Stockholm. .

Erst veröffentlicht er auf Wikileaks Geheimdokumente über den Afghanistan-Krieg, jetzt sieht er sich mit mysteriösen Vergewaltigungsvorwürfen konfrontiert. Gegen Wikileaks-Gründer Julian Assange wird wegen Belästigung ermittelt.

Vier Wochen nach der Veröffentlichung von Geheimdokumenten über den Afghanistan-Krieg sind gegen den Gründer der Internet-Plattform Wikileaks mysteriöse Vergewaltigungsvorwürfe erhoben worden. Einen Haftbefehl gegen Julian Assange zog die schwedische Staatsanwaltschaft nach knapp 24 Stunden wieder zurück, sie ermittelt aber weiter wegen Belästigung. Assange wies die Vorwürfe zurück und erklärte, dass sie gerade jetzt erhoben würden, sei „zutiefst beunruhigend“.

In einem am Sonntag veröffentlichten Interview der schwedischen Zeitung „Aftonbladet“ sagte der Australier, er habe niemals mit jemandem Sex gehabt, der nicht einvernehmlich gewesen wäre. Wer hinter den Anschuldigungen stehe, wisse er nicht - „aber wir wurden gewarnt, dass beispielsweise das Pentagon plant, schmutzige Tricks anzuwenden, um uns die Suppe zu versalzen“. Bereits am Samstag hatte der 39-Jährige über den Kurzmitteilungsdienst erklärt, die Vorwürfe entbehrten jeder Grundlage.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft vom Samstag gibt es keinen Grund anzunehmen, dass Assange eine Vergewaltigung begangen habe. Der Haftbefehl wurde am Abend zuvor von einer Bereitschafts-Staatsanwältin erlassen. In einem Fall wurde Assange Vergewaltigung, in einem anderen Belästigung vorgeworfen. Sprecherin Karin Rosander sagte, die Ermittlungen wegen Belästigung liefen weiter.

Beschwerde gegen Staatsanwältin eingereicht

Die Organisation RO reichte am Sonntag Beschwerde gegen die zuständige Staatsanwältin ein, weil sie ohne ausreichende Informationen Haftbefehl erlassen habe. Rosander wies jegliches Fehlverhalten der Beamtin zurück. Deren Vorgesetzte habe sich bei der Rücknahme der Entscheidung auf mehr Informationen stützen können.

Wikileaks hatte Ende Juli knapp 80.000 bis dahin geheimer US-Militärdokumente zum zunehmend umstrittenen Afghanistan-Einsatz veröffentlicht und damit weltweit Schlagzeilen gemacht. Vergangene Woche kündigte Assange trotz Warnungen des amerikanischen Verteidigungsministeriums die Veröffentlichung von 15.000 weiteren Unterlagen an.

Assange war in der vergangenen Woche bei einem Seminar der schwedischen Sozialdemokraten aufgetreten und hatte mehrere Interviews gegeben. Außerdem bemühte er sich darum, dass die Wikileaks-Website, die auch Server in Schweden nutzt, unter den Schutz der schwedischen Gesetze zum Informantenschutz fällt. Wo er sich am Wochenende aufhielt, war zunächst nicht bekannt.

Von Vorwürfen aus den Medien erfahren

Ein Wikileaks-Sprecher, der sich Daniel Schmitt nennt, sagte der Nachrichtenagentur AP, der Australier habe von den Vorwürfen „aus den Nachrichten“ erfahren, „beziehungsweise aus einem der Boulevardblätter in Schweden“. Die Betreiber der auf Enthüllung von Geheimdokumenten spezialisierten Website sind größtenteils unbekannt, einzig Assange und der Deutsche mit dem Pseudonym Schmitt treten öffentlich auf.

Das Pentagon hatte nach der Veröffentlichung Ende Juli erklärt, damit werde möglicherweise das Leben von US-Soldaten und ihrer Unterstützer in Afghanistan gefährdet. Das Ministerium hatte die Rückgabe aller Dokumente gefordert, außerdem sollten die Unterlagen aus dem Internet entfernt werden. (ap)