Berlin. . Belastende Messungen: Der Fetthersteller Harles und Jentzsch hat offenbar in viel größerem Ausmaß dioxinhaltige Fette gemischt. Damit erhärtet sich der Verdacht, dass die Firma systematisch vorgegangen ist.

Der Fetthersteller Harles Jentzsch hat nach Informationen der „Berliner Zeitung“ offenbar regelmäßig und in viel größerem Ausmaß dioxinbelastete Fettsäuren gemischt und ausgeliefert als bislang bekannt. Das zeigten Messergebnisse des Niedersächsischen Landesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES), die der Zeitung vorliegen.

Bislang wurden 153 Rückstellproben von unterschiedlichen Fettlieferungen des Betriebes Harles Jentzsch ausgewertet. Jede der 153 Proben steht für eine bestimmte Mischung des Herstellers, die tonnenweise das Werk verlassen haben kann. In 92 der insgesamt 153 Fettproben sei eine Überschreitung des zulässigen Dioxingrenzwertes festgestellt worden.

92 von 153 Proben über Grenzwert

Die gemessenen Dioxinwerte in den einzelnen Lieferpartien wichen auch in ihrer Höhe eklatant voneinander ab. In manchen Lieferungen liege der Dioxingehalt bei 1,0, in anderen bei 11,7 und 28,7 Nanogramm. Doch auch Werte von 48,0 bis 61,6 Nanogramm kämen vor. Die Bandbreite der Messungen reiche von der leichten Grenzwertüberschreitung bis zur fast 100-fachen Menge des Erlaubten. Es gebe laut Messungen fast keine Lieferung, die denselben Dioxinwert aufweise.

Für Ermittler verdichten sich dem Bericht zufolge damit die Hinweise, dass die Dioxonbelastung in den Fetten auf ein kontinuierliches Mischen dioxinbelasteter Fettsäuren zurückzuführen sein könnte. Die Messergebnisse legen laut Experten nahe, dass jeder Käufer eine anders gepanschte Dioxinfettbrühe erhalten habe.

Firmenchef angeblich bei der Stasi

Unterdessen wurde bekannt, dass der Chef des Fettherstellers Harles und Jentzsch, Siegfried Sievert, einem Zeitungsbericht zufolge jahrelang für den Staatssicherheitsdienst der DDR gearbeitet. Das gehe aus Akten der Birthler-Behörde hervor, aus denen die „Süddeutsche Zeitung“ am Freitag zitierte. Sievert arbeitete demnach früher beim VEB Märkische Ölwerke Wittenberge und sei 18 Jahre lang bis zur Wende als IM „Pluto“ geführt worden. Sievert wollte sich laut Zeitung auf Anfrage nicht äußern. (dapd/afp)