Dessau. .

Umweltbundesamt und Deutscher Wetterdienst schlagen Alarm: Extreme Wetterereignisse wie Starkregen oder Hitzewellen haben in den vergangenen Jahren zugenommen. Vielfach seien wir darauf noch nicht ausreichend vorbereitet.

Chaotischer Sommer

Am 31. August ist meteorologisches Sommerende. Auch wenn die letzten Wochen das Gegenteil vermuten lassen: Der Sommer in NRW war überdurchschnittlich heiß.
Am 31. August ist meteorologisches Sommerende. Auch wenn die letzten Wochen das Gegenteil vermuten lassen: Der Sommer in NRW war überdurchschnittlich heiß.
Die Durchschnittstemperatur in NRW erreichte in den Monaten Juni, Juli, August 17,9 Grad. Zum Vergleich: Das langjährige Mittel liegt bei 16,3 Grad.
Die Durchschnittstemperatur in NRW erreichte in den Monaten Juni, Juli, August 17,9 Grad. Zum Vergleich: Das langjährige Mittel liegt bei 16,3 Grad. © WR/Franz Luthe
Anfang Juli kletterte das Thermometer auf Spitzenwerte über 30 Grad. Der heißeste Tag des Sommers war der 10 Juli. Unter anderem wurden in Krefeld Spitzenwerte von 37,3 Grad gemessen. Die Menschen suchten, wie hier im Grugabad Essen, ...
Anfang Juli kletterte das Thermometer auf Spitzenwerte über 30 Grad. Der heißeste Tag des Sommers war der 10 Juli. Unter anderem wurden in Krefeld Spitzenwerte von 37,3 Grad gemessen. Die Menschen suchten, wie hier im Grugabad Essen, ... © ddp
... Abkühlung. In Bendorf bei Koblenz war es bundesweit am heißesten. Dort kletterte das Quecksilber am 10. Juli auf 38,8 Grad.
... Abkühlung. In Bendorf bei Koblenz war es bundesweit am heißesten. Dort kletterte das Quecksilber am 10. Juli auf 38,8 Grad. © WR Dortmund/Knut Vahlensieck
Vor allem in vielen ICEs der Deutschen Bahn fühlten sich Reisende wie in einer Sauna, weil die Klimaanlagen den Dienst versagten.
Vor allem in vielen ICEs der Deutschen Bahn fühlten sich Reisende wie in einer Sauna, weil die Klimaanlagen den Dienst versagten. © ddp
Wie hier am 10. Juli in Bielefeld mussten betroffene Reisende medizinisch versorgt werden.
Wie hier am 10. Juli in Bielefeld mussten betroffene Reisende medizinisch versorgt werden. © ddp
Entsprechend hoch war auch die Sonnenscheindauer in Deutschland. Insgesamt schien die Sonne in diesem Sommer 662 Stunden.
Entsprechend hoch war auch die Sonnenscheindauer in Deutschland. Insgesamt schien die Sonne in diesem Sommer 662 Stunden. © ddp WP
In NRW ließ sich Klärchen nicht ganz so häufig blicken, auch wenn das die Eisbärin im Gelsenkirchener Zoo anders empfunden haben mag. Das ganze Land brachte es auf eine Sonnenscheindauer von 658 Stunden.
In NRW ließ sich Klärchen nicht ganz so häufig blicken, auch wenn das die Eisbärin im Gelsenkirchener Zoo anders empfunden haben mag. Das ganze Land brachte es auf eine Sonnenscheindauer von 658 Stunden. © ddp
Am sonnigsten in Deutschland war es in der Greifswalder Oie an der Ostsee. Dort strahlte die Sonne sagenhafte 844 Stunden.
Am sonnigsten in Deutschland war es in der Greifswalder Oie an der Ostsee. Dort strahlte die Sonne sagenhafte 844 Stunden. © ddp
Am
Am "trübsten" mit 532 Stunden war es dagegen in Oberstdorf im Allgäu. © ddp
Die Hitzewelle, die bis 21. Juli anhielt, wurde am 12. Juli von heftigen Gewittern unterbrochen.
Die Hitzewelle, die bis 21. Juli anhielt, wurde am 12. Juli von heftigen Gewittern unterbrochen. © ddp
Vor allem am Niederrhein und im Münsterland gab es heftige Unwetter, die großen Schäden anrichteten. In Moers wurde das Dach eines Baumarktes abgedeckt. Fünf Menschen wurden verletzt.
Vor allem am Niederrhein und im Münsterland gab es heftige Unwetter, die großen Schäden anrichteten. In Moers wurde das Dach eines Baumarktes abgedeckt. Fünf Menschen wurden verletzt. © Olaf Fuhrmann / WAZ FotoPool
In Duisburg deckte der Sturm das Dach eines Hauses an der Hedwigstrasse ab.
In Duisburg deckte der Sturm das Dach eines Hauses an der Hedwigstrasse ab. © WAZ FotoPool
Der Bahnverkehr kam in weiten Teilen zum Erliegen. Im Ruhrgebiet ging wie hier in Duisburg fast gar nichts mehr. Zahlreiche Bahnstrecken waren durch umgefallene Bäume und zerstörte Oberleitungen gesperrt.
Der Bahnverkehr kam in weiten Teilen zum Erliegen. Im Ruhrgebiet ging wie hier in Duisburg fast gar nichts mehr. Zahlreiche Bahnstrecken waren durch umgefallene Bäume und zerstörte Oberleitungen gesperrt. © WAZ FotoPool
