Frankfurt/Main. .
Irlands Schuldenkrise trifft auch Deutschland. Laut einem Medienbericht haben die hiesigen Großbanken insgesamt knapp 13 Milliarden Euro Forderungen gegenüber Irland. Besonders stark ist die staatlich gestützte Hypo Real Estate engagiert.
Deutsche Banken halten gegenüber irischen Schuldnern 138 Milliarden Dollar an Forderungen. Das berichtete die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ am Dienstag. Am selben Tag wollten sich die EU-Finanzminister in Brüssel treffen. Die Forderungen gegenüber dem irischen Staat schlügen in den 14 größten deutschen Banken mit knapp 13 Milliarden Euro zu Buche, schreibt das Blatt. Diese Zahlen seien genau bekannt, weil Europas Großbanken beim Stresstest im Juli dieses Jahres aufschlüsseln mussten, welche Anleihen der EU-Staaten sie besitzen. Spekulationen über ein irisches Hilfeersuchen für seine Banken hatten am Vortag einen neuen Höhepunkt erreicht.
Irlands Schuldenkrise trifft aber Großbritannien noch härter als Deutschland. Die britischen Banken seien noch vor den deutschen die wichtigsten Gläubiger Irlands, heißt es in dem Bericht. Sie hielten gegenüber Staat, Unternehmen, Banken und anderen Schuldnern auf der Nachbarinsel Forderungen im Wert von rund 150 Milliarden Dollar.
HRE bangt um 35,5 Milliarden Euro
Das Engagement in Irland ist der „FAZ“ zufolge bei der verstaatlichten Hypo Real Estate am größten. Sie habe per 31. März 2010 Forderungen gegenüber dem irischen Zentralstaat und den Gebietskörperschaften von 10,3 Milliarden Euro gehabt. Zähle man alle Titel der öffentlichen Hand in Irland, Griechenland, Portugal und Spanien zusammen, bange die HRE um rund 35,5 Milliarden Euro. Das sei mehr als die Forderungen von Deutscher Bank, Commerzbank, DZ-Bank und der Landesbank Baden-Württemberg, die jeweils 7 bis 8 Milliarden Euro der vier Euro-Länder in den Büchern stehen hätten. Alle deutschen Großbanken zusammen kämen in dieser Kategorie auf Positionen von gut 75 Milliarden Euro.
Hinzu kämen andere Forderungen und Wertpapiere, die mit Kreditrisiken verbunden seien. Das könnten Verbriefungen sein, die mit irischen und spanischen Baukrediten gesichert seien, oder Kredite, die an griechische und portugiesische Unternehmen vergeben wurden. Rechnet man alle Forderungen der deutschen Banken gegen Schuldner in den vier Euro-Staaten zusammen, summieren sie sich auf knapp 400 Milliarden Dollar.
Banken drohen hohe Wertverluste
Sollte sich die Schuldenkrise weiter zuspitzen und die ohnehin schon hohen Risikoaufschläge sich noch erhöhen, drohten den Banken Wertverluste und auf einen Teil der Positionen auch Abschreibungen in den Bilanzen, schrieb die Zeitung weiter. Schon jetzt sei der im Stresstest als negatives Szenario skizzierte Renditeanstieg der irischen und portugiesischen Anleihen übertroffen worden. Das bereite nicht nur den deutschen Banken Sorgen.
Daneben seien es vor allem die französischen Banken, die um ihr Geld fürchten müssten. Ihre irischen Forderungen seien aber mit 50 Milliarden Dollar relativ überschaubar. Dafür sei die französische Position gegenüber Portugal und Griechenland größer als die deutsche.Eine spanische Zahlungskrise dürfte aber laut „FAZ“ für kein Bankensystem ohne große Verwerfungen verkraftbar sein. Deutsche Banken halten demnach Forderungen über 181 Milliarden Dollar gegenüber spanischen Schuldnern, gefolgt von Frankreich mit 162 Milliarden und Großbritannien mit 110 Milliarden Dollar. (dapd)