Berlin. .
Für Deutschland wird der Afghanistan-Einsatz deutlich teurer als bislang angenommen. Das zeigt eine aktuelle Studie. Wenn die Bundeswehr noch einige Jahre am Hindukusch bleibt, könnte das bis zu 47 Milliarden Euro kosten.
Die Kosten des deutschen Afghanistan-Einsatzes sind einer Studie zufolge weit höher als von der Bundesregierung angegeben. Selbst im Falle eines frühzeitigen Abzugs schon im nächsten Jahr würde der Einsatz insgesamt zwischen 18 und 33 Milliarden Euro kosten, ermittelte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin auf der Basis vorläufiger Schätzungen. Jedes weitere Jahr koste etwa drei Milliarden Euro, obwohl das Budget im Bundeshaushalt dafür nur rund ein Drittel davon betrage. Bleibe die Bundeswehr noch einige Jahre in dem Land am Hindukusch, dann sei sogar von Gesamtkosten zwischen 26 und 47 Milliarden Euro auszugehen.
Mehr als eine Milliarde Euro für den Einsatz 2010
Das DIW legte seiner Schätzung fast alle Faktoren zugrunde, die im Zusammenhang mit dem Einsatz Kosten verursachen. Dazu zählen neben Ausbildung und Sold für die Soldaten sowie für die Polizeimission auch Kosten wie die Wertminderung des Materials, für die medizinische Behandlung oder Pflege von Soldaten, für die Entschädigung von Familien, für Witwer- oder Witwenrenten, für den späteren Rückzug, für zusätzliche Sicherheitskosten wegen Terrorgefahr, für Entwicklungshilfe auch in Nachbarländern wie Pakistan oder Usbekistan oder etwa die Kosten bei Produktivitätseinbußen aufgrund von Verletzungen oder Zinskosten für die Aufnahme von Krediten. Laut DIW gibt die Bundesregierung für das Jahr 2010 Kosten von 1,059 Milliarden Euro für den Einsatz in dem Land an.
Deutschland ist seit 2001 an dem Einsatz in Afghanistan beteiligt. Das DIW legte nach eigenen Angaben die erste umfassende, aber immer noch vorläufige Schätzung zu den Gesamtkosten des Krieges in Afghanistan für Deutschland vor. Volkswirtschaftliche Auswirkungen des Konflikts oder ökologische und kulturelle Schäden bezog des DIW in seine Berechnungen nicht mit ein. Das Institut wählte eine Methode, die in der Vergangenheit auch von Nobelpreisträger Joseph Stiglitz für den Einsatz der USA im Irak gewählt wurde. (afp)