Berlin. .

Der in die Kritik geratene Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin wettert weiter gegen den Islam und muslimische Migranten. Nun erwägt die Berliner SPD ein neues Parteiausschlussverfahren gegen ihn.

Hintergrund für den Plan, SPD-Mitglied Sarrazin aus der Partei zu werfen, sind dessen erneute Provokationen. So schreibt der 65-Jährige in einem neuen Vorab-Auszug aus seinem Buch „Deutschland schafft sich ab“, dass es in ganz Europa „mit guten Gründen“ Vorbehalte gegen Muslime gebe.

„Übergang zur Gewalt ist fließend“

Am Donnerstag veröffentlichte die „Bild“ neue Buchpassagen, in denen Sarrazin schreibt: „Bei keiner anderen Religion ist der Übergang zu Gewalt, Diktatur und Terrorismus so fließend.“ Keine andere Migrantengruppe sei „so stark wie die muslimische mit Inanspruchnahme des Sozialstaats und Kriminalität verbunden“. Und: Keine andere Religion trete in Europa „so fordernd“ auf und betone in der Öffentlichkeit so sehr ihre Andersartigkeit, „insbesondere durch die Kleidung der Frauen“, moniert Sarrazin weiter.

Zugleich bemängelt er das „Heiratsverhalten“. Nur drei Prozent der jungen Männer mit türkischen Migrationshintergrund in Deutschland heirateten eine Deutsche. Als Erklärung hat Berlins Ex-Finanzsenator unter anderem parat: „Die „besseren“ deutschen Mädchen lassen sich nicht auf jemanden ein, den sie im Bildungssystem als „Loser“ wahrnehmen.“

„Mangelhafte Bildungserfolge und hohe Kriminalitätsrate“

Türkischstämmige Migranten in Deutschland ehelichten daher zu 60 Prozent „Importpartner“ aus der Türkei - darunter viele Analphabeten. „Häufig sind es Vettern und Cousinen. Ganze Clans haben eine lange Tradition von Inzucht und entsprechend viele Behinderungen“, schreibt Sarrazin.

Auch die Ursachen hoher Kriminalitätsraten unter den türkischstämmigen Migranten hat der Sozialdemokrat analysiert: Die „zum großen Teil arbeitslosen männlichen Familienoberhäupter“ könnten gegenüber ihren Söhnen nicht mit dem Prestige des Ernährers auftreten. „Um so eifriger vermitteln sie dem männlichen Nachwuchs übersteigerte Vorstellungen von einer tapferen, um der „Ehre“ willen jederzeit gewaltbereiten Männlichkeit.“ Hinzu kämen mangelhafte Bildungserfolge und sexuelle Frustration.

SPD-Chef Gabriel legt Sarrazin den Rücktritt nahe

Solche Äußerungen will die Berliner SPD nun nicht mehr hinnehmen - und strebt ein erneutes Parteiausschlussverfahren gegen Sarrazin an. Es werde jetzt geprüft, ob es neue Anhaltspunkte für einen Rauswurf gebe, sagte der Berliner SPD-Landes- und Fraktionschef Michael Müller am Donnerstag dem RBB-Inforadio. Er verwies auf das Urteil der SPD-Schiedskommission vom März, wonach weiter geprüft werden müsse, wie sich Sarrazin in der Partei verhalte und eventuelle weitere Thesen formuliere.

Die Landesschiedskommission hatte wegen vorangegangener Äußerungen Sarrazins einen Parteiausschluss seinerzeit abgelehnt, zugleich aber betont, dies sei „kein Freifahrtschein für alle künftigen Provokationen“.Wegen der jüngsten Äußerungen haben SPD-Chef Sigmar Gabriel und Generalsekretärin Andrea Nahles Sarrazin den Rücktritt nahegelegt. (ddp/afp)