Frankfurt/Main. .

Margot Käßmann beharrt auf ihrer Kritik an der deutschen Afghanistan-Strategie. Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche betonte, ihre Position sei seit Jahren bekannt.

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, hält an ihrer Kritik am Afghanistan-Einsatz auch nach ihrem Treffen mit Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg fest. Zugleich bestätigte die EKD am Dienstag, dass die Bischöfin einen Besuch bei den deutschen Soldaten am Hindukusch plane.

Sorge ums Zivile

Käßmann sagte am Montagabend im «heute journal» des ZDF: «Für mich hat sich die Einstellung nicht geändert, weil wir seit 2007 als evangelische Kirche ganz klar sagen, es kann nicht um einen gerechten Krieg gehen, sondern um einen gerechten Frieden.»

Die Kriterien müssten ganz klar sein, dass das Militärische nur dazu dienen könne, den zivilen Aufbau zu stärken, betonte die Bischöfin von Hannover. «Und wir haben die große Sorge, dass das Zivile dabei in den Hintergrund tritt», sagte die Bischöfin von Hannover. Minister Guttenberg hatte Käßmann am Montag zu einem Truppenbesuch in Afghanistan noch im ersten Quartal 2010 eingeladen und Diskussionen an der Führungsakademie der Bundeswehr oder in evangelischen Akademien angeregt.

EKD-Sprecher Reinhard Mawick sagte der Nachrichtenagentur DAPD am Dienstag, Guttenbergs Einladung nach Afghanistan sei bei der Bischöfin auf offene Ohren gestoßen. Die Ratsvorsitzende halte einen Besuch in nächster Zeit für eine gute Idee, habe ohnehin schon zuvor auf Anregung der Militärseelsorger erwogen, dort vor den deutschen Soldaten zu predigen. Ob dieser Besuch in diesem Quartal stattfinde, stehe noch nicht fest, es gebe noch keinen konkreten Termin, sagte Mawick.

Überrascht von der Heftigkeit der Diskussion

Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg in einem Truppentransporter der Luftwaffe.
Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg in einem Truppentransporter der Luftwaffe. © ddp

In der ARD-Talksendung «Beckmann» sagte Käßmann am Montagabend über das Treffen mit Guttenberg: «Wir hatten gar nicht so viele Meinungsverschiedenheiten. Herr zu Guttenberg ist katholischer Christ und hat sehr wohl verstanden, was ich als evangelische Christin und auch als Bischöfin gesagt habe: Es muss für uns immer einen Vorrang für Zivil geben.»

Den Vorwurf der Naivität wies sie zurück: «Ich begreife schon, dass in Afghanistan im Moment Waffen auch dem zivilen Aufbau dienen können.» Allerdings befürchte sie, «dass wir in Deutschland lange uns beruhigt haben und gesagt haben, unsere Soldaten bauen Brunnen, sie bauen Schulen, und deshalb ist es gut. Aber wir haben uns davor gedrückt zu erkennen, dass da Waffen natürlich im Einsatz sind», sagte sie.

Überrascht zeigte sich Käßmann über die Heftigkeit der öffentlichen Diskussion, die ihre Neujahrspredigt ausgelöst hat: «Das ist in der Tat so, dass ich jetzt zwar seit mehr als zehn Jahren Bischöfin einer großen evangelischen Landeskirche bin, aber es ist mir natürlich neu, dass mir jetzt jedes Wort, das ich sage, so auf die Goldwaage gelegt wird.» Das sei schon eine Belastung, sagte sie. «Aber ich werde trotzdem die Fröhlichkeit nicht verlieren.»

Seehofer spricht vom „Krieg“

Derweil forderte CSU-Chef Horst Seehofer bei «Beckmann» eine «klare juristische und politische Rückendeckung» für die deutschen Soldaten in Afghanistan. Auf die Frage, ob die Bundeswehr einen Krieg in Afghanistan führe, antwortete der CSU-Chef: «Ja.»

Seehofer will künftig eine «stärkere Verzahnung des militärischen Mandats mit den zivilen Planungen» in Afghanistan. Dazu zählten für ihn zwingend Antworten auf die Fragen, «wann man wieder heraus möchte und wie man sich weiterhin die selbst tragende Sicherheit vorstelle». Die zivile Perspektive müsse «konkreter und klarer werden als bisher». (apn)