Bochum.

Margot Käßmann kehrt zu ihren wissenschaftlichen Wurzeln zurück. Die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende wird ab kommendem Jahr an Ruhr-Uni in Bochum lehren.

Die zurückgetretene EKD-Ratsvorsitzende und Hannoveraner Bischöfin Margot Käßmann wechselt zum 1. Januar 2011 als Professorin an die Ruhr-Universität nach Bochum. Käßmann solle dort für ein Jahr auf dem Gebiet der Ökumene und Sozialethik forschen und lehren, teilte die Universität am Mittwoch mit.

Die Theologin wird als erste Wissenschaftlerin eine neu eingerichtete Gastprofessur besetzen, die nach dem verstorbenen Bochumer Kunstgeschichtler Max Imdahl benannt ist.

Käßmann hatte 1989 an der Ruhr-Universität ihren Doktortitel erworben. Vor ihrem Antritt als Gastprofessorin in Bochum unterrichtet Käßmann vier Monate an der Emory University in Atlanta in den USA.

Käßmanns bewegtes Leben

Die in Marburg geborene Theologin und Pfarrerin führt fünf Jahre lang gemeinsam mit ihrem damaligen Mann Eckhard Käßmann eine Gemeinde in Nordhessen. Das Ehepaar hat vier Töchter.
Die in Marburg geborene Theologin und Pfarrerin führt fünf Jahre lang gemeinsam mit ihrem damaligen Mann Eckhard Käßmann eine Gemeinde in Nordhessen. Das Ehepaar hat vier Töchter. © AP
Nachdem sie verschiedene kirchliche Ämter bekleidet hat, wird Käßmann 1999 zur Bischöfin der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover gewählt. Sie ist erst die zweite Frau, die dieses Amt bekleidet.
Nachdem sie verschiedene kirchliche Ämter bekleidet hat, wird Käßmann 1999 zur Bischöfin der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover gewählt. Sie ist erst die zweite Frau, die dieses Amt bekleidet. © AP
Im Jahr 2006 wird bei der 48-Jahre alten Bischöfin Brustkrebs diagnostiziert. Zwei Monate nach der Operation und anschließender Strahlentherapie tritt sie wieder in der Öffentlichkeit auf.
Im Jahr 2006 wird bei der 48-Jahre alten Bischöfin Brustkrebs diagnostiziert. Zwei Monate nach der Operation und anschließender Strahlentherapie tritt sie wieder in der Öffentlichkeit auf. © AP
Die Trennung von Eckhard Käßmann im Jahr 2007 wird zwar aus eigenen Reihen spitz kommentiert, schadet aber nicht ihrer Beliebtheit
Die Trennung von Eckhard Käßmann im Jahr 2007 wird zwar aus eigenen Reihen spitz kommentiert, schadet aber nicht ihrer Beliebtheit © ddp
Eine geschiedene Mutter an der Spitze der evangelischen Kirche: 2009 wird sie zur ersten weiblichen Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland gewählt.
Eine geschiedene Mutter an der Spitze der evangelischen Kirche: 2009 wird sie zur ersten weiblichen Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland gewählt. © AP
Käßmann äußert sich häufig zu aktuellen politischen und sozialen Themen. Sie kritisiert öffentlich die katholische Kirche und fordert etwa die Abschaffung des Zölibats.
Käßmann äußert sich häufig zu aktuellen politischen und sozialen Themen. Sie kritisiert öffentlich die katholische Kirche und fordert etwa die Abschaffung des Zölibats. © ddp
Die Kritik am Afghanistan-Einsatz bei ihrer diesjährigen Neujahrspredigt in der Dresdener Frauenkirche löst eine heftige Kontroverse aus.
Die Kritik am Afghanistan-Einsatz bei ihrer diesjährigen Neujahrspredigt in der Dresdener Frauenkirche löst eine heftige Kontroverse aus. © ddp
Mit 1,54 Promille wird die oberste Repräsentantin der evangelischen Gläubigen in Deutschland hinterm Steuer ihres Dienstwagens erwischt. Dieser Fehltritt bringt ihre Glaubwürdigkeit in Gefahr.
Mit 1,54 Promille wird die oberste Repräsentantin der evangelischen Gläubigen in Deutschland hinterm Steuer ihres Dienstwagens erwischt. Dieser Fehltritt bringt ihre Glaubwürdigkeit in Gefahr. © PublicAd
Am 24. Februar 2010 zieht sie die Konsequenzen aus ihrem Fehlverhalten und tritt von ihrem Amt der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche zurück.
Am 24. Februar 2010 zieht sie die Konsequenzen aus ihrem Fehlverhalten und tritt von ihrem Amt der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche zurück. © ddp
Beim 2. Ökumenischen Kirchentag im Mai in München wurde die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) von den Gläubigen begeistert begrüßt. Auch wenige Tage später...
Foto: Joerg Koch/ ddp
Beim 2. Ökumenischen Kirchentag im Mai in München wurde die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) von den Gläubigen begeistert begrüßt. Auch wenige Tage später... Foto: Joerg Koch/ ddp © ddp
...als sie rund drei Monaten nach ihrem Rücktritt sie zum ersten Mal wieder in der zentralen Marktkirche in Hannover predigte, wurde sie von ihrer Gemeinde positiv aufgenommen.
 Foto: Jens Schulze/Pool/ddp
...als sie rund drei Monaten nach ihrem Rücktritt sie zum ersten Mal wieder in der zentralen Marktkirche in Hannover predigte, wurde sie von ihrer Gemeinde positiv aufgenommen. Foto: Jens Schulze/Pool/ddp © ddp
Ab 1. Januar 2011 wird Margot Käßmann die Max-Imdahl-Gastprofessur an der Ruhr-Universität Bochum übernehmen und dort ein Jahr lang auf dem Gebiet der Ökumene und Sozialethik forschen und lehren.
Foto: Ingo Otto / WAZ FotoPool
Ab 1. Januar 2011 wird Margot Käßmann die Max-Imdahl-Gastprofessur an der Ruhr-Universität Bochum übernehmen und dort ein Jahr lang auf dem Gebiet der Ökumene und Sozialethik forschen und lehren. Foto: Ingo Otto / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
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Neue Gastprofessur

Die Universität betonte am Mittwoch die fachliche Qualifikation Käßmanns. Hunderte Fachartikel und 40 Bücher allein in den letzten zehn Jahren zeugten von ihrer umfangreichen wissenschaftlichen Arbeit. Wie schon der Namensgeber der Gastprofessur, hat auch sie sich nie von Fachgrenzen einschränken lassen. Immer wieder habe Käßmann in überzeugender Weise unterschiedliche Wissenschaftsdisziplinen verbunden und auf aktuelle, die Gesellschaft bewegende Fragestellungen bezogen.

„Margot Käßmann hat beispielhaft zum Wissenstransfer theologischer Theorie in die Öffentlichkeit beigetragen und ist daher für die Gastprofessur hervorragend qualifiziert“, sagte der Ruhruniversitäts-Rektor Elmar Weiler.

Käßmann war im Februar als EKD-Ratsvorsitzende und Bischöfin von Hannover zurückgetreten, nachdem sie betrunken am Steuer ihres Dienstwagens gesessen hatte und von der Polizei gestoppt worden war. (ddp)