Tief Petra hat wie angekündigt für Chaos in NRW gesorgt. Heftige Schneefälle, Sturmböen und örtlich Eisregen sorgen für Staus auf den Straßen. Die Chronik des Schneetreibens in NRW ist in unserem Live-Ticker nachzulesen.
Das Schneetief Petra hat auf den nordrhein-westfälischen Autobahnen am Donnerstag für Chaos gesorgt. Liegen gebliebene Lkw sorgten teilweise für Stillstand, wie ein Sprecher der Landesleitstelle der Polizei in Neuss sagte. Insgesamt staute sich der Verkehr im Land am späten Nachmittag auf über 200 Kilometern. Auch Bahnfahrer mussten zum Teil viel Geduld aufbringen. Zahlreiche Züge hatten Verspätung oder fielen ganz aus.
Bis zum Mittag war die Lage noch verhältnismäßig ruhig geblieben. Doch am späten Nachmittag spitzte sich die Lage zu. Die Landesleitstelle der Polizei NRW in Neuss registrierte bis zum Abend 800 witterungsbedingte Unfälle. Dabei wurden 7 Menschen schwer und 54 leicht verletzt. Wegen der vielen querstehenden Lkw auf den Autobahnen des Landes wurde zwischenzeitlich in allen fünf Regierungsbezirken ein Fahrverbot für Lastwagen über 7,5 Tonnen erlassen, berichtete die Polizei am Abend. Zudem versorgte das Technische Hilfswerk (THW) die frierenden und wartenden Autofahrer auf den Autobahnen 1 und 3 mit Tee und Decken.
Am späteren Abend entspannte sich dann zumindest die Wetterlage. Um 21 Uhr hob der Deutsche Wetterdienst die Unwetterwarnungen für NRW auf. Von Norden her ließ der Schnee in vielen Landesteilen nach und "zieht jetzt nach Süden raus", wie Cornelia Urban, Meteorologin beim Deutschen Wetterdienst NRW in Essen, am Abend erklärte.
Schulfrei für zahlreiche Kinder
An vielen Schulen vor allem im Bergischen Land und im Sauerland fiel am Donnerstag der Unterricht komplett aus, weil die Verkehrsbetriebe keinen sicheren Schulbusverkehr gewährleisten konnten. Im Münsterland schickten mehrere Schulen ihre Schüler wegen des Wetters früher nach Hause. Auch städtische Verwaltungen wie etwa das Tecklenburger Rathaus schlossen zum Teil bereits am Mittag.
Am Düsseldorfer Flughafen waren bis zu 60 Mitarbeiter im Einsatz, um die Start- und Landebahnen mit Hilfe von Räummaschinen und Schneefräsen von Schneemassen zu befreien. Zudem seien Sattelschlepper organisiert worden, mit denen der Schnee abtransportiert werden könne, sagte ein Flughafensprecher. Wie der WDR berichtet, wurde der Flugbetrieb am Abend eingestellt. Der Airport sei gerüstet. Insgesamt stünden 200 Feldbetten für gestrandete Passagiere bereit, sagte der Sprecher. Auch für die Verpflegung werde gesorgt.
Auch der Winterdienst am Flughafen Köln/Bonn arbeitete auf Hochtouren. Mit 90 Mitarbeitern in zwei Schichten sei er in Höchstbesetzung im Einsatz, sagte ein Sprecher. Am Nachmittag wurde der Flugbetrieb für eine dreiviertel Stunde unterbrochen, weil die Start- und Landebahnen geräumt werden mussten. Drei Flüge mussten daher umgeleitet werden. Drei weitere Flüge aus Hamburg und München fielen wegen der dortigen Wetterbedingungen aus.
Autos stauten sich auf über 50 Kilometern
Auch auf den Straßen im Land waren die Winterdienste im Dauereinsatz. Trotzdem stauten sich die Autos etwa auf der A 1 zwischen Köln und Dortmund in beiden Richtungen auf über 50 Kilometern, weil sich mehrere Lkw quer gestellt hatten. Auch auf der A 3 zwischen Köln und Oberhausen stand der Verkehr auf über 40 Kilometern still. Räumfahrzeuge hatten daher erhebliche Probleme durchzukommen. Die Landesleitstelle der Polizei rief Lkw-Fahrer dazu auf, Parkplätze anzusteuern.
Auch in Innenstädten kam es wegen quer stehender Lkw zu Behinderungen. Mehrere Städte und Gemeinde hatten bereits in den vergangenen Tagen über mangelndes Streusalz geklagt. Weil der Nachschub ins Stocken geraten ist, werden etwa im sauerländischen Marsberg nur noch steile Straßen gestreut, wie ein Mitarbeiter des Bauamtes sagte. Für die Autobahnen und Bundesstraßen im Land gebe es bislang jedoch genug Streugut, sagte ein Sprecher des Landesbetriebs Straßenbau NRW.
Wintersportfans können sich unterdessen im Sauerland über beste Bedingungen freuen. Bereits am Donnerstagmorgen lagen bis zu 1,35 Meter Schnee in der Region. Nach Angaben der Wintersport-Arena in Winterberg waren zahlreiche Skilifte in Betrieb. Hunderte Kilometer Loipen und Pisten waren präpariert. Und auch im Bergischen Land kommen Skifahrer am Wochenende auf ihre Kosten. Nach Angaben einer Sprecherin der Stadt Remscheid soll ab Freitag der Lift am Remscheider Hohenhagen laufen.
Die Schneefälle sollen bis zum Abend andauern. In höheren Lagen muss mit bis zu 20 Zentimeter Neuschnee gerechnet werden. Dabei bleibt es weiter kalt, streckenweise ist es extrem glatt auf den Straßen (zur aktuellen Wetterkarte).
Hier die Chronik des Schneetreibens in NRW: