Berlin. .

Nach dem Stresstest der Banken haben Wirtschaftsforscher und Politiker vor verfrühtem Optimismus gewarnt. Der DIW-Präsident Zimmermann sagte, im Bankensystem seien dringend Reformen nötig.

Wirtschaftsforscher und Politiker haben nach dem Stresstest der Banken vor verfrühtem Optimismus gewarnt. Auch wenn von 14 deutschen Instituten nur die Hypo Real Estate durchgefallen sei, seien im Bankensystem dringend Reformen nötig, sagte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Klaus Zimmermann. Der Grünen-Finanzexperte Gerhard Schick erklärte am Samstag in Berlin: „Der Finanzminister liegt falsch, wenn er davon ausgeht, es gäbe keinen Handlungsbedarf.“

DIW-Präsident Zimmermann vertrat die Auffassung, die Tests hätten die Märkte nicht ruhigstellen können. „Denn die nötigen europäischen Finanzmarktreformen sind im Gegensatz zu den USA ja noch nicht einmal zu Ende diskutiert, geschweige denn beschlossen und eingeführt“, sagte Zimmermann „Handelsblatt Online“. Der Experte befürchtet, jetzt könne „fatalerweise der Eindruck entstehen“, man brauche diese Reformen nicht mehr.

Grüne gegen „einlullendes Gefasel“

„Dafür waren die Tests viel zu selektiv und sind die Ergebnisse viel zu positiv“, sagte der DIW-Präsident. So seien lediglich Wertabschläge bei den Staatsanleihen und Konjunktureinbrüche simuliert worden. Immobilienkrisen und das Versagen der Rohstoffmärkte seien dagegen nicht berücksichtigt worden. Zudem wisse man weiter zu wenig über den Bestand an toxischen Papieren.

Der Grünen-Politiker Schick kritisierte, dass Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble die deutschen Banken als „robust und widerstandsfähig“ bezeichnet hat. „Solches einlullendes Gefasel“ hätten die Bürger jeweils bis kurz vor dem Zusammenbruch der HRE, der IKB, der BayernLB und anderer Banken gehört - „und wurden dann ganz überraschend zur Kasse gebeten“.

Schick sieht Handlungsbedarf auf drei Feldern: Die HRE habe, unabhängig von der Auslagerung ihrer toxischen Papiere in eine Bad Bank, einen Kapitalbedarf von zehn Milliarden Euro. Darüber hinaus müssten die Landesbanken konsolidiert werden. Auch sei eine noch bessere Ausstattung der Institute mit Eigenkapital nötig.

„Geldhäuser müssen noch gesünder werden“

Auch der CSU-Finanzexperte Hans Michelbach sagte, die Neuordnung des Finanzmarktes müsse in Europa mit einem stärkeren Informationsaustausch der Aufsichtsbehörden angegangen werden. Der Stresstest habe gezeigt, dass die deutschen Geldhäuser ihre Aufgaben erkannt hätten. „Auch wenn die Banken auf dem Weg der Besserung sind: Sie müssen noch gesünder werden“, forderte Michelbach.

Der Erlanger Bankenexperte Wolfgang Gerke verlangte, die Ergebnisse der Stresstests künftig nicht mehr zu veröffentlichen. Gerke sagte der „Rheinischen Post“, außerdem sollten die Tests direkt von der europäischen Bankenaufsicht CEBS gemacht werden. Für den aktuellen Stresstest hatten die Banken der CEBS die Daten mitgeteilt. Das Ganze habe nur dazu gedient, die Finanzmärkte zu beruhigen, kritisierte der Professor: „Was da rauskam, wussten wir doch schon alle vorher.“

Die deutschen Banken hatten sich beim europäischen Stresstest gut geschlagen. Mit Ausnahme HRE bestanden alle 14 geprüften Institute den Test auch im strengsten Szenario. Ihre Kernkapitalquote würde auch bei kräftigen Verwerfungen auf den internationalen Finanzmärkten nicht unter 6 Prozent fallen. Europaweit nahmen 91 Kreditinstitute aus 20 Mitgliedstaaten Tests teil, sieben fielen durch, darunter eine griechische Bank und fünf spanische Sparkassen. (apn)