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Zur Wo­chenmitte wurde der Fi­nanz­skandal rund um den größten unabhängigen Stromhändler Deutschlands, Teldafax, be­kannt. Dieser rechnet jetzt mit über 20 Millionen Euro Verlust. Neue Kunden sollen die Geldlücke schließen.

Diese Überraschung dürfte Michael Josten nicht froh gemacht haben. Zur Wo­chenmitte wurde der Fi­nanz­skandal rund um den größten unabhängigen Stromhändler Deutschlands, Teldafax, be­kannt. Und kurz danach sperrte die Leitung der Justizvollzugsanstalt Bruchsal den Ausgang des Freigängers Josten. Denn der vorbestrafte Be­trü­ger war bis vor kurzem nicht nur Vordenker, Vorstandschef und dann Aufsichtsrat von Teldafax. Josten war auch der Mann, der die Finanzströme des grenzüberschreitenden Fir­menkonglomerates organisierte.

Wie aus internen Dokumenten des Stromhändlers hervorgeht, die der WAZ vorliegen, sorgte Josten unter anderem dafür, dass im Teldafax-Imperium Millionensummen nahezu frei zwischen Weißrussland, der Schweiz und Deutschland hin- und hergelenkt wurden. Selbst in Mauritius unterhielt Josten einen Firmenableger, mit dem er Geldgeschäfte machte. Aus den Pa­pieren ergibt sich weiter das Bild eines nahezu undurchsichtigen Firmengeflechtes, mit hunderttausenden deutschen Kunden in der Mitte, die sich bereit erklärt haben, für ihre Stromrechnungen bis zu 1000 Euro im Jahr vorab zu zahlen.

Und es ergibt sich das Bild einer Firmenstruktur, die mit aller Gewalt aufgehübscht werden sollte, um sie als ge­schminkte Braut meistbietend an einen dubiosen russischen Investor zu verkaufen. Teldafax bestätigt, dass ein neuer Geldgeber gesucht werde.

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80 Prozent der Umsätze

Besonders aufschlussreich über die Leistungsfähigkeit von Teldafax ist das Wertgutachten der Wirtschaftsprüfer GKK Partners aus München für die Kernfirma der Teldafax-Imperiums: die Teldafax Energy GmbH aus Troisdorf. Diese Firma sorgte für weit über 80 Prozent der Umsätze im Konglomerat.

Das Wertgutachten wurde zum 31. August 2010 erstellt, Demnach plante Teldafax in diesem Jahr bei einem Umsatz von gut 470 Millionen Euro nach Abzug der Stromkosten nur einen Rohertrag von rund zwölf Millionen Euro. Davon müssen weitere Kosten etwa für Personal abgezogen werden. Unter dem Strich plante der Teldafax-Vorstand laut Gutachten einen Jahresverlust von 25 Millionen Euro ein. Die Wirtschaftsprüfer schrieben, dem Management sei be­wusst, dass der wichtigste Festtarif für Strom „nicht kostendeckend“ sei. Sie schrieben weiter, dieser Tarif werde nur verkauft, um möglichst schnell viel Bargeld in die Firma zu locken.

Hinter diesem Konstrukt verbirgt sich eine Art Schneeballsystem: mit dem frischen Geld von Kunden sollen alte Löcher gestopft werden. Da­bei soll die Firma bereits im vergangenen Jahr nach Auskunft des damaligen Finanzchefs Alireza Assadi überschuldet gewesen sein.

Damit nicht genug: Teldafax-Vorstandschef Klaus Bath berichtet Ende September in einer internen E-Mail von ei­ner klaffenden Bargeldlücke von rund 20 Millionen Euro. Um diese Lücke zu schließen, plante er, noch mehr Geld bei Kunden einzutreiben.

Das Unternehmen selbst be­streitet das Schneeballsystem. „Bei einem Schneeballsystem wird niemals etwas überbleiben; bei unserem Geschäftsmodell dagegen schon“, teilte Teldafax mit. Weiter hieß es, das Unternehmen stehe nicht vor der Pleite. Im kommenden Jahr werde man Gewinne ma­chen.