London. .

Mit Catherine Middleton rettet keine Aristokratin, sondern ausgerechnet ein Mädchen aus der Mittelschicht, eine „Prinzessin Angepasst“, die verstaubte britische Monarchie.

Als erste Bürgerliche, die seit 350 Jahren ins Königshaus einheiratet, bringen sie und William so viel Glamour in den Palast, dass schon jetzt einer in ihrem Schatten steht: Prinz Charles muss seit Dienstag um seinen Platz in der Thronfolge bangen. Selten waren sich Krone und Volk auf der Insel so nah wie in diesen Tagen: Dass Prinz William „eine von ihnen“ heiratet, entzückt die Untertanen. Jemand, der weiß, wie man U-Bahn fährt, selber kocht und Parkknöllchen kassiert, der kann nach ihrer Ansicht nur frischen Wind in die Elfenbeinschlösser der Royals bringen. Dass sich Zwei aus so unterschiedlichen Schichten überhaupt getroffen haben, zeigt aber auch, wie sehr Briten und Königshaus sich seit der letzten großen Adelshochzeit vor 30 Jahren verändert haben.

Die Middletons kommen aus bescheidenen Verhältnissen

Die Middletons kommen aus ganz und gar bescheidenen Verhältnissen; anders als die reichen Windsors waren Kates Vorfahren Bergarbeiter in Northumbrien, Tagelöhner in Kent, Dienstboten und Haushälterinnen. Ihre Eltern Carole und Michael haben sich ohne großes Erbe oder goldene Kontakte in die obere Mittelschicht empor gearbeitet. Sie sind durch ihren Partyartikel-Versandhandel zwar Millionäre geworden, haben aber nicht immer so feudal in einer Villa gelebt wie heute.

Kate, ihr ältestes von drei Kindern, haben die Middletons schon früh auf die Überholspur gestellt und auf teure Privatschulen geschickt. Freundlich, diskret, loyal und mit tadellosen Manieren ausgestattet, bekam die sportliche Schülerin früh Zutritt zu den besseren Kreisen. Peinliche Horrorgeschichten sucht man in ihrer Biografie vergeblich und Gerüchte, wonach sie sich den Prinzen regelrecht geangelt haben soll, weist sie von sich: „In meinem Kinderzimmer gab es kein Poster von William, sondern von diesem Typen aus der Levi“s-Reklame, sorry.“

Als WG-Mitbewohnerin überzeugte Kate den Prinzen

Nach der Schule tourte Middleton ein Jahr lang durch die Welt, engagierte sich für wohltätige Organisationen in Italien und Chile. Im Grundstudium an der schottischen Universität St. Andrews lernte sie schließlich den Thronfolger kennen. Als WG-Mitbewohnerin überzeugte die junge Kunstgeschichtsstudentin den Prinzen, auf Geografie umzusteigen, statt die Uni zu schmeißen. Dass William heute den besten Abschluss der Familie besitzt, dürfte er auch Kate zu verdanken haben.

Catherine ist Englands neue Stilikone

Mit dem Paar bekommt das Land durch und durch moderne Thronfolger: Keiner der beiden legt Wert auf gestelzte Anreden oder einen Begrüßungsknicks. Dass Catherine als britische Stilikone an Dianas Erbe anknüpfen wird, steht außer Frage. Jenes saphirblaue 400-Euro-Kleid der Designerin Issa, das sie Dienstag zum offiziellen Verlobungsfoto trug, war gestern morgen bereits ausverkauft.

Nicht Thronfolger Charles, der verschrobene Seniorprinz, wird in den nächsten Jahren die Titelblätter zieren, sondern Kate und William. Fünf Jahre Armeedienst als Rettungspilot hat William noch vor sich. Wenn er im Anschluss voll in den Dienst des Familienunternehmens einsteigt, ist Charles bereits 67 Jahre alt. Die heute 85-jährige Queen wird sich also genau überlegen, an wen sie das Zepter übergibt: an ihren schrulligen Sohn und dessen unbeliebte Gattin Camilla - oder an William und Kate, die schon jetzt versprechen, jene dynamisch-moderne Jungfamilie zu werden, mit der die Monarchie sich neu erfinden will.