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Ob Hartz-IV-Kinder mit einer Chipkarte tatsächlich mehr Sport und Musik machen, ist nicht garantiert. Der Staat würde viel Geld in einen teuren Versuch pumpen. Langfristige Bildung verspricht nur eine verpflichtende Ganztagsschule.

Zu viele „Wenn“ und „Aber“ stecken in den Chipkarten, mit denen die Bundesregierung Kinder aus armen Familien stärker fördern und am gesellschaftlichen Leben beteiligen will. Es ist zwar der richtige Ansatz, den Hartz-IV-Satz für Kinder nicht einfach aufzustocken, sondern das Geld, das von den Steuerzahlern in diesem Land kommt, zielgerichtet einzusetzen. Die Regierung muss einfach sicherstellen, dass das Geld – so wie von der Mehrheit der Bürger gewünscht – bei den Kindern ankommt und ihnen die Möglichkeit gibt, ihre kreativen, musikalischen oder sportlichen Talente zu entdecken und auszubauen.

Doch Bildungsgutscheine, wie bislang diskutiert, oder Chipkarten bedeuten großen Aufwand, aber möglicherweise nur einen minimalen Ertrag. Und dafür ist das Geld zu schade. Wenn Eltern mit Musikschule und Sportverein nicht viel am Hut haben, ist trotz Chipkarte keinesfalls garantiert, dass die Kinder ihre Freizeit tatsächlich dort verbringen. Es wäre ein teurer, groß angelegter Versuch, nicht nur für den Staat, sondern eben auch für sämtliche Einrichtungen, die sich für die Chipkarten neue Lesegeräte anschaffen müssten.

Und selbst wenn die Kinder sogar ein paar Mal hingehen, zur Musik- oder zur Sportstunde: Für wie lange reicht eigentlich das Geld? Wenn nur für drei Monate im Jahr, ist es wohl kaum eine nachhaltige Investition in die Bildungslaufbahn der Kinder.

Ganztagsschule mit Sport und Musik

Deshalb: Besser als Chipkarten, Bildungsgutscheine und Co. sind Ganztagsschulen. Wenn sie verpflichtend sind, treffen Kinder und zusätzliche Bildungsangebote automatisch aufeinander. Morgens Unterricht und nachmittags Sport, Musik, Toben, Kochen, Basteln oder bei Bedarf kreative Lernangebote – so wird auch für Kinder aus bildungsferneren Familien die Schule zu einem Haus des Lernens, des Lebens und vor allem des Förderns. Zudem gewährleistet eine Schule, die ganz eng mit Sportvereinen oder Musikschulen kooperiert, dass sich die Kinder altersgemäß und über das komplette Schuljahr hinweg an Instrumenten oder in verschiedenen Sportarten ausprobieren und entwickeln können.

Zwei weitere Vorteile: Die Ganztagsschule stigmatisiert arme Kinder nicht und vor allem – sie macht satt. Denn ein warmes und gesundes Mittagessen gibt es nicht auf Chipkarte.