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Wegen der Rückgänge im Briefgeschäft will die Deutsche Post ihren Sparkurs fortsetzen. Im Interview mit DerWesten spricht Post-Chef Frank Appel über den Internet-Brief und eine mögliche Porto-Erhöhung.

Herr Appel, wann haben Sie Ihren letzten „E-Postbrief“ geschrieben?

Frank Appel: Das war schon kurz nach dem Start unseres Angebots Mitte Juli. Noch verschicke ich vor allem handgeschriebene Briefe an Mitarbeiter. Viel Post geht ins Ausland. Dafür ist der E-Postbrief noch nicht geeignet. Wir werden aber die gesamte externe Korrespondenz des Konzerns nach und nach auf den E-Postbrief umstellen.

Wie viele Kunden haben sich innerhalb der ersten zwei Monate angemeldet, um einen E-Postbrief zu verschicken?

Appel: Darüber sprechen wir nicht. Wir sind mit der Resonanz sehr zufrieden, wollen aber keine permanenten Wasserstandsmeldungen geben.

Rasch nach dem Start gab es Kritik. Kann es das Briefgeheimnis im Internet, das Sie versprechen, angesichts einer einfallsreichen Hacker-Szene überhaupt geben?

Appel: Es ist nicht überraschend, dass es Kritik gibt, wenn man etwas Neues anpackt. Und vor krimineller Energie ist niemand hundertprozentig gefeit. Wir sind jedenfalls davon überzeugt, in Sachen Sicherheit das Maximum zu tun, was heute möglich ist.

Kann die elektronische Post die Rückgänge im klassischen Briefgeschäft ausgleichen?

Frank Appel. Foto: Felix Heyder / WAZ FotoPool
Frank Appel. Foto: Felix Heyder / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool

Appel: Das ist schwer zu sagen. Wir gehen davon aus, dass zumindest ein Teil des Briefgeschäfts durch unseren Service im Internet ersetzt wird. Klar ist: Die Menschen verschicken weniger Briefe. Damit muss man offen umgehen.

Sie haben mit einem eisernen Sparkurs auf die rückläufigen Umsätze reagiert. Kommen weitere Einschnitte auf die Beschäftigten zu?

Appel: Wir müssen permanent über Kostensenkungen nachdenken. Die Rahmenbedingungen haben sich für uns in den vergangenen Monaten dramatisch verschlechtert. Ein Beispiel: Wir stehen weiter zum Mindestlohn von 9,80 Euro. Aber einige unserer Wettbewerber zahlen ihren Beschäftigten nur fünf oder sechs Euro. Natürlich geraten wir so unter Druck.

Wünschen Sie sich höhere Portopreise?

Appel: Über eine Änderung der Festlegung der Briefpreise wird frühestens im nächsten Jahr entschieden. Faktisch wurden unsere Preise seit 1997 nicht mehr erhöht. Unsere Profite im Briefgeschäft sind seitdem rückläufig – trotz höherer Produktivität. Und natürlich erwarten unsere Beschäftigten, dass ihre Löhne nach den vereinbarten Nullrunden wieder steigen, was zu höheren Kosten führt. Heute sind die Briefpreise an einen starren Produktivitätsfaktor gekoppelt. Dieser stammt jedoch aus einer Zeit, als die Briefmengen noch stiegen. Es wäre gut, wenn der Regulierer bei der Preisfestlegung die stark rückläufigen Mengen berücksichtigen würde.

Im Jahr 2010 wird voraussichtlich Ihre Logistiksparte DHL erstmals mehr zum Gewinn des Konzerns beitragen als der Briefbereich. Einige Aktionäre sehen das Briefgeschäft als Bremsklotz und fordern eine Aufspaltung des Konzerns. Ist das eine gute Idee?

Appel: Solche Planspiele gibt es bei uns nicht. Richtig ist, dass die Synergien zwischen unserer Logistik- und unserer Briefsparte begrenzt sind. Doch wir sollten uns lieber auf unsere Kunden konzentrieren. Zum jetzigen Zeitpunkt brauchen wir keine Portfolio-Diskussion.

Sind Sie mit dem Kurs der Post-Aktie zufrieden?

Appel: Wer ambitioniert ist, kann nie zufrieden sein. Wir können noch mehr erreichen, auch wenn sich unser Aktienkurs in den vergangenen zwölf Monaten besser entwickelt hat als der Dax. Wir hatten in den vergangenen Jahren viel Vertrauen verspielt. Und es dauert lange, verloren gegangenes Vertrauen wieder aufzubauen.

Haben Sie sich ein persönliches Kursziel gesetzt?

Appel: Ja. Aber darüber rede ich noch nicht einmal unternehmensintern.

Eine Zeit lang haben Sie Beschäftigte des Unternehmens spontan an ihrem Arbeitsplatz in der Konzernzentrale besucht, um mit ihnen über ihren Job zu sprechen. Müssen die Mitarbeiter noch mit diesen Überraschungsbesuchen rechnen?

Appel: Ein paar Mal in diesem Jahr gab es diese Besuche. In den vergangenen Monaten bin ich aber lieber einfach in die Kantine gegangen und habe mich spontan bei Mitarbeitern, die ich noch nicht kannte, an den Tisch gesetzt. So habe ich schon Einiges erfahren, was ich nicht wüsste, wenn ich nur auf der Vorstandsetage des Post-Towers bleiben würde.