Offenbach. .

Das Jahr 2010 brachte ein Wetter der Extreme: Mai und August waren zu nass, das Frühjahr und der Dezember ungewöhnlich winterlich. Schlusslicht bei den Sonnentagen war laut Deutschem Wetterdienst der Kahle Asten im Sauerland.

Nach 13 zu warmen Jahren war es in Deutschland nach Angaben der Meteorologen 2010 erstmals wieder zu kalt. Bundesweit wurden im Schnitt 7,9 Grad Celsius und damit 0,3 Grad weniger als das vieljährige Mittel von 8,2 Grad gemessen, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2000 Messstationen am Mittwoch in Offenbach mitteilte.

So chaotisch war der Sommer 2010

Am 31. August ist meterologisches Sommerende. Auch wenn die letzten Wochen das Gegenteil vermuten lassen: Der Sommer in NRW war überdurchschnittlich heiß.
Am 31. August ist meterologisches Sommerende. Auch wenn die letzten Wochen das Gegenteil vermuten lassen: Der Sommer in NRW war überdurchschnittlich heiß.
Die NRW-Durchschnittstemperatur erreichte 17,9 Grad. Zum Vergleich: Das langjährige Mittel liegt bei 16,3 Grad.
Die NRW-Durchschnittstemperatur erreichte 17,9 Grad. Zum Vergleich: Das langjährige Mittel liegt bei 16,3 Grad. © WR/Franz Luthe
Anfang Juli kletterte das Thermometer auf Spitzenwerte über 30 Grad. Der heißeste Tag des Sommers war der 10 Juli. Unter anderem wurden in Krefeld Spitzenwerte von 37,3 Grad gemessen. Die Menschen suchten, wie hier im Grugabad Essen, ... Abkühlung ...
Anfang Juli kletterte das Thermometer auf Spitzenwerte über 30 Grad. Der heißeste Tag des Sommers war der 10 Juli. Unter anderem wurden in Krefeld Spitzenwerte von 37,3 Grad gemessen. Die Menschen suchten, wie hier im Grugabad Essen, ... Abkühlung ... © ddp
... Abkühlung. In Bendorf bei Koblenz war es bundesweit am heißesten. Dort kletterte das Quecksilber am 10. Juli auf 38,8 Grad.
... Abkühlung. In Bendorf bei Koblenz war es bundesweit am heißesten. Dort kletterte das Quecksilber am 10. Juli auf 38,8 Grad. © WR Dortmund/Knut Vahlensieck
Vor allem in vielen ICEs der Deutschen Bahn fühlten sich Reisende wie in einer Sauna, weil die Klimanlagen den Dienst versagten.
Vor allem in vielen ICEs der Deutschen Bahn fühlten sich Reisende wie in einer Sauna, weil die Klimanlagen den Dienst versagten. © ddp
Wie hier am 10. Juli in Bielefeld mussten betroffene Reisende medizinisch versorgt werden.
Wie hier am 10. Juli in Bielefeld mussten betroffene Reisende medizinisch versorgt werden. © ddp
Entsprechend hoch war auch die Sonnenscheindauer in Deutschland. Insgesamt schien die Sonne im Juli 662 Stunden.
Entsprechend hoch war auch die Sonnenscheindauer in Deutschland. Insgesamt schien die Sonne im Juli 662 Stunden. © ddp WP
In NRW schien Klärchen nicht ganz so häufig, auch wenn das die Eisbärin im Gelsenkirchener Zoo anders empfunden haben mag. Das ganze Land brachte es auf eine Sonnenscheindauer von 658 Stunden.
In NRW schien Klärchen nicht ganz so häufig, auch wenn das die Eisbärin im Gelsenkirchener Zoo anders empfunden haben mag. Das ganze Land brachte es auf eine Sonnenscheindauer von 658 Stunden. © ddp
Am sonnigsten in Deutschland war es in der Greifswalder Oie an der Ostsee. Dort strahlte die Sonne sagenhafte 844 Stunden.
Am sonnigsten in Deutschland war es in der Greifswalder Oie an der Ostsee. Dort strahlte die Sonne sagenhafte 844 Stunden. © ddp
Am
Am "trübsten" mit 532 Stunden war es dagegen in Oberstdorf im Allgäu. © ddp
