Essen.

Die dreimaligen Preiserhöhungen für Gas in diesem Jahr haben den Essener Stadtwerken nach eigenen Angaben bisher keine Kündigungswelle ihrer 90 000 Kunden beschert. Dabei sind sie in den Preis-Hitparaden im Internet deutlich nach hinten gerutscht.

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„Natürlich gibt es einige, die das nicht so toll fanden, aber wir verzeichnen keine massiven Proteste“, sagt Stadtwerke-Sprecher Dirk Pomplun. Schließlich habe man 2009 drei Mal die Preis gesenkt. Nun müsse man die gestiegenen Kaufkosten weiter geben.

„Unfairer Vergleich“

Bei den Gaspreis-Vergleichen im Internet, etwa beim Internet-Portal Verivox, liege man mit der jüngsten, ab 1. Oktober gültigen, Preiserhöhung von rund 7 Prozent allerdings bedauerlicherweise nicht mehr so weit vorne in der Preis-Hitparade wie früher. Tatsächlich rutschten die Stadtwerke von der Position als einer der günstigsten deutschen Anbieter auf Rang 11 ab. Bei einem Jahresverbrauch von 20 000 Kilowattstunden Gasenergie (Einfamilienhaus) zahlt ein Haushalt im Klaro-Tarif nun laut Verivox 1271 Euro. Bei den fünf billigsten Anbietern (Logogas, 123-Gas, Relaxgas, TelDaFax und goldgas) würde man im Vergleich 60 bis 150 Euro sparen.

Wer bereit ist, sich auf Vorauskasse für die Gaslieferung eines Jahres oder auf eine Kautions-Hinterlegung als Sicherheit für den Gasanbieter einzulassen, kann noch mehr Geld einsparen. Einige Gaslieferanten zahlen zudem einen einmaligen Neukunden-Bonus von bis zu 200 Euro.

Die Stadtwerke kritisieren diese Vergleichstabellen im Internet allerdings als unfair. „Da werden Äpfel mit Birnen verglichen. Ein Dumpinganbieter kann irgendwo eine feste Menge Gas billig einkaufen und wenn das in einem sehr kalten Winter nicht reicht, dann müssen Grundversorger wie wir die Kunden übernehmen und Gas liefern. Solch eine Versorgungsgarantie bedeutet für uns zusätzliche Kosten“, sagt Pomplun.

„Viele wechseln von einem weit entfernten Stromanbieter zu uns“

Nach Beobachtung der Stadtwerke liegen jedoch zunehmend mehr Kunden Wert darauf, dass ihr Versorger vor Ort präsent ist. Das sehe man am jüngsten Angebot der Stadtwerke, neben Wasser und Gas auch Strom in die Haushalte zu liefern. Bisher haben sich 3800 private Haushalte und drei große Wohnungsbaugesellschaften für den Allgemeinstrom ihrer Häuser entschieden, Strom bei den Stadtwerken einzukaufen. „Das läuft gut, wir sind zufrieden. Viele wechseln von einem weit entfernten Stromanbieter zu uns, weil sie die Ansprache vor Ort schätzen“. Allerdings seien die Kunden zunehmend preissensibel, der Wettbewerb sei hart.

Macht man bei Verivox den Strompreis-Vergleich für 4000 Kilowattstunden im Jahr als typischer Schnitt für eine Familie, so kann der Wechsler im Vergleich zum RWE-Strompreistarif Klassik immerhin 180 Euro sparen. Es geht allerdings noch billiger, wenn einem der Sitz des Anbieters egal ist: Statt 852 Euro wie bei den Stadtwerken zahlt man bei der Kieler enQu GmbH 829 Euro - 20 Euro weniger; der Tarif ist also sogar 200 Euro im Jahr billiger als RWE.