Berlin.
Thilo Sarrazin wertet seinen freiwilligen Rückzug aus dem Bundesbankvorstand als Akt staatsbürgerlicher Verantwortung. Wäre er stur geblieben, so Sarrazin, „hätte das den Bundespräsidenten und das Staatsamt beschädigt“.
Der scheidende Bundesbankvorstand Thilo Sarrazin wertet seinen freiwilligen Rückzug aus dem Amt als Akt staatsbürgerlicher Verantwortung. „Wäre ich stur geblieben, hätte das den Bundespräsidenten - weil er sich so weit vorgewagt hatte - und das Staatsamt beschädigt“, sagte Sarrazin der „Bild“-Zeitung (Onlineausgabe). Das habe er nicht gewollt.
„Ich bin Staatsbürger und war jahrzehntelang Staatsdiener. Ich wollte niemanden in eine ausweglose Situation treiben“, versicherte Sarrazin. Er habe seine Ehre retten wollen und das sei ihm gelungen.
Sarrazin hatte mit seinen islamkritischen Integrationsthesen in seinem Buch „Deutschland schafft sich ab“ heftige Kritik auf sich gezogen. Bundespräsident Christian Wulff legte der Bundesbank nahe, eine Abberufung Sarrazins aus dem Vorstand zu beantragen, was der Vorstand Anfang September dann auch tat. Über die Abberufung hätte der Bundespräsident selbst entscheiden müssen.
Wulff weist Kritk an seinem Verhalten zurück
Sarrazin betonte: „Wenn ich sage: Die überwiegende Rechtsmeinung hätte meine Abberufung als rechtswidrig eingestuft, dann ist das eher eine Untertreibung. Bei mir stand das Telefon nicht still vor lauter Verfassungsrechtlern.“ Vor sechs Tagen hatte Sarrazin dann von sich aus Wulff um seine Abberufung gebeten. Gleichzeitig zog die Bundesbank ihren Antrag zurück und erklärte, sie halte ihre Kritik an Sarrazin nicht mehr aufrecht.
Wulff wies Kritik an seinem Verhalten zurück. „Wichtig ist mir, dass wir jetzt eine substanzielle und sachliche Debatte über eine bessere Integration in Deutschland führen. Darum geht es“, sagte er der „Thüringer Allgemeinen“ (Mittwochausgabe) laut Vorabbericht.
Sarrazin warf seinen Kritikern vor, sie hätten in ihren Urteilen über seine Thesen den „üblichen Rosenkranz“ aus Begriffen wie „beleidigend“, „rassistisch“, „diskriminierend“ und „menschenverachtend“ heruntergebetet. „Den Anfang machte die Bundeskanzlerin, dann kam der SPD-Vorsitzende, dann ein paar nachgeordnete Größen“, sagte Sarrazin. Doch die Bürger hätten ihm zugestimmt. „Das hat die politische Klasse in vollständige Ratlosigkeit gestürzt“, analysierte der frühere Berliner Finanzsenator. Die Folge sei eine ungeheure Aggression auch bei Journalisten. (dapd)