Die Hitzewelle, die bis 21. Juli anhielt, wurde am 12. Juli von heftigen Gewittern unterbrochen.
Die Hitzewelle, die bis 21. Juli anhielt, wurde am 12. Juli von heftigen Gewittern unterbrochen. © ddp
Vor allem am Niederrhein und im Münsterland gab es heftige Unwetter, die großen Schäden anrichteten. In Moers wurde das Dach eines Baumarktes abgedeckt. Fünf Menschen wurden verletzt.
Vor allem am Niederrhein und im Münsterland gab es heftige Unwetter, die großen Schäden anrichteten. In Moers wurde das Dach eines Baumarktes abgedeckt. Fünf Menschen wurden verletzt. © Olaf Fuhrmann / WAZ FotoPool
In Duisburg deckte der Sturm das Dach eines Hauses an der Hedwigstrasse ab.
In Duisburg deckte der Sturm das Dach eines Hauses an der Hedwigstrasse ab. © WAZ FotoPool
Der Bahnverkehr kam in weiten Teilen zum Erliegen. Im Ruhgebiet ging wie hier in Duisburg fast gar nichts mehr. Zahlreiche Bahnstrecken waren durch umgefallene Bäume und zerstörte Oberleitungen gesperrt.
Der Bahnverkehr kam in weiten Teilen zum Erliegen. Im Ruhgebiet ging wie hier in Duisburg fast gar nichts mehr. Zahlreiche Bahnstrecken waren durch umgefallene Bäume und zerstörte Oberleitungen gesperrt. © WAZ FotoPool
Auf Helgoland tobte am 12. Juli eine Windhose. Acht Menschen wurden verletzt.
Auf Helgoland tobte am 12. Juli eine Windhose. Acht Menschen wurden verletzt. © ddp
Schon zwei Tage später, am 14. Juli, gab es erneut Unwetter mit sintflutartigen Regenfällen, schweren Gewittern, Sturmböen und Hagelschauern. Wie hier in Gelsenkirchen-Buer wurden erneut Bäume umgerissen und Autos beschädigt.
Schon zwei Tage später, am 14. Juli, gab es erneut Unwetter mit sintflutartigen Regenfällen, schweren Gewittern, Sturmböen und Hagelschauern. Wie hier in Gelsenkirchen-Buer wurden erneut Bäume umgerissen und Autos beschädigt. © WAZ FotoPool
Der August war ganz das Gegenteil zum Juli: feucht, nass und kühl.
Der August war ganz das Gegenteil zum Juli: feucht, nass und kühl. © ddp
Auf gerade eimal 143 Sonnenstunden brachte es der Sommermonat August. Nur der August 2006 war seit Beginn der Wetteraufzeichnungen noch trüber
Auf gerade eimal 143 Sonnenstunden brachte es der Sommermonat August. Nur der August 2006 war seit Beginn der Wetteraufzeichnungen noch trüber © ddp
In NRW schien noch seltener die Sonne, nämlich an 138 Stunden (langjähriges Mittel: 183) Das mussten auch die Besucher des ökumenischen Kirchentages Mensch und Tier in Dortmund leidlich spüren.
In NRW schien noch seltener die Sonne, nämlich an 138 Stunden (langjähriges Mittel: 183) Das mussten auch die Besucher des ökumenischen Kirchentages Mensch und Tier in Dortmund leidlich spüren. © WAZ FotoPool
Auf dem Kahlen Asten im Sauerland zeigte sich die Sonne mit 105 Stunden bundesweit am wenigsten im Monat August.
Auf dem Kahlen Asten im Sauerland zeigte sich die Sonne mit 105 Stunden bundesweit am wenigsten im Monat August. © Föst
Dafür schüttete es tageweise wie aus Kübeln, wie hier beim Area4-Festival.
Dafür schüttete es tageweise wie aus Kübeln, wie hier beim Area4-Festival. © WAZ FotoPool
Zu großen Überschwemmungen kam es am 7. August. Es traf besonders die Lausitz und die Umgegend von Chemnitz in Sachsen mit. Der Schaden, den das Hochwasser in Sachsen anrichtete, ging in den dreistelligen Millionenbereich.
