Talca .

Das schwere Erdbeben hat große Teile Chiles ins Chaos gestürzt. 700 Menschen kamen ums Leben. In einigen Städten blieb kein Stein auf dem anderen. Die Präsidentin rief für die Mitte des Landes den Notstand aus. Der durch das Beben ausgelöste Tsunami verlief jedoch glimpflicher als befürchtet.

Durch das schwere Erdbeben und den darauffolgenden Tsunami sind in Chile mehr als 700 Menschen ums Leben gekommen. Mindestens 708 Menschen seien gestorben, sagte Staatspräsidentin Michelle Bachelet am Sonntag. Das Beben der Stärke 8,8 ereignete sich am Samstagmorgen und erschütterte vor allem das Zentrum und den Süden des Landes. Nach Angaben von Präsidentin Michelle Bachelet sind 1,5 Millionen Chilenen von der Katastrophe betroffen, 500.000 Häuser und Wohnungen sind schwer beschädigt. Der gigantische Erdstoß jagte einen Tsunami um den halben Erdball, doch in Japan und Hawaii verlief die Flutwelle glimpflich.

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In Chile stürzten unzählige Häuser ein, Bewohner rannten in Panik auf die Straßen, die am frühen Samstagmorgen durch den Ausfall der Stromversorgung stockdunkel waren. Auch zahlreiche Brücken und Straßen wurden zerstört. Das Beben ereignete sich um 03.34 Uhr Ortszeit (07.34 Uhr MEZ). Telefonverbindungen im gesamten Land waren unterbrochen. Auf den gewaltigen Erdstoß folgten zahlreiche Nachbeben, von denen 21 die Stärke 5,0 oder mehr hatten, wie die US-Erdbebenwarte mitteilte. Eines der Nachbeben erreichte sogar die Stärke 6,9.

Das Zentrum des Bebens lag 115 Kilometer von der zweitgrößten chilenischen Stadt Concepción entfernt, in der mehr als 200.000 Menschen leben. Dort stürzte ein 15-stöckiges Mietshaus ein. Die Telefonverbindungen waren stundenlang unterbrochen.In der Hauptstadt Santiago schwankten für eineinhalb Minuten Gebäude, einige stürzten ein, darunter auch ein Kirchturm. In einigen Vierteln fiel der Strom aus. Der Flughafen von Santiago wurde wegen Gebäudeschäden geschlossen. Die U-Bahn steht still. Auch der wichtigste Seehafen, Valparaiso, stellte seinen Betrieb vorerst ein, er sollte auf Schäden untersucht werden. Es gab auch Berichte über Plünderungen.

Fast gesamte Altstadt zerstört

Das schwere Erdbeben traf die 1743 gegründete Stadt Curicó im Zentrum des Landes besonders hart. Im historischen Zentrum der 200 Kilometer südlich der Hauptstadt Santiago gelegenen 100.000-Einwohner-Stadt blieb fast kein Stein auf dem anderen. „Etwa 90 Prozent der Altstadt sind dem Erdboden gleich, das heißt 60 Prozent von Curicó insgesamt“, sagt Marcelo Vasquez vom Lokalfunksender Uno.

Präsidentin Bachelet rief für die Mitte des südamerikanischen Landes den Notstand aus. Mindestens 214 Menschen seien getötet worden, 15 würden vermisst, sagte sie in einer Fernsehansprache. Die Leiterin des Katastrophenschutzes, Carmen Fernandez, sprach später von voraussichtlich mindestens 300 Toten - Tendenz steigend.

Auf den zu Chile gehörenden Robinson-Crusoe-Inseln schwappte laut Bachelet eine riesige Welle an Land. Dort kamen mindestens fünf Menschen ums Leben, elf wurden noch vermisst. Die riesigen Wellen zerstörten auch mehrere staatliche Gebäude. Nahe Concepción wurden Flutwellen von rund zwei Metern über dem Normalzustand registriert. In Talcahuano nahe Concepción setzten mehrere Flutwellen Teile der Hafenstadt unter Wasser.

Aufatmen in Hawaii und Japan

Erleichterung dagegen in Hawaii: Auf den zu den USA gehörenden Pazifikinseln verlief der Tsunami glimpflich. Mehrere Flutwellen erreichten Hawaii 16 Stunden nach dem Beben im Abstand von etwa 20 Minuten. Die Wellen waren teils bis zu zwei Meter hoch. Berichte über Schäden oder Verletzte gab es zunächst nicht. Die Menschen waren am Samstag mit Sirenen vor dem Tsunami gewarnt worden. Bewohner wurden angewiesen, sich in höhere Gebiete in Sicherheit zu bringen.

Auch in Japan wurden Flutwellen registriert. Nach offiziellen Angaben betrug die höchste gemessene Wellenhöhe 90 Zentimeter. Dennoch galt die Gefahr zunächst noch nicht als gebannt. Für die gesamte Ostküste galt eine Tsunami-Warnung, hunderttausende Menschen in niedrig gelegenen Region waren aufgefordert worden, sich in höher gelegene Gebiete zu begeben.

Rekordbeben ebenfalls in Chile

Das stärkste jemals registrierte Beben wurde am 22. Mai 1960 im Süden Chiles gemessen. Bei dem Erdstoß der Stärke 9,5 kamen damals 1.655 Menschen ums Leben, zwei Millionen wurden obdachlos. Der davon ausgelöste Tsunami tötete Menschen in Hawaii, Japan und auf den Philippinen, an der Westküste der USA richtete er Schäden an. (apn/afp)