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Der größte unabhängige Stromhändler Deutschlands, Teldafax, rutscht weiter in die Krise. Nach Recherchen von DerWesten führt mindestens eine Geschäftsbank des Unternehmens keine unbegrenzten Lastschriften für Teldafax von Kundenkonten mehr aus.
Probleme bei Teldafax: Nach Recherchen von DerWesten führt mindestens eine Geschäftsbank des Unternehmens keine unbegrenzten Lastschriften für Teldafax von Kundenkonten mehr aus. Insider des Unternehmens berichten, zumindest Jahreszahlungen von Stromkunden müssten nun mit Überweisungen getätigt werden. Bisher wurden auch diese Vorkassen mit Lastschriften eingezogen.
Das Besondere daran: Anders als bei Überweisungen können Teldafax-Kunden bei Lastschriften das eingezogene Geld gut sechs Wochen lang von den Banken auf das eigene Konto zurückbuchen lassen. Sie verlieren also nicht in jedem Fall ihr Geld. Das Risiko für diese Rückbuchungen tragen in erster Linie die Banken. Sollten sich Kunden ihr Geld also wieder auf das eigene Konto zurückholen, wären die Banken gezwungen, die ausstehenden Gelder bei Teldafax einzutreiben. Nach Angaben der Firmensinsider kommt bei den rund 500 000 Kunden von Teldafax ein niedriger zweistelliger Millionenbetrag zusammen, den die Banken im Lastschriftverfahren garantieren müssen.
Risiko für die Banken
Viel Geld, scheinen die Banken zu denken. Vielleicht zu viel, um das Risiko für alle Jahresvorauszahler einzugehen. Denn bei der Staatsanwaltschaft Landshut liegt eine detaillierte Anzeige gegen Teldafax-Vorstandschef Klaus Bath und seinen Vorgänger Michael Josten vor. Die Vorwürfe lauten auf Insolvenzverschleppung und Beihilfe zum Betrug. Insgesamt prüft die Behörde nun mehrere tausend Seiten an Dokumenten auf dubiose Vorgänge. Josten selbst sitzt derzeit wegen einer früheren Verurteilung wegen Anlagebetrugs in der Justizvollzugsanstalt Bruchsal ein.
Teldafax hat bis heute keine testierten Jahresabschlüsse für die Jahre 2008 und 2009 vorgelegt. Die Bilanzprüfer hatten sich an zwielichtigen Finanzströmen gestört und vor einer möglichen Insolvenz gewarnt. In einem Bericht des Hauptzollamtes Köln ist von einer Art Schneeballsystem bei Teldafax die Rede, bei dem das Geschäftsmodell darauf angelegt ist, mit frischem Kundengeld alte Forderungen zu begleichen.
Kritik am Vorkassemodell
Teldafax sagt, das Zahlsystem sei für Jahreszahler auf Überweisungen umgestellt worden, um der öffentlichen Kritik an Vorkassemodellen zu begegnen. Dabei zahlen Kunden am Jahresanfang und sollen dafür zwölf Monate lang Strom von Teldafax bekommen. Laut Teldafax wird diesen Kunden „nunmehr zusätzlich“ angeboten, entweder auf monatliche Zahlweise umzustellen, oder das Geld einfach zu überweisen, um „nochmals deutlich ihren Willen einer jährlichen Vorabzahlung zu unterstreichen“. Dabei handele es sich um einen „Vertrauensbeweis“. Weiter sagte der Sprecher: „Im Übrigen haben nur noch 30 Prozent unserer Kunden ein Vorkassemodell gewählt.“
Zweifel an der eigenen Finanzkraft versucht Teldafax mit dem Hinweis an Kunden zu begegnen, ein ungenannter „internationaler Investor“ stehe kurz vor der Übernahme von Teldafax. Auf Nachfrage räumt ein Firmensprecher ein, ein russischer „strategischer Investor“ habe dem Unternehmen lediglich ein Darlehen im zweistelligen Millionenbereich gewährt. Das Kapital der Firma sei dadurch nicht erhöht worden. Neues Stammkapital zu erhalten, ist aber das Ziel einer Übernahme.
Anzeige wegen Beihilfe zum Betrug
Die Anzeige wegen Insolvenzverschleppung und Beihilfe zum Betrug wurde von Stefan Löhr aus Würzburg erstattet. Der Unternehmensberater hatte in den vergangenen Jahren mit Kollegen mehr als eine Million Euro von privaten Investoren eingeworben und bei der Fondsgesellschaft Debi Select angelegt. Die versprach eine sichere Anlage mit 8,25 Prozent Rendite.
Dann erfuhr Löhr, dass mit dem Geld aus den Debi Select Fonds die hoch verschuldete Teldafax finanziert worden sei. Löhr hat deshalb sowohl die Debi-Select-Geschäftsführer als auch Teldafax-Chef Bath und dessen Vorgänger Josten wegen Betrugs und Beihilfe zum Betrug angezeigt.