Hannover. .

Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland hat nach der Promillefahrt von Bischöfin Käßmann eine Krisensitzung anberaumt. Käßmann war mit 1,54 Promille betrunken Auto gefahren und hatte eine rote Ampel überfahren.

Nach der Trunkenheitsfahrt der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Margot Käßmann, berät das Gremium am Dienstagabend in einer Telefonkonferenz über den Vorfall. EKD-Sprecher Reinhard Mawick bestätigte entsprechende Informationen der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Er gehe aber nicht davon aus, dass es noch am Dienstag eine Entscheidung über die Zukunft Käßmanns geben werde, sagte er weiter.

Käßmann war in der Innenstadt von Hannover betrunken am Steuer ihres Autos erwischt worden. Die 51-Jährige hatte nach Angaben der Staatsanwaltschaft vom Dienstag 1,54 Promille im Blut. Sie überfuhr am Samstagabend eine rote Ampel und wurde von einer Polizeistreife gestoppt.

Ein anschließend auf der Polizeiwache veranlasster Alkoholtest ergab nach Angaben der Staatsanwaltschaft einen Wert von rund 1,54 Promille. Dies gelte als „absolut fahruntüchtig“, Käßmann müsse wegen Trunkenheit am Steuer mit einer Geldstrafe in Höhe eines Monatsgehalts rechnen, sagte ein Sprecher der Anklagebehörde. Außerdem drohe ihr der Entzug ihres Führerscheins für ein Jahr.

Käßmann selbst schockiert

Käßmann selbst zeigte sich schockiert über ihr eigenes Verhalten. „Ich bin über mich selbst erschrocken, dass ich einen so schlimmen Fehler gemacht habe. Mir ist bewusst, wie gefährlich und unverantwortlich Alkohol am Steuer ist. Den rechtlichen Konsequenzen werde ich mich selbstverständlich stellen“, sagte die Bischöfin der „Bild“-Zeitung. Nach Angaben ihres Sprechers sagte Käßmann am Dienstag alle öffentlichen Termine für die nächsten Tage ab. Zudem kündigte er eine Stellungnahme an, die im Laufe des Dienstags veröffentlicht werden sollte.

Laut „Bild“ stoppten Polizisten die Bischöfin der evangelisch-lutherischen Landeskirche in Hannover am Samstag gegen 23.00 Uhr, weil sie bei Rot über die Ampel fuhr. Weil die Beamten bei der anschließenden Kontrolle im Wageninneren Alkoholgeruch bemerkten, ließen sie Käßmann erst „pusten“ und nahmen sie wegen des positiven Testergebnisses dann zu einer genaueren Blutentnahme mit auf die Wache.

Kritik am Verhalten der Bischöfin

Käßmann war im vergangenen Oktober zur Ratsvorsitzenden der EKD und damit zur führenden Repräsentantin von 25 Millionen Gläubigen gewählt worden. Seit 1999 ist sie Bischöfin in Hannover. Die bekannte Kirchenfrau hat sich wiederholt energisch in gesellschaftliche Diskussionen eingeschaltet und musste zuletzt etwa wegen ihrer Kritik am Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr heftige Widerworte einstecken. Auch privat sorgte die 51-Jährige schon für Aufsehen. 2006 erkrankte sie schwer an Brustkrebs, ein Jahr später ließ sie sich als erste amtierende Bischöfin scheiden. Dies sorgte bundesweit für Diskussionen.

Der Theologe Friedrich Schorlemmer kritisierte Käßmann wegen der Trunkenheitsfahrt deutlich. „Menschen in so einer Position dürfen sich so etwas überhaupt nicht leisten. Ich denke, es ist jetzt sehr einsam um sie“, sagte der Kirchenexperte dem Radiosender MDR Info. Falls sie wegen ihres Fehltritts vorbestraft werde, werde es schwer sein, sie als Bischöfin zu halten. Der Braunschweiger Landesbischof Friedrich Weber sprach in der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ von einer „schwierigen“ Lage für die Kirche. Er warnte in der Angelegenheit zugleich „vor Häme wie vor Schönfärberei“. Nötig sei jetzt auch Fairness der Öffentlichkeit. (afp)