Essen.
Skandinaviens Fluglinie SAS ist wirtschaftlich angeschlagen. Sie gilt als Übernahmekandidat. Heute wird sie möglicherweise die erste Gesellschaft sein, die wegen der gigantischen vulkanischen Aschewolke über Europa Kurzarbeit einführen muss. 2500 Mitarbeiter sollen auf Gehalt verzichten.
Der Notruf, den die SAS absetzt, ist nur ein erstes Signal, eine Vorwarnung: Bleibt das Hochdruckgebiet über Mitteleuropa und mit ihm die Aschewolke, oder beruhigt sich der Gletscher in Island nicht so bald, kann sehr schnell Deutschlands Ökonomie ein Opfer von Eyjafjallajökull werden.
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag schließt „Gefahren für die konjunkturelle Entwicklung“ nicht aus, wenn die Störungen im Flugverkehr andauern. Fast 40 Prozent des deutschen Exports, gemessen am Warenwert, erfolgen per Flugzeug.
Auch die Post bekommt dann ein Problem. Es fahren kaum noch Nachtzüge. Briefe und Pakete reisen nachts per Jet durch die Republik an die einzelnen Verteilzentren. Es kann also bei der Brief- und Paketverteilung zumindest zu Verspätungen kommen.
Nicht nur Fluggesellschaften sind durch den Totalausfall schwer betroffen. Natürlich auch die Flughäfen. In NRW zum Beispiel hängen am Airport in Düsseldorf 50 000 Jobs, an dem in Dortmund etwa 5000.
Die Gewinner der Krise
Es gibt auch Gewinner der Vulkan-Krise.
Da ist die Branche der Autovermieter. Ihre Vermietungsbüros an Flughäfen und Bahnhöfen werden seit dem Freitag gestürmt. Alleine die Firma Sixt erhöhte ihren Fahrzeugbestand um 2000 Autos. Die Bahnen setzten „alles Rollmaterial ein, was einzusetzen ist“ – und die Bahn AG musste die Erfahrung machen, dass dies nicht reicht. Zwei ICE wurden am Samstag von der Bundespolizei wegen Überfüllung geräumt.
Letztlich: Die Veranstalter von Videokonferenzen müssten nach den ersten Erfahrungen wohl künftig dankend Aufträge ablehnen, weil die Firmen sie mit Anfragen bestürmen: Ihre wichtigen Manager können nicht mehr reisen – und wollen mit der Kamera vorlieb nehmen.