Berlin. .

Die Industrie hat nach Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung die Krise deutlich hinter sich gelassen: In diesem Jahr soll sie mit rund acht Prozent mehr als doppelt so stark wachsen wie die gesamte Volkswirtschaft.

Die Industrie zieht die deutsche Wirtschaft aus der Krise. In diesem Jahr soll sie mit rund acht Prozent mehr als doppelt so stark wachsen wie die gesamte Volkswirtschaft. Das geht aus der am Montag veröffentlichten Industrieprognose des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervor. Die Bundesregierung erwartet, dass das Bruttoinlandsprodukt 2010 um 3,4 Prozent zulegt. Auch dem deutschen Mittelstand geht es so gut wie seit dreieinhalb Jahren nicht mehr: Laut Mittelstandsbarometer waren die Firmen zuletzt Anfang 2007 so zufrieden mit ihrer Lage und ihren Geschäftserwartungen.

Die Industrie hat nach Berechnungen des DIW die Wirtschaftskrise deutlich hinter sich gelassen. 2009 war die industrielle Produktion noch um 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr eingebrochen. „In fast allen Branchen erleben wir nach dem jähen Einbruch ein ebenso schnelles Hochschnellen der Konjunkturkurve“, sagte die beim DIW für die Prognose verantwortliche Dorothea Lucke in Berlin.

Vorkrisenniveau noch nicht wieder erreicht

Im kommenden Jahr soll die Erholung dann an Tempo verlieren. „Die Industrie schwenkt damit aber nur wieder auf einen regulären Wachstumspfad ein“, sagte Lucke. Die Lager seien wieder aufgestockt und in der Rezession aufgeschobene Investitionen zunehmend nachgeholt worden. Dies seien positive Zeichen für eine Rückkehr zur Normalität. Dennoch werde Ende 2011 das Vorkrisenniveau in der Industrie insgesamt noch nicht wieder erreicht sein.

Die Industrieprognose wird einmal jährlich vom DIW gemeinsam mit Volkswirten aller führenden Industriebranchen errechnet.

Mittelstandsbarometer sieht „goldenen Oktober“

Aber nicht nur die großen Industriebetriebe, sondern auch die kleinen und mittelständischen Firmen machen derzeit glänzende Geschäfte. Die Stimmung der Unternehmen signalisiere „einen in wirtschaftlicher Hinsicht wahrhaft goldenen Oktober“, heißt es in dem von der staatlichen Förderbank KfW und dem Münchener Ifo-Institut erhobenen Mittelstandsbarometer. Das mittelständische Geschäftsklima verbesserte sich demnach um 4,0 auf 23,2 Punkte. Damit habe es den Rückgang aus dem Vormonat mehr als wettgemacht.

Während der abermalige Anstieg bei den Lageurteilen um 2,6 auf 28,3 Zähler im Rahmen der Erwartungen liege, sei die Entwicklung der Geschäftserwartungen für die kommenden sechs Monate „eine faustdicke positive Überraschung“, hieß es. Diese seien um 5,3 auf 17,7 Punkte geklettert und hätten damit die Rückgänge in den beiden Monaten davor wieder ausgeglichen.

Auch Großunternehmen guter Stimmung

Nicht nur im Mittelstand sei die Stimmung ausgezeichnet, sondern auch bei den großen Unternehmen, erklärten KfW und Ifo. Hier habe sich der Aufwärtstrend des Geschäftsklimas seit Februar ununterbrochen fortgesetzt. Mit einem Plus von 1,3 auf 27,4 Zähler sei der Index im Oktober auf den höchsten Stand seit Januar 1991 gestiegen. Auch bei den Großunternehmen hätten sowohl die Lageurteile als auch die Erwartungen zu der Klimaverbesserung beigetragen.

KfW-Chefvolkswirt Norbert Irsch zeigte sich vor allem von den ungebremst optimistischen Geschäftserwartungen überrascht. Zugleich verwies er auf globale Konjunkturrisiken, denen sich Deutschland als Exportnation nicht entziehen könne. „Das anhaltend sehr gute Geschäftsklima ist aber ein starkes Signal, dass Deutschland im kommenden Jahr auch dank einer lebhafteren Binnennachfrage erneut eine Topposition im Wachstumsranking der Eurozone erreichen kann“, sagte Irsch. 2011 sei ein Wirtschaftswachstum in der Größenordnung von 2,0 Prozent realistisch.

Industrieprognose und Mittelstandsbarometer setzen die Reihe positiver Konjunkturnachrichten fort, die in jüngster Zeit veröffentlicht wurden. So stieg der wichtigste Konjunkturindikator, der Ifo-Geschäftsklimaindex, im Oktober zum fünften Mal in Folge und nähert sich seinem historischen Rekordwert. (dapd)