München. .
Die CSU soll kein Männerverein bleien. In diesem Punkt waren sich die Delegierten auf dem Parteitag der CDU-Schwester einig. Sie wollen die Partei öffnen – und auch verstärkt im Internet um neue Mitglieder werben.
Die Empfehlung fällt kurz und knapp aus. „Mut zum Neuen“, ruft Angela Merkel aus. An der Frauenquote sei die CDU „nicht zusammengebrochen“, erzählt die Gastrednerin auf dem CSU-Parteitag in München. Viel geschickter hätte man sie nicht platzieren können; die Kanzlerin spricht in der Pause der Debatte über die Frauenquote. Ihre Rede ist ein Fingerzeig und auch eine Unterstützung (nicht die einzige) für CSU-Chef Horst Seehofer.
Der will nämlich, dass die CSU kein Männerverein bleibt. Der Frauenanteil: 18 Prozent. Seehofer schlägt vor, alle Ämter zu mindestens 40 Prozent mit Frauen zu besetzen. Ab 2011 soll die Quote für den Vorstand und die Bezirksgremien gelten. Es geht nur um Parteijobs, nicht um Parlamentsmandate. Die Orts- und Kreisverbände – noch eine Einschränkung – sollen später folgen. Die Quote wäre für die CSU ein Quantensprung und ein Erkenntnisgewinn: Die Partei spürt den Modernisierungsdruck.
Mehr Internet-Mitgliedschaften angestrebt
Mehr Teilhabe, Mitmachpartei, Internet-Mitgliedschaften lauten Schlagworte. Vor allem sollen die Mitglieder direkt zu Personal- und Sachfragen befragt werden. Mit der Quote tut sich die CSU am schwersten. Über 40 Delegierte melden sich zu Wort. „Wir brauchen keine billige Symbolik“, ruft der Delegierte Stefan Dorn unter dem Beifall des Parteitags. Gegner der Quote gibt es auch unter Frauen. Verkehrte Welt: Die junge Union rät von der Quote ab, während Karrierefrauen wie Barbara Stamm oder Gerda Hasselfeldt dafür kämpfen.
Bis Samstag wollen die 1000 Delegierten über 240 Anträge beraten. Ein „Arbeitsparteitag“ über interne Reformen, aber zwei Auftritte ragen heraus. Merkel wird gefeiert, als sie für einen harten Euro wirbt. Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg stellt die Wehrreform vor. Ein Heimspiel. Hinter den Kulissen geht es in München neben der Quote längst um ein anderes, delikates Zukunftsthema, eben um jenen Guttenberg. 2011 wird er 40 Jahre alt. Nach der bayrischen Verfassung könnte er dann Ministerpräsident werden. Im selben Jahr wählt die CSU eine neue Führung...
Seehofer registriert, wie der Minister die Fantasie der Partei und der Medien anregt. Er werde dauernd auf seine „Angst und andere Gefühlszustände“ angesprochen, seufzt er. „Das ist alles, was die deutsche Politik bewegt.“ Ist es noch Spott oder ist es schon Resignation.