Zu großen Überschwemmungen kam es am 7. August. Es traf besonders die Lausitz und die Umgegend von Chemnitz in Sachsen mit. Der Schaden, den das Hochwasser in Sachsen anrichtete, ging in den dreistelligen Millionenbereich. © ddp
Mitte August sorgten erneut kräftige Regenfälle im Ruhrgebiet und im Sauerland für überflutete Straßen und vollgelaufene Keller. (im Foto eine betroffene Familie in Hagen)
Mitte August sorgten erneut kräftige Regenfälle im Ruhrgebiet und im Sauerland für überflutete Straßen und vollgelaufene Keller. (im Foto eine betroffene Familie in Hagen) © WP Michael Kleinrensing
Am 23. August richtete eine Windhose auf der Ostseeinsel Usedom erhebliche Schäden an.
Am 23. August richtete eine Windhose auf der Ostseeinsel Usedom erhebliche Schäden an. © ddp
Auch in Hessen fegte ein Tornado durch die Ortschaft Lumda und deckte ganze Dächer ab.
Auch in Hessen fegte ein Tornado durch die Ortschaft Lumda und deckte ganze Dächer ab. © ddp
Am 26. August zog das Tief Cathleen über Deutschland hinweg und traf besonders das Münsterland und Ostwestfalen.
Am 26. August zog das Tief Cathleen über Deutschland hinweg und traf besonders das Münsterland und Ostwestfalen. © ddp
Dort gingen gewaltige Wassermassen nieder. Am schlimmsten traf es Steinfurt, wo es 161 Liter pro Quadratmeter schüttete.
Dort gingen gewaltige Wassermassen nieder. Am schlimmsten traf es Steinfurt, wo es 161 Liter pro Quadratmeter schüttete. © APN
Unterm Strich war der August mit Abstand der nassteste August, seit es Wetteraufzeichnungen gibt. 2010 fielen im Schnitt 157 Liter Regen pro Quadratmeter. Der bisherige August-Rekord (134 Liter) aus dem Jahr 1960 wurde weit übertroffen.
Unterm Strich war der August mit Abstand der nassteste August, seit es Wetteraufzeichnungen gibt. 2010 fielen im Schnitt 157 Liter Regen pro Quadratmeter. Der bisherige August-Rekord (134 Liter) aus dem Jahr 1960 wurde weit übertroffen. © Volker Speckenwirth (WR)
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Die höchste Temperatur wurde am 10. Juli in Bendorf bei Koblenz am Rhein mit 38,8 Grad gemessen. Besonders kalte Nächte mit unter minus 24 Grad traten örtlich in Sachsen und Bayern auf. In den vergangenen Jahren gab es laut DWD stets ein Übergewicht der zu warmen Monate. Im Jahr 2010 war das Verhältnis aber ausgeglichen. Die größte negative Temperaturabweichung gegenüber der Norm hatte der Dezember mit 4,2 Grad. Demgegenüber war der Juli um 3,3 Grad zu warm.

1522 Stunden Sonnenschein

Den Experten zufolge begann das zurückliegende Jahr mit winterlichen Verhältnissen, die bis weit in den März hinein andauerten. Danach folgte ein trockener April, ein sehr nasser Mai und ein sonnenscheinreicher Juni. Im Juli herrschte drei Wochen lang große Hitze. Intensive Regenfälle machten den August zum nassesten seit Aufzeichnungsbeginn. Auch im September traten gebietsweise hohe Niederschlagsmengen auf, während der Oktober sehr trocken verlief. Der November war wieder recht feucht und zeitweise ungewöhnlich mild. Der Dezember brachte dann wieder Kälte und große Schneemassen.

Mit rund 1522 Stunden entsprach die Sonnenscheindauer insgesamt fast genau dem Mittelwert von 1528 Stunden. Erstmals seit 2002 wurde dieser aber nicht überschritten. Die Greifswalder Oie, eine kleine Insel vor Rügen, führte mit 1837 Stunden die Tabelle an, der Kahle Asten im Sauerland bildete mit 1242 Stunden das Schlusslicht. (dapd)