Berlin.

Die Aschewolke über Europa bremst nun auch Autobauer aus. BMW und Nissan müssen ihre Produktion zum Teil einstellen, weil Teile nicht geliefert werden können. Volkswirte beruhigen allerdings: Die Flugausfälle werden die deutsche Konjunktur nicht nachhaltig treffen.

Die deutsche Wirtschaft gerät trotz der schrittweisen Wiederaufnahme des Flugverkehrs offenbar zunehmend in Bedrängnis. So unterbricht der Autohersteller BMW seine Fahrzeugproduktion in einigen deutschen Werken. Die Bänder sollen am Mittwoch und Donnerstag in den Werken in Dingolfing, Regensburg and München angehalten werden, wie ein Firmensprecher am Dienstag mitteilte. Die Produktion von 7.000 Wagen sei betroffen, der Rückstand solle aber später aufgeholt werden.

Auch Mercedes schließt Engpass nicht aus

Bei Mercedes und Audi läuft die Fahrzeugproduktion momentan noch normal. „Derzeit haben wir keine Auswirkungen des Flugverbots, aber morgen kann das schon anders sein“, sagte eine Daimler-Sprecherin in Stuttgart. Auch bei Zulieferern könnten bald Bauteile fehlen. „Unsere Logistiker suchen unter Hochdruck nach alternativen Anlieferungsmöglichkeiten.“ Bei Audi gebe es derzeit keinerlei Beeinträchtigung; aber „wir müssen tageweise auf Sicht fahren“, sagte Sprecher Joachim Cordshagen in Ingolstadt. Bei elektronischen Steuerteilen aus Übersee könnte es am ehesten zu Engpässen kommen.

Wie BMW muss auch der japanische Automobilhersteller Nissan einen Teil seiner Produktion unterbrechen. Benötigte Teile könnten wegen des Flugverbots nicht aus Irland angeliefert werden, teilte der Konzern am Dienstag mit. Gestoppt worden sei eine von zwei Produktionslinien in einem Werk in Kanagawa. Darüber hinaus werden den Angaben zufolge am Mittwoch zwei Produktionslinien in einem Werk in Fukuoka zum Erliegen kommen. Dadurch würden 2000 Fahrzeuge weniger produziert. Im vergangenen Jahr hatte Nissan weltweit 2,74 Millionen Wagen hergestellt.

Volkswirte gelassen

Wirtschaftsexperten halten allerdings die Auswirkungen des Flugverbots auf die deutsche Konjunktur für begrenzt. Der Direktor des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, sagte der „Passauer Neuen Presse“, die Einbußen seien „recht schnell aufzuholen“. Kein Auslandskunde würde der deutschen Exportindustrie wegen der Aschewolke Aufträge kündigen, und das Versäumte könne schnell nachgeholt werden. Nichtsdestotrotz brauche die Wirtschaft in der ersten Zeit nach den Flugverboten Hilfsmaßnahmen seitens der Politik, sagte Hüther. Dazu zähle eine zeitweise Lockerung des Nachtflugverbots.

Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise erklärte, die negativen Auswirkungen der Ausfälle im Flugverkehr auf das Bruttoinlandsprodukt seien begrenzt. Sie würden in der Luftfahrt zwar erhebliche Umsatzeinbußen nach sich ziehen. Die konjunkturelle Erholung in Deutschland erscheine jedoch nicht gefährdet, solange die Unterbrechungen nur rund eine Woche anhalten.

So erwartet auch BMW durch die Produktionsunterbrechungen keine Verluste, sondern nur eine „Verschiebung“ bei der Fertigstellung von rund 7000 Fahrzeugen. „Wir versuchen aber, die Auslieferungen nicht zu verzögern“, sagte der BMW-Sprecher. (ddp)