Düsseldorf. .

Der Baukonzern Hochtief versucht sich mit guten Nachrichten bei der Vorstellung der Quartalszahlen gegen die Übernahme des spanischen Konkurrenten ACS zu wehren. Dieser wiederum möchte sein Angebot am Donnerstag einreichen.

Mit einem Feuerwerk guter Nachrichten hat der von einer feindlichen Übernahme bedrohte Baukonzern Hochtief versucht, seinen Aktienkurs in die Höhe zu treiben. Konzernchef Herbert Lütkestratkötter warb am Donnerstag bei der Vorstellung der Quartalszahlen in Düsseldorf mit einem anspruchsvollen Gewinnausblick bis 2013, mit der Ankündigung von Sonderdividenden und ehrgeizigen Zukunftsplänen um die Anleger. An der Börse verpuffte das Feuerwerk allerdings fast folgenlos. Der Kurs der Hochtief-Papiere stieg am Vormittag lediglich um gut 0,5 Prozent.

Der Baukonzern hat im Abwehrkampf gegen den spanischen Angreifer ACS nach eigenen Angaben noch Pfeile im Köcher. Hochtief plane „definitiv“ noch weitere strategische Schritte, sagte Lütkestratkötter. Details wolle er noch nicht nennen. Finanzchef Burkard Lohr betonte erneut, Hochtief behalte sich Kapitalmaßnahmen vor und schließe weder eine Kapitalerhöhung noch eine Wandelanleihe zur Refinanzierung des Konzerns aus. Durch beide Schritte würde die Zahl der Hochtief-Aktien erhöht und eine Übernahme erschwert.

Um für die Aktionäre attraktiver zu werden, will Hochtief durch Firmenverkäufe in den nächsten zwei Jahren Milliardenwerte realisieren und zumindest teilweise an die Aktionäre ausschütten. Dies könnte die Übernahmepläne des spanischen Konkurrenten ACS erschweren. Bereits im nächsten Jahr werde der Konzern seine hauptsächlich auf den Betrieb von Flughäfen und Mautstraßen konzentrierte Tochter Hochtief Concessions an die Börse bringen oder Investoren anbieten, kündigte Lütkestratkötter an. Ihr Wert betrage mehr als 1,6 Milliarden Euro. Hochtief hatte bereits 2009 eine Minderheitsbeteiligung an der Tochter an die Börse bringen wollen, hatte den Versuch jedoch wegen des schlechten Marktumfeldes abgebrochen. Diesmal sei der Baukonzern aber bereit, auch eine Mehrheit an Concessions abzugeben oder sich sogar völlig von der Tochter zu trennen, sagte der Manager.

Beteiligung an Aurelis soll 2012 verkauft werden

Im Jahr 2012 - und damit ein Jahr früher als geplant - will der Konzern außerdem seine 50-prozentige Beteiligung an der Immobilienfirma Aurelis verkaufen. Auch dies könnte noch einmal mindestens einen hohen dreistelligen Millionenbetrag in die Kassen des Konzerns spülen.

Sorge um Hochtief

SPD-Chef Sigmar Gabriel unterstützt die Hochtief-Belegschaft im Kampf gegen die feindliche Übernahme.
SPD-Chef Sigmar Gabriel unterstützt die Hochtief-Belegschaft im Kampf gegen die feindliche Übernahme. © WAZ FotoPool
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Die erwarten Verkaufserlöse sollen in den nächsten Jahren für zusätzlichen Glanz in der Hochtief-Bilanz sorgen. 2011 und 2012 erwartet der Konzern - nicht zuletzt durch dieses Sondereffekte - jeweils ein Vorsteuerergebnis von rund einer Milliarde Euro und einen Konzerngewinn von 600 beziehungsweise 500 Millionen Euro. 2013 soll das Vorsteuerergebnis dann auch ohne außerordentliche Gewinne mehr als eine Milliarde Euro und der Konzerngewinn rund 450 Millionen Euro betragen. Zum Vergleich: 2009 lag das Vorsteuerergebnis bei gerade einmal 600 Millionen Euro und der Konzerngewinn bei 192 Millionen Euro.

Gleichzeitig will sich der Konzern neue Wachstumsmärkte erschließen. Dazu gehört der Bau von Windkraftanlagen auf hoher See, wo der Konzern künftig mit jährlichen Umsätzen von mindestens einer halben Milliarde Euro rechnet. Ein weiterer attraktiver Zukunftsmarkt für Hochtief sei Indien, sagte Lütkestratkötter. Hier werde der Essener Baukonzern seine Aktivitäten schon im kommenden Jahr gezielt ausbauen. Das Unternehmen habe bereits mit der Suche nach Beteiligungsmöglichkeiten begonnen.

In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres steigerte Hochtief den Konzerngewinn um 17,3 Prozent auf 142,7 Millionen Euro. Der Auftragseingang stieg um 11,6 Prozent auf 19,3 Milliarden Euro. Der Auftragsbestand erreichte den neuen Rekordwert von 41,4 Milliarden Euro. Rein rechnerisch entspreche dies einer Auslastung von gut 22 Monaten, sagte der Konzernchef. Für das Gesamtjahr erwartet der Konzern weiterhin einen Umsatz etwa auf und einen Konzerngewinn leicht über Vorjahresniveau. 2009 erreichte Hochtief Einnahmen in Höhe von 18,2 Milliarden Euro und einen Nettogewinn von knapp 192 Millionen Euro. (dapd/rtr)