Göttingen. .

Ein dreijähriges Mädchen und ein 51-jähriger Mann in Göttingen sind an der Schweinegrippe gestorben. Das bestätigte am Montag ein Sprecher des niedersächsischen Sozialministeriums. Behörden, auch in NRW, warnen aber vor Panik.

Die so genannte Schweinegrippe hat in Niedersachsen zwei Tote gefordert. In Göttingen starben ein dreijähriges Mädchen und ein 51 Jahre alter Mann mit Vorerkrankungen an einer Influenza-Erkrankung, wie das Sozialministerium in Hannover bestätigte. Für das NRW-Gesundheitsministerium ist die Schweinegrippe allerdings derzeit „kein Thema“. Und auch die Behörden in Niedersachsen warnen vor Panik.

In den Göttinger Fällen sei der Schweinegrippe-Erreger A/H1N1 nachgewiesen worden, teilte das Sozialministerium am Montag in Hannover mit. Das niedersächsische Gesundheitsamt warnte dennoch vor Panik, rief aber gleichzeitig zu Schutzimpfungen auf. Nach Auskunft von Experten schützt die normale, saisonale Grippe-Impfung diesmal auch gegen das Schweinegrippe-Virus. Ein Extra- Schutz ist nicht mehr notwendig. „Um für die kommende Grippewelle ausreichend geschützt zu sein, sollte man sich aber möglichst noch in den nächsten Tagen impfen lassen, da die volle Schutzwirkung erst etwa 14 Tage nach der Impfung einsetzt“, sagte Matthias Pulz, Leiter der Behörde.

Seit Oktober 2010 in NRW bisher sechs Schweinegrippe-Fälle

Das NRW-Gesundheitsministerium sieht dagegen keinen Grund zur Sorge. „Seit Oktober hat uns das Landesamt für Gesundheit und Arbeit sechs Fälle von Schweinegrippe in NRW gemeldet, derzeit gibt es aber keinen einzigen offiziell registrierten Fall“, sagte Ministeriums-Sprecherin Serap Celen dieser Zeitung. Eine Impfempfehlung will das Ministerium den Bürgern nicht geben. Celen: „Das sollte man in einem Gespräch mit dem Hausarzt klären.“

Der Hamburger Tropenmediziner Christian Meyer zeigt sich wenig überrascht von den Göttinger Schweingrippefällen. „Davon werden wir in diesem Jahr noch mehr sehen, glaubt der Experte vom Bernhard-Nocht-Institut. Die A/H1N1-Viren hätten sich offenbar eingereiht in die Gruppe der saisonal wiederkehrenden Influenza-Viren.

Seit Ende Dezember 2010 würden zunehmend Influenzaviren in Niedersachsen nachgewiesen. Eine Positivrate von 20 Prozent und mehr markiere gewöhnlich den Beginn einer allgemeinen Ausbreitung der Influenza in der Bevölkerung, sagte der Präsident des Landesgesundheitsamts, Matthias Pulz. In der Mehrzahl der Untersuchungen wird das Influenzavirus A/H1N1 2009 nachgewiesen, das 2009 die Influenzapandemie (“Schweinegrippe“) ausgelöst hatte. Mit dem Höhepunkt der Grippewelle sei Ende Januar oder im Februar zu rechnen.

Mediziner empfehlen normale Grippeschutz-Impfung

Diese tragischen Fälle aus Göttingen zeigten, „dass die Influenza keine harmlose Erkrankung ist, sondern auch einen schweren Verlauf nehmen kann“, sagte am Montag Niedersachsens Gesundheitsministerin Aygül Özkan (CDU). In Deutschland sind bereits 258 Menschen durch die Schweinegrippe gestorben, weltweit gab es laut WHO über 15.000 Todesfälle.

Als wesentlich gefährlicher als die Schweinegrippe sei dagegen auch im Winter 2010/2011 nach wie vor die gewöhnliche Grippe einzuschätzen, sagt Tropenmediziner Christian Meyer. Zwischen 10.000 und 12.000 Menschen würden daran jedes Jahr allein in Deutschland sterben. In der diesjährigen Grippesaison sei die Lage bislang noch nicht so dramatisch, der Höhepunkt der Erkrankungswelle werde erfahrungsgemäß aber auch erst im Januar/Februar erreicht. „Für eine Impfung ist es noch nicht zu spät“, betonte der Mediziner. Insbesondere für über 60-Jährige sei diese dringend zu empfehlen.

In puncto Grippe begehen demnach auch viele Reisende einen eklatanten Fehler und bedenken nicht die Verschiebung der Jahreszeiten zwischen den beiden Erdhalbkugeln. So sollten sich Urlauber, die in unseren Sommermonaten auf die Südhalbkugel reisen, auch gegen Grippe impfen lassen: Denn südlich des Äquators ist dann Winter und somit Grippesaison. „Die Grippeimpfung gilt nicht von ungefähr als eine der wichtigsten Reiseimpfungen“, sagte Meyer. (mit dapd)