Auf Helgoland tobte am 12. Juli eine Windhose. Acht Menschen wurden verletzt.
Auf Helgoland tobte am 12. Juli eine Windhose. Acht Menschen wurden verletzt. © ddp
Schon zwei Tage später, am 14. Juli, gab es erneut Unwetter mit sintflutartigen Regenfällen, schweren Gewittern, Sturmböen und Hagelschauern. Wie hier in Gelsenkirchen-Buer wurden erneut Bäume umgerissen und Autos beschädigt.
Schon zwei Tage später, am 14. Juli, gab es erneut Unwetter mit sintflutartigen Regenfällen, schweren Gewittern, Sturmböen und Hagelschauern. Wie hier in Gelsenkirchen-Buer wurden erneut Bäume umgerissen und Autos beschädigt. © WAZ FotoPool
Der August war ganz das Gegenteil zum Juli: feucht, nass und kühl.
Der August war ganz das Gegenteil zum Juli: feucht, nass und kühl. © ddp
Auf gerade einmal 143 Sonnenstunden brachte es der Sommermonat August. Nur der August 2006 war seit Beginn der Wetteraufzeichnungen noch trüber
Auf gerade einmal 143 Sonnenstunden brachte es der Sommermonat August. Nur der August 2006 war seit Beginn der Wetteraufzeichnungen noch trüber © ddp
In NRW schien noch seltener die Sonne, nämlich an 138 Stunden (langjähriges Mittel: 183) Das mussten auch die Besucher des ökumenischen Kirchentages Mensch und Tier in Dortmund leidlich spüren.
In NRW schien noch seltener die Sonne, nämlich an 138 Stunden (langjähriges Mittel: 183) Das mussten auch die Besucher des ökumenischen Kirchentages Mensch und Tier in Dortmund leidlich spüren. © WAZ FotoPool
Auf dem Kahlen Asten im Sauerland zeigte sich die Sonne mit 105 Stunden bundesweit am wenigsten im Monat August.
Auf dem Kahlen Asten im Sauerland zeigte sich die Sonne mit 105 Stunden bundesweit am wenigsten im Monat August. © Föst
Dafür schüttete es tageweise wie aus Kübeln, wie hier beim Area4-Festival.
Dafür schüttete es tageweise wie aus Kübeln, wie hier beim Area4-Festival. © WAZ FotoPool
Zu großen Überschwemmungen kam es am 7. August. Es traf besonders die Lausitz und die Umgegend von Chemnitz in Sachsen mit. Der Schaden, den das Hochwasser in Sachsen anrichtete, ging in den dreistelligen Millionenbereich.
Zu großen Überschwemmungen kam es am 7. August. Es traf besonders die Lausitz und die Umgegend von Chemnitz in Sachsen mit. Der Schaden, den das Hochwasser in Sachsen anrichtete, ging in den dreistelligen Millionenbereich. © ddp
Mitte August sorgten erneut kräftige Regenfälle im Ruhrgebiet und im Sauerland für überflutete Straßen und vollgelaufene Keller. (im Foto eine betroffene Familie in Hagen)
Mitte August sorgten erneut kräftige Regenfälle im Ruhrgebiet und im Sauerland für überflutete Straßen und vollgelaufene Keller. (im Foto eine betroffene Familie in Hagen) © WP Michael Kleinrensing
Am 23. August richtete eine Windhose auf der Ostseeinsel Usedom erhebliche Schäden an.
Am 23. August richtete eine Windhose auf der Ostseeinsel Usedom erhebliche Schäden an. © ddp
Auch in Hessen fegte ein Tornado durch die Ortschaft Lumda und deckte ganze Dächer ab.
Auch in Hessen fegte ein Tornado durch die Ortschaft Lumda und deckte ganze Dächer ab. © ddp
Am 26. August zog das Tief Cathleen über Deutschland hinweg und traf besonders das Münsterland und Ostwestfalen.
Am 26. August zog das Tief Cathleen über Deutschland hinweg und traf besonders das Münsterland und Ostwestfalen. © ddp
Dort gingen gewaltige Wassermassen nieder. Am schlimmsten traf es Steinfurt, wo es an einem Tag 161 Liter pro Quadratmeter schüttete. Das war bundesweit Rekord.
Dort gingen gewaltige Wassermassen nieder. Am schlimmsten traf es Steinfurt, wo es an einem Tag 161 Liter pro Quadratmeter schüttete. Das war bundesweit Rekord. © APN
Unterm Strich war der August mit Abstand der nassteste August, seit es Wetteraufzeichnungen gibt. 2010 fielen im Schnitt 157 Liter Regen pro Quadratmeter. Der bisherige August-Rekord (134 Liter) aus dem Jahr 1960 wurde weit übertroffen.
Unterm Strich war der August mit Abstand der nassteste August, seit es Wetteraufzeichnungen gibt. 2010 fielen im Schnitt 157 Liter Regen pro Quadratmeter. Der bisherige August-Rekord (134 Liter) aus dem Jahr 1960 wurde weit übertroffen. © Volker Speckenwirth (WR)
1/28

