London.
In Großbritannien ist ein Streit um den Ring entbrannt, den Prinz William seiner Kate geschenkt hat. Er gehörte einst Lady Di. Darf man diesen Ring, der zum Symbol einer so gescheiterten Ehe geworden ist, verschenken?
Aristokraten haben es gut: Ein Griff in die Familienschatulle und voilà – schon findet sich ein Schmuckstück, das sich zur eigenen Verlobung recyceln lässt. Charles hat’s gemacht, und nun William. Mit großer Geste steckte er Kate Middleton den blauen Verlobungssaphir von Diana an. Ist das rührend? Oder geschmacklos? Egal, wie man dazu steht: Es war nicht die klügste Wahl.
„Der Ring ist etwas ganz Besonderes für mich, so wie Kate“, sagte William mit Blick auf dieses große, dunkle Funkeln an der Hand seiner Verlobten, „und beides wollte ich zusammenbringen.“ Süß, seufzten da manche Briten bei diesen Worten, Himmel hilf, gruselten sich andere. Der 18-karätige Saphir mit dem Diamantkranz ist kein Meisterwerk der Juwelierskunst, ja, nicht einmal ein Einzelstück, doch als Memento der toten Herzensprinzessin natürlich unbezahlbar.
Neue Liebe, neuer Ring?
Und schon da beginnt für viele das Problem: Darf man einen Ring, der zum Symbol einer so unglücklich gescheiterten Ehe geworden ist, zur Verlobung weiterverschenken? Verdient nicht jede neue Liebe einen neuen Ring?
„Es ist meine Art, meine Mutter an unserer Freude teilhaben zu lassen“, erklärte William. Und mit dem Ring war Diana über Nacht zurück auf der britischen Bühne – als Erinnerung, ganz so, als sei ihr Lebensdrama erst gestern passiert. Das halbe Land wärmt seitdem die alte Verbitterung wieder auf: Dass Diana sich diesen Saphirring aus einem Katalog aussuchen musste, was natürlich gar nicht geht - egal, wie fesch Juwelier Garrard ist. 33 000 Euro hat Charles für das Schmuckstück bezahlt. Für Camilla aber wählte er zur Verlobung einen Art-Deco-Ring der Queen Mom. Geschätzter Wert: über eine halbe Million Euro. Man muss nicht groß rechnen, um zu verstehen, was das alles bedeutet – Kates neuer alter Ring ist Beweismittel in einer Herzensstraftat.
Der Schatten der Toten
Wer an Omen glaubt, dem kann bang werden bei Williams nett gemeinter Geste. Selbst nüchterne Pragmatiker wittern Schwierigkeiten: Wie soll sich Kate, die ohnehin den wildesten Diana-Vergleichen standhalten muss, mit diesem Ring jemals aus dem Schatten der Toten lösen? Lange haben die PR-Arbeiter des Palastes versucht, Charles Ex-Frau aus der öffentlichen Erinnerung zu retuschieren. Ihr Bild taucht im Zusammenhang mit den Windsors nicht mehr auf, ihr Grab liegt fernab. Doch der Ring bringt die Erinnerung an sie mit Macht zurück – und gehört in den Augen der Briten, mit allem Respekt für Williams Verlobte, immer noch Diana. Und welche Frau trägt gern den Schmuck einer anderen? Es wäre für William ein Leichtes gewesen, einfach einen neuen Verlobungsring zu kaufen und Kate den Saphir zu einer anderen Zeit zu schenken, argumentieren viele.
Zumal das gute Stück auch im Hause Windsor pikante Erinnerungen wecken könnte. Zu gern wüsste man, was Charles beim Anblick dieses, seines zu Stein gewordenen Ehedesasters empfindet. Und wird Camilla sich beim nachtblauen Leuchten des Saphirs daran erinnern, wie sie einst von Diana angefleht wurde, die Hände von Charles zu lassen?
Dass William seiner Braut mit dem Original-Schmuckstück mehr eine Last als ein Geschenk überreicht haben könnte, weist er von sich. Diplomatin Kate findet die Tatsache, Diana nachzufolgen, zwar „gewaltig“, William betont indessen, sie sei frei, ihren eigenen Weg zu finden. Es gebe in der Hinsicht keinen Stress. Na dann.