Washington/Bochum. .

General-Motors-Chef Ed Whitacre tritt zurück. Er werde sein Amt als Vorstandschef des Opel-Mutterkonzerns zum 1. September niederlegen. Sein Nachfolger soll Daniel Akerson werden.

Mission geglückt, Einsatz beendet: Mit seinem Rücktritt nach weniger als einem Jahr Amtszeit überraschte General-Motors-Chef Ed Whitacre die Öffentlichkeit. Eben erst hatte der Konzern ein glänzendes Quartalsergebnis vorgelegt, die maßgeblich von Whitacre verantwortete Umstrukturierung nach existenzbedrohender Krise scheint auf einem guten Weg. Damit habe er seine Aufgabe erfüllt, sagte Whitacre - und stellte seinen Wunschnachfolger vor, den 61-jährigen Investmentexperten Daniel Akerson.

Am 1. September soll Akerson die Leitung der Opel-Mutter in Detroit übernehmen. Er wird damit der vierte GM-Chef binnen nicht einmal zwei Jahren. Ende 2010 dann soll er Whitacre nach Firmenangaben auch als Präsident des Verwaltungsrats ablösen. Mit Akerson könnte ein neuer Ton in der Firmenzentrale in Detroit einkehren. Whitacre profilierte sich als charismatischer, bisweilen polteriger Konzernchef, der es sich nicht nehmen ließ, persönlich in den TV-Werbespots seines Unternehmens aufzutreten. Schnell war „Big Ed“, wie Whitacre wegen seiner stattlichen 1,92 Meter genannt wurde, zum Gesicht des Konzerns geworden.

Akerson ist sehr diskret

Auffallend an Akerson hingegen ist vor allem seine Diskretion. Bislang war er als Chefmanager des einflussreichen US-Finanzinvestors Carlyle Group tätig. Hinter den Kulissen pflegt das Unternehmen beste politische Kontakte in Washington. In den vergangenen Jahren beschäftigte Carlyle unter anderem den früheren US-Präsidenten George Bush senior und den britischen Ex-Premierminister John Major.

Seine Vertrautheit mit der Schnittstelle von Politik und Wirtschaft dürfte Akerson nutzen, ist GM doch derzeit mit einer staatlichen Mehrheit von 61 Prozent de facto ein Staatsunternehmen. Zu Akersons ersten Großprojekten wird die Rückführung von GM an die Börse zählen, die noch für dieses Jahr erwartet wird; nach und nach sollen die Anteile, die die US-Regierung im Zuge der GM-Existenzkrise erworben hatte, wieder unter private Aktionäre gebracht werden. Nach Informationen von US-Medien könnte der GM-Börsengang bereits am Freitag angekündigt werden.

Milliardengewinne für GM im zweiten Quartal

Seinem Nachfolger gab Whitacre dafür am Donnerstag beste Zahlen mit auf den Weg: ein Milliardengewinn im zweiten Quartal und stark gestiegene Umsätze in Nordamerika. „Es war meine Pflicht der Öffentlichkeit gegenüber, dieses Unternehmen wieder zu alter Größe zu führen“, sagte der 68-jährige Whitacre, der vor seinem Eintritt bei GM bereits im Ruhestand war. „Ich wollte keinen Tag darüber hinaus bleiben.“ Akerson zollte seinem Vorgänger Respekt: „Es Whitacre hat die Fundamente gelegt, auf denen wir ein großartiges Autounternehmen aufbauen werden.“

Ebenso wie Whitacre ist Akerson kein Autofachmann. Beide haben ihre Karriere vor allem im Telekommunikationssektor gemacht und waren erst im vergangenen Jahr in den Verwaltungsrat des insolventen Autokonzerns berufen worden. Akerson stand zwischen 1993 und 2003 an der Spitze von drei Unternehmen der Telekom-Branche: Zunächst führte er das auf digitale Übertragungstechniken spezialisierte Unternehmen General Instrument Company. Dann trat er an die Spitze von Nextel Communications und beaufsichtigte anschließend als Konzernchef die Umstrukturierung von XO Communications. Seit 2003 ist Akerson mit Sitz in Washington für die Carlyle Group tätig. (afp)