Essen. .
Vor wenigen Tagen starb im Essener Uniklinikum ein 57-jähriger Mann. Ein 36 Jahre alter Mann starb in Minden. Ursache: H1N1, gut bekannt als Erreger der Schweinegrippe. Die Artze raten nun dringend zur Impfung.
Vier weitere Patienten kämpfen auf der Essener Intensivstation um ihr Leben, so der Leitende Arzt Prof. Jürgen Peters. Die Schweinegrippe ist zurück. Das Robert-Koch-Institut sieht die Grippe-Welle in zwei bis drei Wochen auf uns zurollen. Experten sprechen zwar von der Schweinegrippe, doch noch lieber von der „neuen Grippe“, weil es sich vielfach um einen Mix aus gängigen Viren und H1N1 handelt.
Erstaunlich ist: Die Toten gehören nicht zur Gruppe der Alten, Schwachen. Sie hatten keine Vorerkrankungen.
So tragisch es ist, so wenig lasse sich schon jetzt daraus ableiten, dass es sich um eine besonders aggressive Variante des Virus’ handelt, meinen die Virologen, die auch eine gute Nachricht haben: Wer im letzten Jahr an der Schweinegrippe erkrankt war, habe „einen gewissen Schutz“, so Prof. Klaus Überla, Virologe an der Uni Bochum.
„Es gibt einen Weg, nicht zu erkranken. Man kann sich impfen lassen.“
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Doch vielleicht kriegt man dann die normale Grippe? Virologen halten solche Fragen für – na ja – Unsinn. Weil beides gleich milde oder schlimm verlaufen kann. In über fünfzig Prozent der Fälle handele es sich bereits um Schweinegrippe, so die Virologischen Institute. Der Essener Virologe Prof. Jörg Timm spricht von mehr als „Dreiviertel aller Fälle“. Manche sprechen von Mischformen.
Wie auch immer – Prof. Thomas Quellmann (Medizinischen Fakultät der Uniklinik Essen) sagt: „Es gibt einen Weg, nicht zu erkranken. Man kann sich impfen lassen.“
Die Impfung unterscheide sich grundsätzlich von dem Stoff, der allein gegen H1N1 auf den Markt kam. Pandemrix galt als nicht ausreichend erforscht. Vor allem der Wirkverstärker war in der Kritik. Nun aber verfüge man über einen soliden Impfstoff, sind sich die Virologen einig. „Das Serum schützt gegen drei Virentypen“, heißt es vom Paul-Ehrlich-Institut, einer davon ist H1N1. Zwar könne es immer sein, dass sich das Virus noch ändert, weil Viren das immer tun, doch gehe man davon aus, dass dies nicht in der aktuellen Grippe-Saison geschieht, so der Virologe Überla. „Wer sich jetzt impfen lässt, baut in etwa zwei bis drei Wochen einen Schutz auf.“ Passend zur Grippewelle.
Auch für Kinder und Schwangere sei die Impfung dringend angeraten, so Prof. Quellmann. Wer schon geimpft ist, hat Glück. Bereits im letzten Herbst wurde der Dreifach-Impfstoff eingesetzt. Wer jedoch nur mit Pandemrix geimpft wurde, sollte die Impfung auffrischen lassen, sagt Quellmann.
Beim Husten die Hand vor dem Mund halten
Impfen lassen sollten sich chronisch Kranke in jedem Lebensalter, Menschen über 60 Jahre, Schwangere und Medizinpersonal, so empfiehlt das Robert-Koch-Institut.
Wolfgang Becker-Brüser, Herausgeber des pharma-kritischen „Arzneitelegramms“, weist darauf hin, dass es zu wenig Studien gebe, durch die der Nutzen der Impfung bewiesen sei. Prof. Überla: „Gut, es gibt sicher keinen hundertprozentigen Nutzen. Aber man kann die Schwere der Erkrankung um 50 bis 80 Prozent reduzieren.“
Arzt Quellmann rät, sich auch so zu schützen: „Man sollte die Brutstätten der Viren meiden.“ Busse und Bahnen. Wichtig sei: „Händewaschen.“ Huster: Hand vor den Mund!
Ob man an einer Grippe – ob Schweinegrippe oder normale Grippe – erkrankt ist, merke man so: „Man fühlt sich im Vergleich zur Erkältung urplötzlich schwer krank.“ Fieber, Kopfschmerz, Gliederschmerz. Bei der Behandlung werden anti-virale Medikamenten wie Tamiflu eingesetzt, die aber nur in der Akutphase wirken.