Augsburg. .

Der Augsburger Bischof Mixa beugt sich dem Druck: Der 68-Jährige hat in einem Brief an den Papst seinen Rücktritt angeboten. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, zollte Mixa Respekt für die Entscheidung. Mixa selbst zieht sich zurück - bis der Papst entschieden hat.

Der Augsburger Bischof Walter Mixa zieht sich bis zu einer Entscheidung des Vatikans über sein Rücktrittsangebot aus der Öffentlichkeit zurück. Generalvikar Karlheinz Knebel sagte am Donnerstag, Mixa werde sich „ab heute einfach einmal um seine Gesundheit kümmern“ und „Erholungsurlaub“ nehmen. Der Bischof habe eingeräumt, Fehler gemacht zu haben, betonte Knebel. Mixa werde sich deshalb an einen geheimen Ort zurückziehen, um seine „innere Ruhe“ wiederzufinden.

Das Bistum hat das an den Papst gerichtete Rücktrittsgesuch von Bischof Walter Mixa derweil bestätigt. Die anhaltende öffentliche Diskussion um seine Person habe in den vergangenen Wochen die Priester und Gläubigen im Bistum schwer belastet, heißt es den Angaben zufolge in dem Schreiben des Bischofs. Mit seinem Rücktritt wolle er dafür Sorge tragen „weiteren Schaden von der Kirche abzuwenden und einen Neuanfang zu ermöglichen“.

„Meiner eigenen Schwächen bin ich mir wohl bewusst“

In fast 40 Jahren als Priester und 14 Jahren als Bischof „ging es mir immer darum, Zeuge des Evangeliums zu sein und als Seelsorger den mir anvertrauten Menschen zu dienen. Meiner eigenen Schwächen war und bin ich mir dabei wohl bewusst“, schrieb Mixa dem Bistum zufolge an den Papst.

„Alle, zu denen ich ungerecht gewesen sein mag, und alle, denen ich Kummer bereitet habe, bitte ich heute noch einmal um Verzeihung“, erklärte er. „Ich tue diesen Schritt in unerschütterlichem Vertrauen auf die Gnade Gottes und hoffe zuversichtlich, dass der Vater im Himmel die Kirche von Augsburg in eine gute Zukunft führen wird.“ An einer weiteren lückenlosen Aufklärung aller gegen ihn erhobenen Vorwürfe wolle er auch in Zukunft weiter aktiv mitwirken.

Mindestens acht mutmaßliche Opfer haben sich gemeldet

Der Papst muss jetzt darüber entscheiden, ob er Mixas Gesuch annimmt, ablehnt oder in modifizierter Form akzeptiert. „Es ist denkbar, dass ihm ein Administrator zur Seite gestellt wird“, hieß es auf ddp-Anfragen aus Kreisen, die dem Domkapitel des Bistums nahe stehen. Bis zu einem Entschluss von Benedikt XVI. bleibt Mixa vorerst weiter offiziell Bischof von Augsburg.

Mixa wird vorgeworfen, in seiner Zeit als Stadtpfarrer von Schrobenhausen von 1975 bis 1996 körperliche Gewalt gegen Kinder und Jugendliche ausgeübt zu haben. Entgegen bisherigen Beteuerungen hatte Mixa zuletzt erklärt: „Die ein oder andere Watsch“n kann ich nicht ausschließen.“ Wochen zuvor hatte Mixa noch versichert, dass er „zu keiner Zeit körperliche Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in irgendeiner Form angewandt habe“. Mindestens acht mutmaßliche Opfer haben sich inzwischen gemeldet. Außerdem gibt es finanzielle Ungereimtheiten aus der Zeit.

Respekt von der Bischofskonferenz

Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) hat das Rücktrittsangebot des Augsburger Bischofs Walter Mixa als „wichtigen Schritt“ gewürdigt. „Diese schwere Entscheidung verdient Respekt“, sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, am Donnerstag in Bonn. Als Schuldeingeständnis verstehe er Mixas Schritt nicht. Vielmehr wolle der Bischof in der Diözese Augsburg einen Neuanfang ermöglichen.

