Paris. .

Vor 14 Jahren hat Carla Bruni ein sehr schlüpfriges TV-Interview gegeben. Wäre sie nicht die Gattin von Präsident Nicolas Sarkozy, würde es wohl niemanden mehr interessieren. Angeblich bereut das ehemalige Model jetzt das Interview.

Sie ist erst 28, bildhübsch, eines der bestbezahlten Top-Models der Welt - und schillernder Stargast in einer albernen TV-Sendung, die auch genauso heißt: „Euro-Trash“. Überschwänglich begrüßt wird Carla Bruni von einem Moderator, der selber ein Star der französischen Modeszene ist: von Stardesigner Jean-Paul Gaultier. Schnell geht’s zur Sache.

Carla Bruni, dezent gewandet in einen schwarzen Hosenanzug, kramt zwei delikate Bücher aus ihrer Tasche: Reiseführer mit Sex-Tipps in sieben Sprachen. „Wir brauchen solche Bücher, weil wir auf Reisen immer wieder neue Leute treffen“, erklärt sie augenzwinkernd. Weil die Sendung zu fortgeschrittener Stunde läuft und die gefährdete Jugend längst im Bett schlummert, nimmt das Star-Mannequin kein Blatt vor den Mund: „Wir müssen doch wissen, was wir sagen, wenn wir mit jemandem ins Bett gehen.“

„Magst du meine Brüste?“

Und sogleich präsentiert die weltgewandte gebildete Italienerin, die nicht weniger als sieben Sprachen fließend spricht, eine schlüpfrige Auswahl aus dem weiten Feld der Sexualität. „Magst du meine Brüste?“ sagt sie mal auf Spanisch, mal auf Englisch. Und vergewissert sich noch mal ausdrücklich beim entzückten Co-Moderator, worauf dieser die schöne Carla sogleich umschmeichelt: „Oh ja, natürlich mag ich deine Brüste.“

Nun, Klamauk-Sendungen wie diese wirken heute so unspektakulär und harmlos wie einst Hugo Egon Balders entblößendes „Tutti frutti“. Es wird gealbert und gekichert, man reißt Zoten am laufenden Band. Jean-Paul Gaultier, das Enfant Terrible der französischen Modeschöpfer, springt aufgedreht durch die Deko, wobei sich der rosafarbene Overall unvorteilhaft über sein Bäuchlein spannt.

Doch nun geht’s um intimste Körperzonen. Es wird so obszön, dass selbst Jean-Paul Gaultier abwehrend die Hände hebt und ausruft: „Das darfst du nicht sagen.“ Doch Carla Bruni spricht das Unmögliche aus. Zuerst auf Englisch, dann auf Deutsch („Steck deinen Finger in meinen ...“), um es – oh la la – mit rauchig-verführerischer Stimme in ein besonders romantisches Italienisch zu kleiden. Derb, deftig, versaut?

Der schlüpfrige TV-Mitschnitt wäre wohl schon längst in den Untiefen des Schallarchivs verschwunden, aber nun, da Carla Bruni zur Gattin von Nicolas Sarkozy aufgestiegen ist, zur ehrenvollen First Lady der französischen Republik, erscheinen ihre lockeren Sex-Tipps-Plaudereien in einem neuen Licht.

Keine Staatsaffäre

Im prüden England, wo die nervöse Boulevard-Presse schon spitz aufschreit, wenn Carla Bruni (42) deutlich sichtbar auf ihren BH verzichtet, würden Sex-Plaudereien dieses Kalibers ein mittelschweres politisches Erdbeben auslösen. Doch wir befinden uns in Frankreich, im Land der Liebe, das sich herzlich wenig um das Liebesleben seines Führungspersonals schert.

Angeblich bereut Carla Bruni dieses Interview, aber dass sich der „Finger“ zu einer Staatsaffäre ausweiten könnte, ist nicht anzunehmen. Zumal die erste Frau der Republik die Veröffentlichung von Nacktfotos ebenso schadlos überstanden hat wie die angeblich endlos lange Liste ihrer Liebhaber sowie den ihr kürzlich angedichteten Seitensprung mit Frankreichs Schmusesänger Benjamin Biolay. Wo immer die First Lady auftaucht, wie zuletzt in China, ihr fliegen die Herzen der Menschen zu.