Seoul. Nordkorea hat den Streit um sein Atomprogramm mit einem erneuten Atomtest eskalieren lassen. Die Nachricht hat international Bestürzung ausgelöst. US-Präsident Barack Obama sprach von einer «Bedrohung für den internationalen Frieden».
Mit einem neuen Atombombentest hat Nordkorea weltweit Empörung und Sorge um die Sicherheit ausgelöst. Ein unterirdischer Atomtest sei am Montag «erfolgreich» verlaufen, berichtete die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA. US-Präsident Barack Obama sprach von einer «Bedrohung für den internationalen Frieden», der UN-Sicherheitsrat wollte am Abend zu einer einer Dringlichkeitssitzung zusammenkommen.
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Der Test sei unter sicheren Bedingungen erfolgt und sei mit einer höheren Sprengskraft ausgeführt worden als der erste Atomtest 2006, berichtete KCNA. Der Test werde dazu beitragen, «unsere Souveränität, den Sozialismus, Frieden und Sicherheit auf der koreanischen Halbinsel und in der Region zu garantieren» und die «abschreckende atomare Selbstverteidigung in jeder Weise zu stärken».
Test international scharf verurteilt
Kurz zuvor hatte die US-Erdbebenwarte ein Beben der Stärke 4,7 auf der Richterskala in der Nähe des ersten nordkoreanischen Atombombentests gemessen. Nach japanischen Angaben erreichten die Erschütterungen sogar den Wert 5,3. Damit sei die Sprengkraft der Testbombe schätzungsweise viermal so stark wie die von 2006, sagte ein Mitarbeiter der Erdbebenwarte in Tokio. Laut russischem Verteidigungsministerium setzte die Explosion eine Energie von etwa 20 Kilotonnen frei. Die von den USA 1945 über Hiroshima abgeworfene Atombombe hatte eine Sprengkraft von rund 15 Kilotonnen.
International wurde der Test scharf verurteilt. Obama nannte ihn einen «Grund tiefer Besorgnis für alle Nationen». «Nordkoreas Versuche, Atomwaffen zu entwickeln und sein ballistisches Raketenprogramm stellen eine Bedrohung für den internationalen Frieden und die internationale Sicherheit dar», erklärte er. Mit «offenkundiger Aufsässigkeit gegenüber dem UN-Sicherheitsrat» fordere Nordkorea «direkt und unbesonnen» die internationale Gemeinschaft heraus.
Ban Ki Moon "tief beunruhigt"
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon äußerte sich im Gespräch mit dem dänischen Fernsehsender TV2 «tief beunruhigt». «Alle Meinungsverschiedenheiten sollten im Dialog beigelegt werden», mahnte er. Der UN-Sicherheitsrat wollte am späten Abend über Nordkorea beraten, wie Russlands Außenminister Sergej Lawrow ankündigte. Moskau bezeichnete Pjöngjangs Vorgehen als «Eskalation» und «Sicherheitsbedrohung» in Nordost-Asien. China rief Nordkorea auf, alles zu unterlassen, was die Lage verschlimmern könnte. Tokio forderte Sanktionen gegen Nordkorea. Südkorea versetzte seine Armee in Alarmbereitschaft.
Der EU-Außenbeauftragte Javier Solana sprach in Brüssel von «unverantwortlichem Handeln» und forderte eine «harte Antwort der internationalen Gemeinschaft». Berlin verurteilte den Atomtest «auf das Schärfste» und rief Nordkorea auf, solche «Provokationen zu unterlassen», wie Außenamtssprecher Jens Plötner sagte.
Nordkorea testete am Montag laut südkoreanischen Militärs auch drei Kurzstreckenraketen. Anfang April hatte Nordkorea bereits eine Langstreckenrakete gestartet - angeblich um einen Kommunikationssatelliten ins All zu befördern. Eine UN-Resolution von 2006 hatte Nordkorea derartige Tests jedoch untersagt. Der UN-Sicherheitsrat verurteilte den Start. Pjöngjang verkündete daraufhin seinen Rückzug aus den Sechser-Gesprächen über eine Beendigung seines Atomprogramms, beendete seine Zusammenarbeit mit der Internationalen Atomenergiebehörde und nahm sein Atomprogramm wieder auf. (ap/afp)