Paris. .

Carla Bruni sorgt zurzeit in Frankreich wieder für Schlagzeilen. Der Grund: Zwei neue Biografien über das Leben der französischen „Première Dame“ erscheinen. Eine wohlwollend, die andere giftig.

Sie ist sehr hübsch, sehr reich und ungemein einflussreich. Noch nie hat eine „Première Dame“ im Elysée-Palast soviel Aufsehen erregt wie Carla Bruni-Sarkozy. Ihren schillernden Ruf wird sie auch an diesem Mittwoch wieder eindrucksvoll unter Beweis stellen. Dann liegt nämlich die neue und mit viel Spannung erwartete Carla-Bruni-Biografie in den Buchhandlungen aus.

Dabei wirbelt das Buch der französischen Enthüllungsjournalistin Besma Lahouri mit dem vielversprechenden Titel „Carla, une vie secrète“ schon seit Tagen jede Menge Staub auf. Wie gemütlich und geradezu unschuldig ging es in der Hauptstadt noch zu, als First Ladys wie Yvonne de Gaulle und Claude Pompidou den Präsidentenpalast bewohnten. Auch Bernadette, die elegante Dame an der Seite des väterlichen Jacques Chirac, pflegte denselben unauffälligen Stil. Doch mit dem parvenühaften Nicolas Sarkozy, dessen Vorliebe für Rolex-Uhren und Ray-Ban-Brillen sehr verstört, sowie seiner dritten Ehefrau Carla Bruni, dem rassigen italienischen Ex-Mannequin, erlebt die Fünfte Republik eine bislang einmalige Vermählung von Macht und Sex, von Glamour und Pomp, von Skandalen und Intrigen.

Die Geister, die sie riefen

Carla Bruni-Sarkozy vor dem Royal Hospital Chelsea in London. (Foto:afp)
Carla Bruni-Sarkozy vor dem Royal Hospital Chelsea in London. (Foto:afp) © AFP

Selbst das Allerprivateste aus dem Palast entfaltet neuerdings rege öffentliche Aufmerksamkeit. Das Ehepaar Sarkozy-Bruni wird die Geister, die sie riefen, nicht mehr los. Energisch aber vergeblich suchten die allgegenwärtigen Kommunikationsberater des Elysée deshalb den Druck des Buches zu verhindern. Bezeichnend für die Boulevardisierung der französischen Politik: Selbst linksliberale Polit-Magazine wie „Marianne“ schwimmen mittlerweile auf der seichten „Pipole“-Welle mit. Auf acht Hochglanzseiten präsentierte das Heft vorab Auszüge aus dem „geheimen Leben der Carla B.“.

Eine Biografie, die kein gutes Haar an der „Première Dame“ lässt. Die schlanke Schönheit, die sich in der Öffentlichkeit am liebsten als „sehr reserviert, sehr diskret und sehr schüchtern“ gibt, sei in Wirklichkeit ein „kühl-berechnendes“ Geschöpf, voller Gier nach Macht und Einfluss, giftete die Autorin gestern im Radiosender RTL. Sie hat mit Brunis Bekannten und Verwandten gesprochen, ihrem italienischen Kindermädchen und dem Schönheitschirurgen – und natürlich mit ihren zahlreichen Liebhabern. „Sie ist eine richtige Tigerin, die immer die Hosen anhat“, zitiert Lahouri einen dieser Ex. Ja, ein weiblicher „Don Juan“ sei sie. Ferner erfährt der Leser, dass sich Carla Bruni selbst heute noch mit den Verflossenen umgibt – sogar in Gegenwart von „Monmari“ Nicolas Sarkozy, ihrem „chouchou“.

Der schockierende Skandal bleibt aus

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Von DerWesten

Wer in dem 300-Seiten-Werk allerdings fieberhaft nach dem Unerhörten sucht, nach dem schockierenden Skandal, der wird den Band am Ende enttäuscht beiseite legen. Denn Besma Lahouri verspricht viel, füllt aber meistens nur alten Wein in neue Schläuche. Etliche drollige Zitate lesen sich wunderbar, sind aber hinlänglich bekannt, wie etwa das von Jean-Jacques Picart, der die Bruni einmal so skizzierte: „Carla ist verführerisch wie eine Katze, schlau wie ein Affe und kalt wie eine Schlange.“

Über weite Strecken mischen sich Gerücht und Wahrheit. Dass die clevere Selbstvermarkterin neuerdings nur noch wohlwollende und „befreundete“ Journalisten gnädig zum Interview vorlädt, klingt durchaus überzeugend. Aber ob Blues-Gigant Eric Clapton und Stones-Boss Mick Jagger ihr wirklich so „hörig“ waren, wie behauptet?

„Livre (Buch) choc contre livre chic“

Wer also ist Carla Bruni wirklich? „Wahrscheinlich weiß sie es selbst nicht“, stochert die Biografin im Nebel. Vor zwei Jahren sorgte Lahouir bereits schon einmal für Schlagzeilen, als sie – allerdings vergeblich – die unbekannten Seiten im Leben von Frankreichs Fußballgott Zinedine Zidane auszuleuchten trachtete. Dass ihre Carla-Biografie nicht von der „Ersten Dame“ der Republik genehmigt wurde, ist keinesfalls ein Makel, sondern dürfte sich sogar als ein ausgesprochen verkaufsförderndes Kriterium erweisen.

Schon am morgigen Donnerstag werden die nervösen Image- und Kommunikationsberater im Elysée allen Grund haben. Dann nämlich kommt die zweite Carla-Bruni-Biografie in den Handel, für die das Objekt der Begierde gerne als Interviewpartnerin bereitstand. „Carla und die Strebsamen“ heißt das Buch von Michael Darmon und Yves Derai. Die Zeitung „Le Parisien“ bringt die beiden Neuerscheinungen treffend auf den Punkt: „Livre (Buch) choc contre livre chic“.