Stockholm. .

Der Mitgründer der umstrittenen Internetplattform Wikileaks, Julian Assange, steht nicht mehr unter Vergewaltigungsverdacht. Die Staatsanwaltschaft hatte zunächst einen Haftbefehl erlassen, diesen mittlerweile aber wieder aufgehoben.

Gegen den Gründer der Internet-Plattform Wikileaks sind in Schweden mysteriöse Vergewaltigungs-Vorwürfe erhoben worden. Die Staatsanwaltschaft stellte gegen den Australier Julian Assange zunächst Haftbefehl aus, hob die Entscheidung am Samstag aber wieder auf. Assange wies die Vorwürfe zurück und erklärte, dass sie gerade jetzt erhoben würden, sei „zutiefst beunruhigend“. Wikileaks hatte vor vier Wochen mit der Veröffentlichung Tausender geheimer US-Militärdokumente über den Afghanistan-Krieg weltweit Schlagzeilen gemacht.

Staatsanwältin Eva Finne sagte am Samstag in Stockholm, es gebe keinen Grund anzunehmen, dass Assange eine Vergewaltigung begangen habe. Der Haftbefehl wurde laut Staatsanwaltschaft am Freitagabend wegen Verdunklungsgefahr erlassen und bezog sich auf zwei verschiedene Ereignisse: In dem einen Fall werde Assange Vergewaltigung, in dem anderen Belästigung vorgeworfen. Sprecherin Karin Rosander erklärte, der 39-Jährige werde weiterhin der Belästigung verdächtigt, die Ermittlungen dazu liefen weiter.

Assange erklärte über den Kurzmitteilungsdienst Twitter: „Diese Vorwürfe entbehren jeder Grundlage, und dass sie zu diesem Zeitpunkt erhoben werden, ist zutiefst beunruhigend.“ Wikileaks hatte Ende Juli knapp 80.000 bis dahin geheime US-Militärdokumente über den Krieg in Afghanistan veröffentlicht. In der vergangenen Woche kündigte Assange die Veröffentlichung von 15.000 weiteren Unterlagen über den zunehmend umstrittenen Einsatz an.

Von Vorwürfen aus den Medien erfahren

Der Australier war in der vergangenen Woche bei einem Seminar der schwedischen Sozialdemokraten aufgetreten und hatte mehrere Interviews gegeben. Wo er sich am Samstag aufhielt, war zunächst unklar. Assange hat keine dauerhafte Adresse, über sein Privatleben ist kaum etwas bekannt.

Ein Wikileaks-Sprecher, der sich Daniel Schmitt nennt, sagte der Nachrichtenagentur AP, Assange selbst habe von den Vorwürfen „aus den Nachrichten“ erfahren, „beziehungsweise aus einem der Boulevardblätter in Schweden“. Die Internetplattform werde trotz des Haftbefehls gegen ihren Gründer weitermachen wie geplant, betonte Schmitt. Er gehe davon aus, dass sich Assange noch in Schweden aufhalte. „Ich habe ihn jetzt gar nicht gefragt, aber ich könnte mir nicht vorstellen, dass irgendjemand in so einer Situation versucht wegzulaufen.“ Das wäre „vollkommen unsinnig - gerade hier in Europa“, sagte der Sprecher.

Wikileaks spricht von „schmutzigen Tricks“

Wikileaks erklärte via Twitter, nachdem die Organisation die Veröffentlichung weiterer Afghanistan-Dokumente angekündigt habe, sei sie vor „schmutzigen Tricks“ gewarnt worden. „Jetzt haben wir den ersten“, hieß es in Anspielung auf die Vorwürfe gegen Assange.

Die Betreiber der auf Enthüllung von Geheimdokumenten spezialisierten Website sind größtenteils unbekannt, einzig Assange und der Deutsche mit dem Pseudonym Daniel Schmitt treten öffentlich auf. Das US-Verteidigungsministerium hatte nach der Veröffentlichung Ende Juli die Rückgabe aller Dokumente gefordert, außerdem sollten die Unterlagen aus dem Internet entfernt werden.