Berlin. .
Neuntklässler in NRW befinden sich im Vergleich zu den anderen Bundesländern was sprachliche Leistungen angeht im Mittelfeld. Das ergab eine Überprüfung in den Fächern Deutsch, Englisch und Französisch.
Schüler aus Bayern und Baden-Württemberg sind die Sieger im nationalen Schultest der Bundesländer. Einer am Mittwoch in Berlin von der Kultusministerkonferenz vorgelegten Studie zufolge erreichen Schüler aus den beiden Südländern durchweg die besten Ergebnisse in den getesteten Kompetenzen in Deutsch und Englisch. Stadtstaaten und die meisten Ost-Bundesländer schnitten in vielen getesteten Bereichen schlechter ab. Besonders schlecht ist es im Vergleich um die Englisch-Kompetenz in Ostdeutschland bestellt: Hier belegen die fünf neuen Länder durchweg die Schlussplätze. Untersucht wurden die Leistungen von 41.000 Schülern in neunten Klassen über alle Schulformen hinweg. Die neue Untersuchung löst die bisherigen Ländervergleichen über die Pisa-Studien ab.
Kein Überflieger, aber auch nicht auf dem letzten Platz: Die Neuntklässler in Nordrhein-Westfalen befinden sich im Vergleich zu den anderen Bundesländern im Mittelfeld. Schüler in nördlichen Bundesländern hinken im Vergleich zu Süddeutschland nach wie vor im Sprachunterricht hinterher. Das ergab eine Überprüfung der Bildungsstandards in den Fächern Deutsch, Englisch und Französisch auf dem Niveau der 9. Klasse, deren Ergebnisse die Kultusministerkonferenz (KMK) der Länder am Mittwoch in Berlin veröffentlichte. Auch zwischen den „westlich und östlich gelegenen Ländern“ gibt es ein deutliches Gefälle, wie die KMK schrieb - vor allem im Fach Englisch.
NRW-Schüler schneiden in Englisch gut ab
Für die Fächer Deutsch, Englisch und Französisch ermittelte die Studie jeweils die Lesekompetenz, das Zuhören und die Orthografie. Bei der Lesekompetenz im Fach Deutsch landet NRW auf dem zehnten Platz, für die Kompetenz im Zuhören gab es Platz fünf, für die orthografischen Kompetenzen Platz neun. In allen drei Bereichen liegt Bayern auf Platz eins, Bremen ist Schlusslicht.
Im Fach Englisch sieht es schon besser aus: Beim Leseverstehen finden sich die Neuntklässler auf Platz fünf wieder, ebenso wie beim Hörverstehen. Spitzenreiter in beiden Bereichen sind wieder die Bayerischen Kinder, Schlusslicht beim Lesen ist Bremen, beim Hörverstehen Brandenburg. Eine Zusammenfassung gibt der Ergebnisse gibt es hier.
Pädagogen haben der Politik angesichts der jüngsten Bildungsstudie Versagen vorgeworfen. „Chancengleichheit bleibt im deutschen Schulsystem ein Fremdwort“, erklärte das Vorstandsmitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Marianne Demmer am Mittwoch. „Fast zehn Jahre nach PISA gibt es keine substanziellen Verbesserungen des deutschen Schulsystems.“ Die Studie ergab nämlich auch, dass Kinder sozialer Herkunft bei gleicher Leistung benachteiligt sind. „Große Herausforderung bleibt: Leistungsfähigkeit und soziale Gerechtigkeit in Einklang zu bringen“, sagte die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Doris Ahnen.
Demmer sagte, die Schulen würden zwar ständig mit Leistungsvergleichen überzogen. Aus den Testergebnissen würden jedoch keine Konsequenzen gezogen: „Es mangelt an Personal und Mitteln für die individuelle Förderung“.
Schavan kritisiert Strukturdebatten der Testverlierer
Der Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Heinz-Peter Meidinger, zeigte sich erfreut, dass die Hälfte aller Gymnasiasten bereits gegen Ende der 9. Jahrgangsstufe die Bildungsstandards der KMK erfülle, die eigentlich erst am Ende der 10. Klasse erreicht werden müssten. „Vor diesem Hintergrund gewinnt die bereits früher diskutierte Forderung, Gymnasiasten unter bestimmten Umständen bereits nach der neunten Klasse die Mittlere Reife zu verleihen, neue Brisanz“, sagte Meidinger.
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer sagte, das gute Abschneiden Bayerns erkläre sich durch das differenzierte Bildungsangebot. „Wir werden unsere Bildungspolitik weiter strikt an der individuellen Leistungsfähigkeit ausrichten und alles dafür tun, die Talente unserer Kinder unabhängig von ihrer sozialer Herkunft bestmöglich zu fördern“, sagte der CSU-Vorsitzende.
Zum neuen Schuljahr starte in Bayern der Modellversuch „Flexible Grundschule“ an 20 Grundschulen, erklärte Kultusminister Ludwig Spaenle. Schüler könnten je nach Lerngeschwindigkeit entscheiden, für die beiden ersten Grundschuljahre ein, zwei oder drei Jahre in Anspruch zu nehmen.
Auch Bundesbildungsministerin Annette Schavan lobte die südlichen Bundesländer, wie aus einem Bericht der „Rheinischen Post“ (Donnerstagausgabe) hervorgeht. Die Testsieger investierten kontinuierlich in Unterrichtsqualität und Lehrerausbildung. Schavan kritisierte: „Andere Länder führen stattdessen Strukturdebatten, die zwar mehr Unruhe, nicht aber mehr Qualität ins Schulsystem bringen.“
Der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Michael Kretschmer, erklärte mit Blick auf die Koalitionsverhandlungen in Nordrhein-Westfalen, es sei für die Kinder zu hoffen, „dass wenigstens SPD und Grüne die Ergebnisse zur Kenntnis nehmen und ihre Einheitsschulpläne überdenken.“ (sara/apn/rtr)