Düsseldorf. .
Bei den Tarifverhandlungen in der Stahlindustrie haben Arbeitgeber und Gewerkschafter sich geeinigt. Die 85.000 Beschäftigten sollen ab Oktober 3,6 Prozent mehr Gehalt bekommen. Leiharbeiter werden mit dem Vertragswerk de facto erstmals gleichgestellt.
NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider hat den Tarifabschluss in der Stahlindustrie begrüßt. „Der Abschluss der Tarifparteien in der Metallindustrie ist eine Zeitenwende“, sagte Schneider der WAZ-Mediengruppe. „Von NRW geht ein starkes Signal aus: Gleiches Geld für gleiche Arbeit gilt auch für Leiharbeiter.“
Schneider sprach in diesem Zusammenhang von einer „großen Unterstützung für die Landesregierung, die die Leiharbeit neu regulieren will“. Die rot-grüne Landesregierung werde eine entsprechende Bundesratsinitiative starten.
Leiharbeiter erstmals im Tarif
Die 85.000 Beschäftigten in der deutschen Stahlindustrie bekommen ab Oktober 3,6 Prozent mehr Gehalt. Außerdem einigten sich die Tarifparteien am Donnerstagmorgen in Düsseldorf darauf, dass Leiharbeiter ab dem kommenden Jahr den gleichen Lohn bekommen wie die Stammbelegschaft. Der neue Tarifvertrag hat nach Angaben der IG Metall eine Laufzeit von 13 Monaten.
Die Gewerkschaft hatte im Vorfeld sechs Prozent mehr Lohn bei einer Vertragslaufzeit von zwölf Monaten gefordert. Zudem wollte die IG Metall als erste Gewerkschaft die gleiche Bezahlung von Stammbelegschaft und Leiharbeitern in einem Tarifvertrag festschreiben lassen, was ihr jetzt gelang. „Erstmals gibt es in einem Flächentarifvertrag eine Fairness-Garantie für Leiharbeiter“, erklärte die Gewerkschaft nach der Einigung. „Wir wollten den Grundsatz „Gleiche Arbeit - Gleiches Geld“ im Flächentarifvertrag verankern.“
Einmalzahlung von 150 Euro
Für den Monat September 2010 wurde von den Tarifparteien eine Einmalzahlung von 150 Euro vereinbart. Auszubildende bekommen monatlich 40 Euro mehr. Die Einigung erfolgte in der dritten Tarifrunde nach elfstündigen Verhandlungen. Um Druck aufzubauen, hatte die IG Metall in der vergangenen Woche ihre Warnstreiks deutlich ausgeweitet.
Die Tarifverhandlungen in der Stahlindustrie waren die ersten größeren nach der Überwindung der schlimmsten Phase der Wirtschaftskrise. Dem Abschluss wird Signalwirkung auch für andere Tarifverhandlungen in nächster Zeit zugemessen. Die Gewerkschaften dringen angesichts der anziehenden Konjunktur und nach der Lohnzurückhaltung während der Wirtschaftskrise auf deutlich höhere Abschlüsse. Die Arbeitgeber warnen dagegen, der Aufschwung stehe erst am Anfang und dürfe nicht durch zu hohe Lohnsteigerungen wieder gebremst werden. (afp)