Frankfurt/Main. .
Der Winter lähmt weiter den Verkehr in Deutschland. Die Deutsche Bahn warnt vor überfüllten und verspäteten Zügen, auch in NRW. Am Frankfurter Flughafen wurden rund 490 Flüge gestrichen.
Der Winter bleibt in NRW: Bereits seit Sonntagnachmittag zieht von Südwesten erneut eine Tieffront mit Schneefall durch das Land. Die Meteorologen kündigten für den Süden des Bundeslandes bis zu 15 Zentimeter Neuschnee an. Auf den Autobahnen in NRW blieb es aufgrund des Wochenendes trotz der schwierigen Verhältnisse relativ störungsfrei. Das dürfte sich jedoch im Berufsverkehr wieder ändern. Vergangene Woche hat es im Raum Köln beispielsweise zum Teil 50 Kilometer lange Staus gegeben.
Wegen des anhaltenden Winterwetters und dem starken Andrang von Fluggästen hat die Deutsche Bahn unterdessen vor überfüllten und verspäteten Zügen gewarnt. Außerdem reduzierte sie die Höchstgeschwindigkeit ihrer Züge auf einigen Strecken auf 160 Stundenkilometer, wie das Unternehmen am Sonntag mitteilte. Im restlichen deutschen Fernverkehrsnetz gelte die bereits reduzierte Höchstgeschwindigkeit von 200 Stundenkilometern.
Es sei aufgrund des starken Reisendenandrangs durch ausfallende Flugverkehre „mit teilweise erheblichen Kapazitätsengpässen auf wichtigen Fernverkehrsstrecken“ zu rechnen, hieß es weiter. Die Bahn setze zurzeit alle verfügbaren Mitarbeiter und Züge ein, um die Beeinträchtigungen für die Fahrgäste möglichst gering zu halten. Trotzdem müsse auf einigen Strecken, beispielsweise zwischen Hamburg und München, Berlin und dem Ruhrgebiet sowie von Köln nach München, „mit sehr stark ausgelasteten Zügen“ gerechnet werden.
Bahn rät von Reisen zu Stoßzeiten ab
Durch die geringere Geschwindigkeit werde verhindert, dass von der Wagenunterseite herabfallende Eisklumpen Schottersteine hochwirbelten und dabei gravierende Schäden an den Fahrzeugen verursachten. Daher komme es weiterhin zu teilweise erheblichen Verspätungen und einigen Ausfällen. Die Vorsorgemaßnahme verhindere den großflächigen Ausfall von Zügen.
Kunden, die ihre Fahrt nicht unbedingt am Sonntagnachmittag antreten müssten, empfiehlt die DB auf weniger nachgefragte Zeiten auszuweichen. Fahrgäste, die ihre Fahrt in den nächsten Tagen bis Weihnachten nicht antreten wollten, könnten die Tickets kostenfrei zurückzugeben.
Hunderte Flüge ausgefallen
Eine knappe Woche vor Weihnachten haben die starke Schneefälle zu Hunderten von Flugausfällen geführt. Der größte Londoner Flughafen Heathrow wurde am Sonntag für Landungen gesperrt. Tausende Passagiere mussten warten und teilweise in Feldbetten übernachten.
In Frankfurt wurden bis Sonntagnachmittag mehr als ein Drittel der 1.300 Flüge annulliert. Betroffen seien vor allem Flüge mit Zielen in Deutschland und Europa, weniger Langstreckenflüge. Auch die Airports in München, Hamburg, Berlin und Hannover meldeten Ausfälle. Der Sprecher des Frankfurter Flughafenbetreibers Fraport sagte, zwar seien die Bahnen geräumt, allerdings bekomme man die Schließungen anderer europäischer Flughäfen zu spüren, zum Beispiel in Italien, Kroatien und London.
An der Gepäckabfertigung in Frankfurt kam es sogar zu Tumulten zwischen Passagieren, die teilweise seit Tagen warteten. Der Airportbetreiber hatte für rund 1.000 gestrandete Passagiere im Transitbereich Feldbetten aufgestellt. Mitarbeiter des Flughafens schlüpften in Engelskostüme, um genervte und wütende Fluggäste zu besänftigen. Dennoch eskalierte die Situation. In den Warteschlangen, die sich auf über hundert Meter Länge vor den Schaltern gebildet hatte, kam es zu Tumulten. Die Polizei schritt ein.
