wurden in die Krankenhäuser transportiert ... © REUTERS
... nach dem mutmaßlichen Selbstmordanschlag im internationalen ...
... nach dem mutmaßlichen Selbstmordanschlag im internationalen ... © REUTERS
... Flughafen Moskau-Domodedowo sind am 24. Januar mehr als 30 Menschen getötet und ...
... Flughafen Moskau-Domodedowo sind am 24. Januar mehr als 30 Menschen getötet und ... © REUTERS
... 130 weitere verletzt worden. Die Explosion ...
... 130 weitere verletzt worden. Die Explosion ... © AFP
... habe sich am Nachmittag im internationalen Ankunftsbereich des Airports ereignet, teilten russische Ermittler mit. Demnach ...
... habe sich am Nachmittag im internationalen Ankunftsbereich des Airports ereignet, teilten russische Ermittler mit. Demnach ... © AFP
... wurde eine Untersuchung wegen eines „Terrorakts“ eingeleitet, gefahndet wird laut Interfax nach drei Menschen. Der russische ...
... wurde eine Untersuchung wegen eines „Terrorakts“ eingeleitet, gefahndet wird laut Interfax nach drei Menschen. Der russische ... © AFP
... Präsident Dmitri Medwedew hat den Anschlag auf den Moskauer Flughafen Domodedowo als Werk ...
... Präsident Dmitri Medwedew hat den Anschlag auf den Moskauer Flughafen Domodedowo als Werk ... © AFP
... mutmaßlicher Terroristen bezeichnet. „Nach den uns vorliegenden vorläufigen Informationen war es ein Terrorangriff“, sagte Medwedew am Montag in Moskau. Augenzeugen berichteten ...
... mutmaßlicher Terroristen bezeichnet. „Nach den uns vorliegenden vorläufigen Informationen war es ein Terrorangriff“, sagte Medwedew am Montag in Moskau. Augenzeugen berichteten ... © AFP
... im russischen Radio von einem regelrechten Blutbad. „Hier laufen Menschen mit Verbrennungen herum ...
... im russischen Radio von einem regelrechten Blutbad. „Hier laufen Menschen mit Verbrennungen herum ... © AFP
... und Leichenteile liegen auf Bahren“, sagte Andrej, der sich zum Zeitpunkt des Anschlags am Informationsstand befand.
... und Leichenteile liegen auf Bahren“, sagte Andrej, der sich zum Zeitpunkt des Anschlags am Informationsstand befand. © AFP
„Hier geschieht etwas Furchtbares“, sagte er dem Sender City FM. Ein anderer ...
„Hier geschieht etwas Furchtbares“, sagte er dem Sender City FM. Ein anderer ... © AFP
... Augenzeuge, Alexej, sagte: „Wir sind in diesem Land einfach nicht sicher.“ Die Polizei in ...
... Augenzeuge, Alexej, sagte: „Wir sind in diesem Land einfach nicht sicher.“ Die Polizei in ... © REUTERS
... Moskau wurde in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt, die Sicherheitsvorkehrungen in ...
... Moskau wurde in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt, die Sicherheitsvorkehrungen in ... © REUTERS
... der U-Bahn und an den anderen Flughäfen wurden verstärkt, wie mehrere Agenturen berichteten.
... der U-Bahn und an den anderen Flughäfen wurden verstärkt, wie mehrere Agenturen berichteten. © REUTERS
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Der russische Präsident Dmitri Medwedew hat den Anschlag auf den Moskauer Flughafen Domodedowo als Werk mutmaßlicher Terroristen bezeichnet. „Nach den uns vorliegenden vorläufigen Informationen war es ein Terrorangriff“, sagte Medwedew am Montag in Moskau.

Medwedew ordnete nach der Tat die Einsetzung eines „speziellen Sicherheitssystems“ in sämtlichen Bahnhöfen und Flughäfen des Landes an. Wie die Agentur RIA Nowosti unter Berufung auf die Polizei berichtete, hatte der Sprengsatz eine Kraft von rund fünf Kilogramm TNT. Laut Interfax wird nach drei Menschen gefahndet, die in den Anschlag verwickelt sein könnten.

Offenbar Kopf von mutmaßlichem Attentäter von Moskau gefunden

Nach dem Anschlag ist offenbar der Kopf eines mutmaßlichen Attentäters gefunden worden. Es handele sich um einen Mann zwischen 30 und 35 Jahren mit "arabischem Aussehen", berichtete die Nachrichtenagentur Interfax am Montag unter Berufung auf Polizeikreise. Der Mann habe vermutlich den Sprengsatz gezündet.

