Ingolstadt. .
Bundesverteidigungsminister Guttenberg hat bei der zentralen Trauerfeier für die vier in Afghanistan getöteten Bundeswehrsoldaten die Angehörigen um „Verzeihung“ gebeten. Gleichzeitig machte er klar, dass es auch in Zukunft Tote bei Auslandeinsätzen geben werde.
Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hat die deutsche Bevölkerung auf weitere tote Soldaten in Afghanistan eingestellt und mehr moralische Unterstützung für sie gefordert. Bei einer Trauerfeier für die vier zuletzt gefallenen Bundeswehrsoldaten sagte Guttenberg am Samstag in Ingolstadt: „Tod und Verwundung sind Begleiter unserer Einsätze geworden, und sie werden es auch in den nächsten Jahren sein, nicht nur in Afghanistan.“ Die deutsche Gesellschaft, die „diesen Dienst bislang allenfalls freundlich-distanziert zur Kenntnis nimmt“, müsse umdenken.
Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach mit den Angehörigen der vier Gefallenen und nahm anschließend mit rund 1.000 Trauergästen an dem ökumenischen Gottesdienst teil, ohne das Wort zu ergreifen. Guttenberg sagte, sieben Tote allein im April zeigten, wie gefährlich der Einsatz „im Kriegsgebiet“ Afghanistan geworden sei. Die Männer hätten nicht nur einer geschundenen Nation geholfen, sondern auch der Sicherheit aller Deutschen gedient. Zu zögerlich merkten die Deutschen, dass in Afghanistan „für jeden von uns gekämpft und gestorben wird“, kritisierte Guttenberg vor den Särgen im Ingolstädter Münster.
Familien um Verzeihung gebeten
Nichts könne aber den Schmerz der Familien der Gefallenen nehmen, sagte Guttenberg. Dafür habe „ich Sie, liebe Angehörige, um Verzeihung zu bitten“, sagte der Minister. Die vier Unteroffiziere und Offiziere waren zwischen 24 und 38 Jahre alt. Sie hinterlassen drei kleine Kinder, die Braut des jüngsten Gefallenen ist schwanger.
Als die Särge aus der Kirche getragen wurden, folgten die verzweifelten Familien. Still schluchzende Ehefrauen mussten gestützt werden, Geschwister und Eltern umklammerten sich, Kameraden weinten. Guttenberg sagte: „Wir stehen mit tieftraurigem Herzen und doch fest an Ihrer Seite.“ Er mahnte aber, dass sie auch des Haltes einer dankbaren Gesellschaft bedürfen.
Neue Afghanistan-Strategie gefährlich
Die Gebirgspioniere Josef Kronawitter und Marius Dubnicki aus Ingolstadt und der Major Jörn Radloff von der Heeresschule Weiden in der Oberpfalz waren am 15. April bei einem Hinterhalt von Taliban im nordafghanischen Baghlan getötet worden. Wenige Stunden nach diesem Überfall wurde in der Nähe der Oberstabsarzt Thomas Broer aus Ulm bei einem Granatenangriff auf sein Sanitätsfahrzeug getötet. Fünf weitere Soldaten liegen noch verletzt im Krankenhaus. Erst an Karfreitag waren drei Fallschirmjäger aus Niedersachsen in Afghanistan gefallen.
Nach der neuen Afghanistan-Strategie sollen die Soldaten der internationalen ISAF-Friedenstruppe afghanische Truppen vermehrt im Gefecht begleiten, um sie auf die Übernahme der Verantwortung nach dem angestrebten Abzug der westlichen Truppen vorzubereiten. Auch die vier in Baghlan gefallen Bundeswehrsoldaten waren mit afghanischen Soldaten unterwegs.
Tausende vor der Kirche versammelt
Rund 3.000 Menschen versammelten sich auf dem Münsterplatz, um ihnen die letzte Ehre zu erweisen. Darunter waren viele Soldaten aus der nahen Pionierkaserne. Die Trauerfeier wurde auf zwei Großbildwänden übertragen. Die mit Bundesflagge und Helm bedeckten Särge wurden von Soldaten aus der Kirche zu Leichenwagen getragen, die auf dem Vorplatz warteten. Zum Abschied spielte ein Trompeter.
An der Trauerfeier in Ingolstadt nahmen neben Merkel und Guttenberg auch Außenminister Guido Westerwelle, die Ministerpräsidenten von Bayern und Baden-Württemberg, Horst Seehofer und Stefan Mappus, sowie Bundeswehr-Generalinspekteur Volker Wieker teil. Westerwelle reiste deshalb erst später zum FDP-Bundesparteitag in Köln, und Seehofer verschob seine China-Reise. (apn)