Berlin. .

Das Präsidialam hat laut einem Medienbericht entscheidend bei der Abberufung des umstrittenen Bundesbankvorstandes mitgewirkt: Eine höhere Pension erleichtete die Verabschiedung Sarrazins offenbar.

Das Bundespräsidialamt soll dem scheidenden Bundesbankvorstand Thilo Sarrazin laut einem „Spiegel“-Bericht eine höhere Pension verschafft haben. Das Nachrichtenmagazin berichtete am Samstag vorab, das Amt habe sich aktiv in den Streit zwischen Sarrazin und der Bundesbank eingeschaltet, die zuvor dessen Abberufung durch Bundespräsident Christian Wulff beantragt hatte. Dadurch sei doch noch eine gütliche Einigung zustande gekommen, bei der Sarrazin eine höhere Pension durchgesetzt habe.

„Der ist vom Stamme Nimm“

„Er kassiert nun 1000 Euro mehr im Monat“, zitiert das Magazin einen mit den Verhandlungen vertrauten Bundesbanker. Den Angaben zufolge hatte die Bundesbank Sarrazin zunächst angeboten, für seine 17 Monate im Amt eine Pension ohne Abzug zu zahlen, wenn er sich freiwillig zurückzöge. Doch in den vom Bundespräsidialamt geführten Verhandlungen habe Sarrazin in der vergangenen Woche eine noch höhere Forderung durchgesetzt. Nun bekomme Sarrazin eine Pension, wie sie ihm am Ende der regulären Laufzeit seines Vertrags im Jahr 2014 zugestanden hätte. „Der ist vom Stamme Nimm“, kommentierte eine Führungskraft der Bundesbank. Nach Informationen des Magazins „Focus“ erhält Sarrazin, der zum 30. September aus seinem Amt scheidet, ab Oktober eine monatliche Altersversorgung von rund 10.000 Euro. Diese deckt dem Bericht zufolge auch seine früher erworbenen Ansprüche als Berliner Finanzsenator, Staatssekretär in Rheinland-Pfalz und Beamter im Bundesfinanzministerium ab.

Der frühere Berliner Finanzsenator hatte mit Äußerungen über eine angeblich erbliche Dummheit von muslimischen Migranten und Gene von Juden für Empörung gesorgt. Der Antrag auf Sarrazins Abberufung hatte Wulff in eine heikle Situation gebracht. Wulffs vorheriger Appell an die Bundesbank, Schaden von Deutschland abzuwenden, war als Vorfestlegung über seine Entscheidung gedeutet worden. Namhafte Arbeitsrechtler hatten allerdings gewarnt, dass Sarrazins Thesen eine Kündigung nicht rechtfertigten und diese vor Gericht keinen Bestand haben werde.

Unterdessen sprach sich der ehemalige SPD-Finanzminister Peer Steinbrück gegen den geplanten Parteiausschluss Sarrazins aus. „Ich würde ihn halten“, sagte er dem „Spiegel“. „Ich würde mich nie so äußern wie Herr Sarrazin“, sagte Steinbrück. „Aber die Integrationsfragen in diesem Land werden nicht dadurch gelöst, dass man Herrn Sarrazin aus der SPD ausschließt.“ (dapd)