London. .

Die Internet-Plattform Wikileaks will weitere 15.000 Geheimakten über den Militäreinsatz der NATO in Afghanistan veröffentlichen. US-Verteidigungsministerium spricht von „Gipfel der Unverantwortlichkeit“

Das kündigte der Gründer der Website, Julian Assange, am Donnerstag in London an. Das US-Verteidigungsministerium reagierte empört: Die Veröffentlichung werde die Sicherheitslage noch weiter verschlechtern, sagte Pentagon-Sprecher Geoff Morrell in Washington.

Die Veröffentlichung weiterer Geheimakten sei „der Gipfel der Unverantwortlichkeit“, sagte Morrell. „Das würde einen Fehler verschlimmern, der bereits das Leben zu vieler Menschen gefährdet hat“, sagte er. Assange sagte per Videolink in den Londoner Frontline Club, er sei in jedem Fall zur Veröffentlichung der Akten entschlossen. Wann die bislang noch zurückgehaltenen 15.000 Dokumente online gestellt werden sollen, ließ er offen.

Bereits im Juli sind brisante Akten veröffentlicht worden

Bereits Ende Juli hatte Wikileaks unter dem Titel „Afghan War Diary“ (Afghanisches Kriegstagebuch) eine brisante Sammlung von knapp 77.000 US-Militärakten aus den Jahren 2004 bis 2010 veröffentlicht, darunter viele Frontberichte. Zeitgleich kündigten die Betreiber der Plattform an, ein Teil des Archivs - insgesamt etwa 15.000 Dokumente - sei zunächst zurückgehalten worden, solle aber nach einer eingehenden Prüfung zu einem späteren Zeitpunkt publiziert werden. Diese Durchsicht sei nun zur Hälfte abgeschlossen, erklärte Assange am Donnerstag.

Sprecher der Taliban haben erklärt, sie würden das Material nutzen, um Personen auf die Spur zu kommen, die sie als Kollaborateure betrachten. Dies löste Sorgen bei Menschenrechtsorganisationen wir Reporter ohne Grenzen aus. Deren Generalsekretär Jean-Francois Julliard schrieb in einem offenen Brief an Assange, Wikileaks handele mit der Veröffentlichung des Materials „unglaublich unverantwortlich“. Die Identität Hunderter von Menschen offen zu legen, die mit der NATO in Afghanistan zusammen gearbeitet hätten sei „hoch gefährlich“. Wikileaks tat die Kritik in einer Notiz auf seiner Twitter-Seite als „idiotische Erklärung ab, die auf einem Haufen Äußerungen beruht, die wir nie gemacht haben“.(apn)