Über die Täter von Domodedowo lagen zunächst keine Informationen vor. Augenzeugen berichteten von grauenhaften Szenen. Ein Amateurvideo auf Youtube zeigte ein von Rauch eingehülltes Flughafenterminal, in dem sich in einer Ecke Leichen stapeln, weitere Tote liegen zwischen Gepäckstücken verstreut auf dem Boden der Halle. An mehreren Stellen brennen kleinere Feuer. „Es gab eine Explosion. Dann habe ich einen Polizisten gesehen, der mit Körperteilen und Blut bedeckt war“, sagte ein Augenzeuge dem Radiosender Russkaja Sluschba Nowostei. Der Beamte habe nur geschrien: „Ich habe überlebt, ich habe überlebt.“

Ein weiterer Augenzeuge, Mark Green, sagte der BBC, zum Zeitpunkt der Explosion seien Tausende Menschen in dem Terminal gewesen. Sie seien aus dem Gebäude geströmt, einige seien blutverschmiert gewesen. „Ein Mann hatte zerrissene Jeans an, zwischen der Leiste und dem Knie war sein Oberschenkel blutüberströmt.“

Augenzeugen berichten von Blutbad

Augenzeugen berichteten im russischen Radio von einem regelrechten Blutbad. „Hier laufen Menschen mit Verbrennungen herum und Leichenteile liegen auf Bahren“, sagte Andrej, der sich zum Zeitpunkt des Anschlags am Informationsstand befand. „Hier geschieht etwas Furchtbares“, sagte er dem Sender City FM. Ein anderer Augenzeuge, Alexej, sagte: „Wir sind in diesem Land einfach nicht sicher.“

Der Sprecher von Ministerpräsident Wladimir Putin sagte Interfax, der Regierungschef sei über das Attentat informiert worden. Die Polizei in Moskau wurde in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt, die Sicherheitsvorkehrungen in der U-Bahn und an den anderen Flughäfen wurden verstärkt, wie mehrere Agenturen berichteten. „Alle Patrouillen halten nach verdächtigen Personen und Gegenständen an öffentlichen Orten Ausschau“, sagte ein Mitarbeiter der Sicherheitsbehörden. Besondere Aufmerksamkeit gelte den öffentlichen Verkehrsmitteln.

Mitarbeiter des Innenministeriums und des Geheimdienstes FSB wurden an die drei Moskauer Flughäfen geschickt, wie die Nachrichtenagentur RIA Nowosti meldete. Domodedowo im Süden Moskaus ist der größte Flughafen der russischen Hauptstadt; die beiden anderen Moskauer Flughäfen sind Wnukowo und Tscheremetjewo, hinzu kommen zwei regionale Airports.

Bundesregierung reagiert schockiert

Bundeskanzlerin Angela Merkel und Außenminister Guido Westerwelle reagierten mit Bestürzung auf den Anschlag. Merkel sprach von einem „feigen Anschlag“. Westerwelle sagte: „Dieser barbarische Akt ist durch nichts zu rechtfertigen.“ Beide sprachen den Angehörigen und Freunden der Opfer ihr tiefes Mitgefühl aus und wünschten den Verletzten rasche Genesung. Auch NATO-Generalsekretär Fogh Rasmussen, EU-Kommissionspräsident Jose ManuelBarroso und US-Präsident Barack Obama verurteilten die Tat. Obama sprach von einem „abscheulichen Terrorakt“.

Unter den Opfern des Selbstmordanschlags sind nach Angaben von Air Berlin keine Passagiere oder Mitarbeiter der Fluglinie. Rund 40 Minuten vor der Explosion in der Ankunftshalle für Auslandsflüge gegen 16.32 Uhr Ortszeit war eine Maschine der zweitgrößten deutschen Fluglinie aus Düsseldorf auf dem Flughafen gelandet. „Nach derzeitigem Stand sind weder Passagiere noch Air-Berlin-Personal betroffen“, sagte eine Air-Berlin-Sprecherin am Montag.

Aufgrund der zeitweiligen Sperrung des Flughafens Domodedowo mussten drei Maschinen der Lufthansa umgeleitet werden. Die Flugzeuge seien auf benachbarte Flughäfen ausgewichen, sagte ein Konzernsprecher der Nachrichtenagentur dapd. Eine einzige Lufthansa-Maschine befinde sich derzeit noch am Flughafen Domodedowo. Sie werde jedoch am Abend wieder in Frankfurt erwartet.

Pro Woche fliege die Lufthansa bis zu 65 Mal den Flughafen Domodedowo an. Die Nonstop-Verbindungen gingen ab Frankfurt, München, Düsseldorf, Hamburg und Berlin-Tegel. Domodedowo sei der einzige Flughafen in Moskau, der von der Lufthansa angeflogen werde, fügte der Sprecher hinzu.

Domodedowo ist der modernste Flughafen Moskaus

Domodedowo im Südosten von Moskau gilt als der modernste Flughafen der Stadt. Er wird von 77 Gesellschaften angeflogen, die Verbindungen zu 241 Orten im In- und Ausland anbieten. Die Zuverlässigkeit der dortigen Sicherheitsvorkehrungen gerieten aber bereits 2004 ins Zwielicht. Damals gelangten dort zwei Selbstmordattentäterinnen an Bord von zwei Flugzeugen, nachdem sie illegalerweise Tickets von Flughafenangestellten gekauft hatten. Sie sprengten sich während des Flugs in die Luft und rissen alle 90 Menschen in den Maschinen mit in den Tod.

Bei einem Doppelanschlag im März 2010 wurden 39 Menschen in der Moskauer Metro getötet, mehr als 60 weitere wurden verletzt. Im Dezember 2009 waren bei einer Attacke auf einen Hochgeschwindigkeitszug zwischen Moskau und Sankt Petersburg 26 Menschen ums Leben gekommen. Tschetschenische Rebellen übernahmen damals die Verantwortung für die Tat. (afp/dapd/Reuters/ap)