Essen.

Schnee und Glatteis haben den Verkehr in Nordrhein-Westfalen am Freitag erneut massiv behindert. Auf den Autobahnen im Land stauten sich die Fahrzeuge in der Spitze auf rund 170 Kilometern, wie das Landesamt für zentrale Polizeiliche Dienste (LZPD) in Duisburg mitteilte. Erst am späten Abend beruhigte sich die Lage weitgehend und die Staus lösten sich auf. Bei der Bahn kam es dagegen bis in die späte Nacht zu massiven Verspätungen und Zugausfällen. Auch an den Flughäfen mussten Reisende zum Teil viel Geduld mitbringen. In Hamm konnten sich die Schulkinder hingegen über schneefrei freuen.

Die Stadt hatte entschieden, den Unterricht an den Schulen am Freitag ausfallen zu lassen. Dies sei geschehen, "um die Schüler nicht unnötig in Gefahr zu bringen", hieß es. Für alle anderen, die zur Schule oder Arbeit mussten, gestaltete sich der Weg mitunter schwierig. So waren die Autobahnen am Morgen teilweise noch komplett gesperrt, wie etwa die A 1 zwischen Gevelsberg und Volmarstein. Die Lkw-Fahrverbote, die in der Nacht gegolten hatten, wurden am Morgen jedoch überall wieder aufgehoben. Insgesamt registrierte das LZPD zwischen 4.00 und 12.00 Uhr rund 760 witterungsbedingte Unfälle, bei denen 44 Menschen verletzt wurden, sechs von ihnen schwer. Den Gesamtschaden, der durch die Unfälle entstand, schätzte die Polizei auf 1,6 Millionen Euro.

Bei der Bahn fielen wegen des Winterwetters auch am Freitag Züge aus oder verspäteten sich zum Teil massiv (bis zu eineinhalb Stunden). Betroffen war vor allem der Fernverkehr. Am Abend musste jedoch vorübergehend die S-Bahnstrecke zwischen Düsseldorf und Essen gesperrt werden. Nach Angaben eines Bahnsprechers wurde die Störung durch einen Baum in der Oberleitung verursacht.

In Düsseldorf fielen 120 Flüge aus

Am Düsseldorfer Flughafen wurden am Freitag etwa 120 von 600 geplanten Flügen gestrichen, wie ein Sprecher des Airports mitteilte. Eigentlich laufe der Start-Betrieb recht normal. Reisende müssen dann mit Verzögerungen und Ausfällen rechnen, wenn Flieger wetterbedingt nicht nach Düsseldorf gelangen können. Passagiere sollten sich daher beim Reiseveranstalter oder der Fluggesellschaft informieren. Auch in Köln/Bonn gab es am Freitag noch "viele, viele Verspätungen" sowie vereinzelte Flugausfälle, wie Sprecher Walter Römer sagte. Der Luftverkehr in Europa sei durch das Winterwetter "gehörig durcheinandergebracht" worden.

In den Kölner Ford-Werken sorgte Schneetief Petra in der Nacht zu Freitag für Stillstand. Da verschiedene Autoteile wegen der Lkw-Fahrverbote in mehreren Ländern nicht rechtzeitig geliefert werden konnten, sei die Nachtschicht ausgefallen, sagte ein Unternehmenssprecher. Mehrere Hundert Fiesta und Fusion seien dadurch nicht gebaut worden. Den Schaden könne er noch nicht beziffern, sagte der Sprecher. Auch in Supermärkten trafen Lieferungen am Freitag zum Teil verspätet ein.

Gute Bedingungen herrschten indes in den Skigebieten des Landes. Schneehöhen von bis zu einem Meter meldete die Wintersport Arena Sauerland. Mehr als 80 Lifte liefen den ganzen Tag über. Auch die beiden Ruhrgebietslifte in Hattingen und Breckerfeld sollen am Samstag und Sonntag laufen.

Andere Sportler müssen dagegen eine Pause einlegen: Aufgrund der Wetterlage sagte die Fußball-NRW-Liga den für das Wochenende angesetzten 19. Spieltag ab. Der Spieltag soll voraussichtlich im März 2011 nachgeholt werden.

Chance auf weiße Weihnachten

Entwarnung geben die Meteorologen auch für die kommenden Tage nicht. Bereits in der Nacht sollte ein weiteres Schneegebiet Nordrhein-Westfalen von Südwesten nach Osten überqueren. Wie Günther Hamm vom Deutschen Wetterdienst in Essen sagte, sind dadurch bis Samstagmorgen vor allem im Westen des Landes bis zu zehn Zentimeter Neuschnee zu erwarten. Und auch die folgenden Tage sollen turbulent werden. In der Nacht zu Montag dürfte den Prognosen zufolge das nächste schneereiche Unwetter ins Land ziehen. Insgesamt sei der Monat auf dem besten Wege, der kälteste Dezember seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1890 zu werden, sagte Hamm.

Etwas Positives hat das frostige Winterwetter jedoch zumindest für Romantiker: Weihnachten könnte in diesem Jahr in Nordrhein-Westfalen tatsächlich weiß werden. "Die Chancen dafür liegen derzeit bei 80 Prozent", sagte Hamm.

Der Schneetag im Rückblick:

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