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Die Legende vom Nutella-Fluch geistert schon seit Jahren durch die Stammtischgespräche der Verschwörungstheoretiker. Auffällig viele junge Fußballtalente, die für die Schoko-Creme geworben haben, erlebten im Anschluss einen Karriereknick.
Nutella ist ein Fluch. Das wissen alle, die mit dem Hüftgold zu kämpfen haben. Dass sich der böse Nutella-Fluch aber ausgerechnet auf jene legt, die Kalorienbomben nicht fürchten müssen, ist unerklärlich. Viele Fußballtalente sollen ihm zum Opfer gefallen sein – dem Werbeauftritt folgte der Karriereknick.
Die Welt im Werbespot ist ein Lausbubentraum. Da mopsen Jungs im Trikot der deutschen Nationalmannschaft einander Frühstücksbrote, träumt Manuel Neuer mit dem Schokocreme-Glas in der Hand den Traum vom Pokalsieg, schießt Mesut Özil Traumtore aus dem Nichts – und all das nur, weil es im Trainingslager Nutella gibt.
Wer wirbt, dem droht das Leistungstief
Soweit die heile Werbewelt. In der Realität aber tobt die Verschwörungstheorie. Unter Fußballfreunden ist der „Nutella-Fluch“ längst bekannt. Er treffe jene Nationalspieler, die in der Werbung demonstrieren, wie sehr Schokostullen beflügeln können, heißt es. Wie sonst sollte es zu erklären sein, dass viele Jungs, die eben noch schelmisch in die Kamera grinsen, wenig später in den Karriereknick steuern?
Die Diskussion um den Nutella-Fluch ist so alt wie die Werbespots junger Ballsport-Hoffnungsträger. „Eines aber darf inzwischen als gesichert gelten: Nutella ist die dunkle Macht des deutschen Fußballs“, schrieb der Berliner Tagesspiegel 2008 – und spekulierte, Hertha BSC solle die Zusammenarbeit mit dem damaligen Schokojungen Arne Friedrich vielleicht lieber aufkündigen. Zwei Jahre später kämpfen die Berliner für den Klassenerhalt – mit Arne Friedrich.
Fußballer lassen sich vom „Fluch“ nicht schrecken
Können es sich hoffnungsvolle Talente angesichts solcher Schreckensmeldungen überhaupt noch leisten, Werbung für den Sponsor der Nationalmannschaft zu machen? Manuel Neuer, Benedikt Höwedes, Mats Hummels und Mesut Özil sind die neue Generation, die sich vom Fluch nicht haben abschrecken lassen – und jetzt unter besonderer Beobachtung der Verschwörungstheoretiker stehen. Das haben sie jetzt davon.
Die Abergläubischen sehen sich bestärkt: Neuer, Torwart beim FC Schalke, kämpft darum, Nummer Eins im deutschen Tor zu werden. Die Chancen, René Adler auf Rang zwei zu verdrängen, stehen aber eher schlecht.
Ist Hummel ein Opfer des Nutella-Fluchs?
Besonders schwer traf es BVB-Spieler Mats Hummels (21) – genauer gesagt wurde der Verteidiger getroffen, nämlich ins Gesicht, von seinem eigenen Torwart Roman Weidenfeller, beim Ruhrpott-Derby gegen Schalke. Der Kieferbruch setzt den Hoffnungsträger fürs erste außer Gefecht – und lässt die WM in Südafrika in weite Ferne rücken. Nur wenige Spiele werden ihm nach seiner Genesung bleiben, um seine Qualitäten bei Jogi Löw unter Beweis zu stellen.
Arne Friedrich, Andreas Hinkel, Benjamin Lauth, Jermaine Jones, Tim Borowski, Kevin Kuranyi, Tobias Weis - die Liste der Verfluchten, die nach der Werbung ins Leistungstief fielen, ist lang, auch wenn einige von ihnen, wie Kuranyi und Weis, in der laufenden Saison von Verletzungen geplagt, sich scheinbar erholt haben.
Andere haben immer noch zu kämpfen. Benny Lauth, einst Deutschlands große Sturmhoffnung, spielt schon länger mit 1860 München in der zweiten Liga. Jermaine Jones hat der Deutschen Mannschaft frustriert den Rücken gekehrt – und kickt jetzt für die USA.
Ferrero sagt: Es gibt keinen Fluch
Beim Nutella-Hersteller Ferrero in Frankfurt ist man mit dem angeblichen Fluch bestens vertraut. Da sei nichts dran, sagt eine Unternehmenssprecherin. Für jedes Negativ-Beispiel gebe es auch einen Werbeträger, der Karriere gemacht habe – konkrete Namen wolle sie aber lieber nicht nennen. Bei der Auswahl der Spieler setze man auf junge, frische Gesichter, die in das Lausbuben-Image der Werbespots passten. „Wir setzen dabei auf hoffnungsvolle Spieler, die noch relativ neu in der Nationalmannschaft sind“, so Dirk Voß, Marketing-Leiter von Nutella. Und so wird Ferrero wohl auch weiterhin junge Talente auf die schokobraune Seite des Fußballs ziehen – Fluch hin oder her.