Extreme Wetterereignisse wie Starkregen und Hitzewellen sind in den vergangenen Jahren häufiger geworden und werden künftig voraussichtlich noch öfter vorkommen und außerdem stärker werden. Diese Einschätzung haben das Umweltbundesamt und der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Donnerstag zu Beginn einer Fachtagung zum Thema Klimawandel und Extremwetter in Dessau-Roßlau abgegeben. Die Entwicklung der Wetterdaten bestätige bislang die Prognosen der Klimaforschung zu den potenziellen Auswirkungen der Erderwärmung.

„Die aktuellen Überschwemmungen in Pakistan, die lang anhaltenden Hitzewellen in Russland und Japan und das Hochwasser in Sachsen entsprechen den Erwartungen der Klimaforschung über die Zunahme von Extremwetterereignissen“, erklärte der Präsident des Umweltbundesamts, Jochen Flasbarth. Keines dieser Ereignisse lasse sich allein dem globalen Klimawandel zuordnen, gleichwohl bestätige sich statistisch der Trend einer Zunahme derartiger Extremereignisse.

Gesundheitliche Belastung steigt

Wie Umweltbundesamt und DWD in einer Erklärung mitteilten, stiegen die Jahresdurchschnittstemperaturen in Deutschland zwischen 1881 und 2009 um 1,1 Grad Celsius. Gemäß den Vorhersagen könnten sie sich bis Ende des Jahrhunderts um weitere zwei bis vier Grad erhöhen und damit mehr und stärkere Hitzeperioden verursachen. An einigen Messstationen des DWD habe sich die Zahl der Tage, an denen die Temperaturen 25 Grad und mehr erreichten, seit 1950 bereits mehr als verdoppelt. In Regionen wie Sachsen-Anhalt oder Brandenburg werde es bis 2050 im Vergleich zu heute 15 bis 27 zusätzliche Hitzetage mit Temperaturen von mehr als 25 Grad pro Jahr geben, erklärte der Präsident des DWD, Gerhard Adrian.

Umweltbundesamt und DWD riefen dazu auf, bei Baumaßnahmen und Investionen schon heute diese Entwicklung einzuplanen. Hitzeperioden seien für viele Menschen eine gesundheitliche Belastung. Was es bedeute, wenn Klimaanlagen nicht für heftige Hitzeperioden ausgelegt seien, habe die Öffentlichkeit in diesem Sommer bereits in zahlreichen ICE-Zügen erlebt. Insbesondere bei sehr langfristigen Projekten wie dem Bau von Gebäuden, Straßen oder Kraftwerken müssten Normen und Richtlinien die künftigen Klimaverhältnisse berücksichtigen. (afp)