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Seit mehr als zwei Wochen steht Bischof Walter Mixa wieder einmal im Licht der Öffentlichkeit. Ehemalige Heimkinder werfen ihm vor, sie vor Jahren massiv geprügelt zu haben. Mixa hat dies zuerst geleugnet - musste dann aber zurückrudern. Der Vorwurf der Lüge steht im Raum.

Der fast 69-jährige Augsburger Bischof Walter Mixa, der sonst selbst gern Andersdenkende scharf kritisiert, steht nun selbst so massiv in der Kritik, dass der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, am Wochenende in einem „deutlichen” Gespräch Aufklärung einforderte. Selbst die Apostolische Nuntiatur hat sich eingeschaltet. Eine ungewöhnliche Entwicklung der Affäre Mixa. Nur der Erzbischof von München-Freising, Reinhard Marx, der als Metropolit (Vorsteher) der Kirchenprovinz, zu der Augsburg gehört, die juristische Verantwortung trägt, hat sich überhaupt noch nicht zu Wort gemeldet.

Vorwürfe als „absurd“ zurückgewiesen

Vor gut zwei Wochen hatten ehemalige Heim-Zöglinge in eidesstattlichen Erklärungen versichert, Mixa habe sie vor 20 bzw. 30 Jahren, in seiner Zeit als Stadtpfarrer von Schrobenhausen, verdroschen. Er war dort von 1975 bis 1996 Stadtpfarrer. Die Opfer erklärten, er habe sie mit der Hand, mit der Faust, mit Teppichklopfer und Kochlöffel geschlagen.

Mixa hatte die Anschuldigungen umgehend als „absurd”, „unwahr” und „erfunden” dementiert. Er habe zu keinem Zeitpunkt körperliche Gewalt angewendet, erklärte er. Das Bistum drohte mit straf- und zivilrechtlichen Schritten gegen solche Behauptungen. Dann, am vergangenen Freitag, folgte das Teilgeständnis. Er könne „als langjähriger Lehrer und Stadtpfarrer im Umgang mit sehr vielen Jugendlichen die eine oder andere Watsch’n” nicht ausschließen, gab er zu, verwahrte sich aber gegen den Vorwurf der Lüge.

Außerhalb der Kirche, aber vor allem in den eigenen Reihen stieß die schroffe Reaktion auf die Vorwürfe auf ziemlich große Verärgerung. Nicht nur, dass er erst leugnete, und dann ein Teilgeständnis folgen ließ. Auch angesichts der Missbrauchsdebatte, hieß es, müsse die Kirche Opfer – auch wenn es bei Mixa ausdrücklich niemals um sexuellen Missbrauch ging – sehr ernst nehmen.

Selbst das Ordinariat in Augsburg beklagte sich nach einer Krisensitzung gegenüber der Presse über den Bischof. Die Mallersdorfer Schwestern, die das Heim in Schrobenhausen damals betrieben, so der Tenor, hätten Fehler einräumt, das Bistum aber nicht.

Hang zum Luxus

Es sind große Schwierigkeiten, in denen Mixa, der zum streng konservativen Flügel in der Bischofskonferenz zählt, steckt. Und doch sind dies nicht die einzigen Vorwürfe gegen ihn. Es geht auch noch um Unregelmäßigkeiten im Umgang mit Geldern der Waisenhausstiftung Schrobenhausen. Ein Sonderermittler, den die Stiftung zur Klärung eingesetzt hat, Rechtsanwalt Sebastian Knott, präsentiert jetzt Rechnungen, die belegten, dass Mixa damals Stiftungsgeld sachfremd verwendete.

Knotts Zwischenbericht offenbart einen Hang des einstigen Stadtpfarrers zum Luxus, der so gar nicht zu dem Bild passen will, dass der jetzige Bischof als ein gestrenger Wächter über Sitte und Moral öffentlich von sich malte. In dem Bericht ist von Rechnungen über 5000 Euro für Wein und ein Solarium die Rede, von Geschenken für Neupriester, von Kirchenteppichen und dem Ankauf eines Stiches für 43 000 Mark – alles gekauft von Stiftungsgeldern, gedacht für benachteiligte Kinder. Knott fand zudem eine Rechnung für einen Bischofsring aus Feingold. Kosten: 3854,34 Mark. Und er präsentierte kurios Anmutendes: Mit Mixas Abschied aus Schrobenhausen 1996 – da wurde er Bischof von Eichstätt – habe der nachweisbar hohe Weinkonsum geendet.

Mixa hatte erklärt, er habe sich damals nicht akribisch um finanzielle Dinge gekümmert. Die Finanzangelegenheiten zwischen ihm und der Stiftung seien geregelt worden.

Dennoch warten viele Fragen auf Antwort. Der Druck auf Mixa wächst. Aber es ist beileibe nicht das erste Mal, dass Mixa, der auch Militärbischof ist, im Kreuzfeuer steht. So erntete er Empörung, als er in der Diskussion über die Kinderbetreuung bemerkte: Frauen würden durch den Ausbau der staatlichen Betreuung zu „Gebärmaschinen” degradiert. Und erst kürzlich, im Zusammenhang mit dem Missbrauch, machte er die 68er Revolution mitverantwortlich für das Vergehen von einigen Priestern.

Diese Art von Kritik ist also nichts Neues für ihn. Doch jetzt sieht Mixa sich mit einer ganz anderen Kritik konfrontiert. Diesmal geht es um die Frage, ob der Bischof für seine Kirche noch tragbar ist.