Bochum/Berlin. Die Opel-Mutter General Motors soll um 23 Uhr mitteleuropäischer Zeit das Gläubigerschutzverfahren einleiten. Zuvor treffen sich Regierung und Opel-Interessenten zum Spitzengespräch im deutschen Kanzleramt. Dort hat man Großes vor: Die Zukunft des Autobauers soll festgezurrt werden.

Ein Zeitplan, an dessen Ende ein großes Finale steht, wirkt zuweilen Wunder. Was für eine Woche für Opel: Seitdem die Investoren Freitagnacht ihre Konzepte für Opels Zukunft beim Bundeswirtschaftsminister eingereicht haben, ist kein Tag vergangen, an dem sich nicht eine gewaltige Nachrichtenflut über die Republik ergoss.

Opel sind die Patente sicher

Selbst am Mittwoch, am Tage des großen Finales im Kanzleramt, meldeten die Nachrichtenagenturen fast stündlich Neues, durchaus Positives im Sinne der Opelaner.

Gerade noch rechtzeitig vor einer Insolvenzanmeldung hat General Motors die europäischen Opel-Werke sowie die überlebenswichtigen Patentrechte aus dem Konzern herausgelöst und an die Adam Opel GmbH übertragen. Höchste Zeit. Mittwoch früh schlug im Opel-Aufsichtsrat die Spekulation auf, dass bereits um 23 Uhr mitteleuropäischer Zeit mit der Einleitung des Gläubigerschutzverfahrens (Chapter 11) zu rechnen sei.

Regierung will Investoren empfehlen

Dies wiederum dürfte den Druck auf die abendliche Runde im Kanzleramt mit den Bietern, den Fachministern, den Ministerpräsidenten der Länder mit Opel-Standorten sowie einem US-Investmentbanker erhöhen: Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, im Falle einer GM-Insolvenz mit einer Treuhand-Lösung ein Netz für Opel zu spannen. Zusammen mit einer Bürgschaft von Bund und Ländern über 1,5 Milliarden Euro soll der Treuhänder den Betrieb für Opel finanziell absichern.

Zudem will die Runde den Versuch unternehmen, eine gemeinsame Empfehlung der Bundesregierung für einen oder mehrere Investoren zu geben, mit denen der Treuhänder später in Detailverhandlungen einsteigen soll. Die Sitzung ist generalstabsmäßig geplant. Magna, Fiat und dem Finanzinvestor Ripplewood waren Büros zugewiesen, in denen die Manager ihre Konzepte erläuterten. GM und ein US-Investmentbanker als Vertreter des Finanzministeriums nahmen in der Hausmeisterwohnung Platz.

Beichtstuhlverfahren

Ab 17 Uhr starteten die Staatssekretäre ihre Runde auf Fachebene. Nach einer Information der Minister und der Bundeskanzlerin geht die Regierungsspitze zusammen mit den Ministerpräsidenten zwischen 21 und 22 Uhr in die vorletzte Runde.

Die Regie hat sich dazu ein Beichtstuhlverfahren ausgedacht: Bundeskanzlerin Angela Merkel, Peer Steinbrück (Finanzen), Olaf Scholz (Arbeit), Frank-Walter Steinmeier (Außen) sowie Karl-Theodor zu Guttenberg (Wirtschaft) bitten zusammen mit den Ministerpräsidenten zum Gespräch. Je 15 Minuten mit General Motors, Fiat, Magna und sodann Ripplewood. Bemerkenswert: Der chinesische Autobauer BAIC, der sich überraschend noch am Vortag als Interessent gemeldet hat, sitzt nicht bei Tische.

Nach Informationen der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung hat sich der Aufsichtsrat von Opel auf die Bildung einer Holding für die Treuhandlösung geeinigt. 35 Prozent sollte GM halten, 65 Prozent der Treuhänder, dessen Beirat aus je zwei Vertretern der US-Regierung und der Bundesregierung besteht. Zudem sitzt in dem Steuerungsgremium ein neutraler fünfter Mann. Ursprünglich hatte die Bundesregierung diesen Sitz für sich reklamieren wollen.

Wieviel Zugeständnisse macht Magna?

Spannend dürfte für NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers und die Belegschaft in Bochum sein, welche Zugeständnisse Magna mit Blick auf das Werk im Ruhrgebiet macht.

Betriebsratschef Rainer Einenkel sagte, Magna habe zugesagt, die Schließungspläne für das Getriebewerk mit 600 Mitarbeitern nochmal zu prüfen und durchzurechnen. Des Weiteren solle Bochum bei etwaigen künftigen Sondermodellen des Astra sowie des Ampera Berücksichtigung finden. Auch gebe es Überlegungen, Komponentenfertigungen ins Ruhrgebiet zu verlagern.

Ursprünglich drohte Bochum der Abbau von 2200 der 5700 Stellen.