Und Entwarnung ist aufgrund der Wetterlage nicht in Sicht: Für die kommende Woche sind teils ausgiebige Schneefälle angesagt.
Die Lufthansa strich bereits für die kommenden Tage viele innerdeutsche und innereuropäische Flügen von und nach Frankfurt. Die Langstreckenflüge seien aber nicht betroffen. Der Sonderflugplan sei notwendig, um die gewohnte Stabilität des Flugbetriebs wieder herstellen zu können, erklärte das Unternehmen und empfahl andere Verkehrsmittel. Und Entwarnung ist aufgrund der Wetterlage nicht in Sicht: Für die kommende Woche sind teils ausgiebige Schneefälle angesagt.
Auch Lady Gaga musste absagen
Große Problem bereitete das Wetter aber auch den Flughäfen in Großbritannien, Frankreich, Italien und Holland. Heathrow wurde für Landungen gesperrt, Starts wurden nur einige wenige in Aussicht gestellt. Mehrere hundert Mitarbeiter bemühten sich unterdessen darum, "es Passagieren im Terminal so warm und bequem wie möglich zu machen". Der Londoner Flughafen Gatwick war am Samstag mehrere Stunden lang geschlossen, wurde aber am späten Nachmittag wieder geöffnet. Hunderte Autofahrer saßen in der Nacht zum Samstag in Großbritannien bei eisigen Temperaturen auf der Autobahn M6 im Großraum Manchester fest. In Italien blieb der Flughafen von Florenz am Sonntagmorgen geschlossen, in Amsterdam wurden viele Flüge annulliert.
Frankreich erlebt derweil einen der schneereichsten Winter seit Jahren. Auf dem Pariser Flughafen Charles de Gaulle wurden 40 Prozent aller Flüge abgesagt. Die Behörden baten die Flughäfen der Nachbarländer, Flugzeuge nicht mehr dorthin umzuleiten. Paris lag unter einer dicken Schneedecke, im Großraum der französischen Hauptstadt war laut einem Bericht der Zeitung "Libération" auch der Busverkehr unterbrochen.
Für sechs Départements im Norden und Nordosten des Landes galt bis zum Montagmorgen eine Schnee- und Eiswarnung. Die Meteorologen erwarteten für den Tagesverlauf eine weitere Schneefront, die noch heftiger ausfallen sollte als jene vom Vortag. "Der Tag wird sehr schwierig werden", zitierte die Zeitung "Le Monde" Verkehrsstaatssekretär Thierry Mariani im Sender RTL.
In einigen besonders betroffenen Départements wurde der Schwerlast- und Gefahrgutverkehr verboten. Leidtragende waren auch Fans der Musikerin Lady Gaga. Ein für Sonntagabend in Paris geplantes Konzert der Amerikanerin musste abgesagt werden, weil zwei Trucks mit Bühnentechnik wegen des Fahrverbots nicht durchkamen. Das Konzert sollte am Dienstag wiederholt werden. Eine Aufführung am Montag sollte aber wie geplant stattfinden.
Immerhin: Weiße Weihnacht fast sicher
Auf den deutschen Autobahnen führten die winterlichen Verhältnisse zu zahlreichen Unfällen: In Niedersachsen musste die Autobahn 1 zwischen Cloppenburg und Vechta am Samstagmorgen für rund vier Stunden gesperrt werden, nachdem ein Lastwagen in die Mittelleitplanke geprallt war. In Rheinland-Pfalz wurde die Autobahn 3 im Westerwald nach einem Lkw-Unfall zwischen Diez und Montabaur in Richtung Köln gesperrt.
Immerhin sorgt das Winterwetter höchstwahrscheinlich für die von einigen ersehnte weiße Weihnacht. Die Meteorolgen erklärten, im größten Teil Deutschlands dürfe man darauf hoffen.(dapd/afp)