Zollitsch würdigte zugleich Mixas Verdienste. Er habe sich sowohl in seiner Zeit als Bischof von Eichstätt als auch als Augsburger Oberhirte in „vielfältiger Weise“ in die Bischofskonferenz eingebracht und viele Impulse gegeben. „Dafür danken wir ihm“, betonte der DBK-Vorsitzende. Mixa werde in der Deutschen Bischofskonferenz „auch fehlen“.

„Erleichterung für die katholische Kirche“

Die bayerischen Bischöfe nahmen das Rücktrittsangebot ihres Augsburger Amtskollegen „mit Respekt“ auf. Der Vorsitzende der bayerischen Bischofskonferenz und Erzbischof von München und Freising, Reinhard Marx, sagte in München, die Bischöfe dankten ihrem Mitbruder für die Jahre seines Mitwirkens in der Freisinger Bischofskonferenz. „Jetzt geht es darum, in der Diözese Augsburg einen guten gemeinsamen Weg in die Zukunft zu finden“, fügte Marx hinzu.

In den jüngsten Tagen war auf Mixa massiver innerkirchlicher Druck ausgeübt worden. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, empfahl Mixa einen vorübergehenden Amtsverzicht. Der Freiburger Erzbischof legte ihm am Mittwoch „eine Zeit der geistlichen Einkehr und der räumlichen Distanz“ nahe.

Der Vorsitzende des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, hat den angebotenen Amtsverzicht des Augsburger Bischofs als unausweichlich bezeichnet. „Es ist eine Erleichterung für die katholische Kirche in Deutschland, es ist doch eine schwere Last geworden“, sagte Glück am Donnerstag im Bayerischen Rundfunk. Der ZdK-Präsident kritisierte Mixa für die Art und Weise, wie dieser mit der Affäre umgegangen sei und sprach von einer „persönlichen Tragödie.“ Glück ging davon aus, dass der Papst das Rücktrittsgesuch Mixas annehmen wird: „Alles andere wäre unvorstellbar.“

„Riesige Vertrauenskrise“

Mixa habe sich durch die Art seiner Reaktionen in eine schwierige Situation manövriert, sagte Glück. „Ein sehr offener Umgang von Anfang an hätte vielleicht eine andere Entwicklung ermöglicht“, fügte der frühere bayerische Landtagspräsident hinzu. Letztlich sei der Rücktritt unausweichlich gewesen. Der katholischen Kirche bescheinigte Glück derzeit eine „riesige Vertrauenskrise, wie sie seit Jahrhunderten nicht da war.“

Der Vorsitzende des Augsburger Priesterrats, Bernhard Ehler, sagte, jetzt könne Ruhe ins Bistum kommen und neue Glaubwürdigkeit wachsen. Mixas Schritt sei richtig, denn viele hätten das Vertrauen in den Bischof verloren, sagte Ehler dem Münchner Kirchenradio. Sobald der Papst den Rücktritt angenommen habe, werde das Domkapitel einen Administrator wählen, der das Bistum bis zur Ernennung eines neuen Bischofs leite. Er befürchte, dass diese Übergangszeit wieder ein Jahr lang dauern könnte.

Zollitsch machte „gewaltigen Druck“

Der Augsburger Diözesanratsvorsitzende Helmut Mangold hoffte, dass Mixas Rücktritt „das Klima in der Diözese in ruhigeres Fahrwasser bringt“. Zollitsch und der Münchner Erzbischof Reinhold Marx hätten „einen gewaltigen Druck aufgebaut“, sagte der oberste Laienvertreter im Bistum. „Ich respektiere diesen Vorgang.“ Allerdings befürchte er, dass das Interesse an der notwendigen Aufklärung der Vorwürfe jetzt rasch erlahme - „ob außer Ohrfeigen noch was war und wie das mit den finanziellen Unregelmäßigkeiten war“.

Die religionspolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion, Ulrike Gote, sagte mit Blick auf die Prügel- und Untreue-Vorwürfe gegen den Bischof, Mixa habe der Kirche schweren Schaden zugefügt. Er habe mit seinem unakzeptablen Verhalten über Wochen „viele Christen enttäuscht“. Gote ist sich sicher, dass der Papst den Rückzug Mixas nicht blockieren wird. „Ich gehe davon aus, dass sein Gesuch bereits mit dem Vatikan abgestimmt war“, sagte die Grünen-Landtagsabgeordnete. (ddp/apn/afp)